...vergeht

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Point of View Victor


Es war einer dieser Tage, an denen einem schon kurz nach dem aufstehen klar wird, dass der Tag eine Katastrophe werden würde. Ich war am Morgen nachdem ich meinen Wecker abgestellt hatte, tatsächlich nochmal eingeschlafen. Als ich aufwachte hätte ich eigentlich schon auf halbem Weg zum Büro sein müssen.

Etwas überstürzt zog ich mich an, und humpelte noch während ich mir meine Hose anzog aus dem Schlafzimmer. Allem Eifer zum Trotz, kam ich ziemlich spät an der Zentrale an. Ohne Frühstück, und am schlimmsten ohne meinen morgendlichen Kaffee. Als ich auf dem Parkplatz rasch einparken wollte, hätte ich beinahe zu allem Überfluss, noch ein parkendes Auto gerammt. Der Tage konnte nur noch besser werden...

Kaum war ich auf dem Gang zu meinem Büro, und konnte endlich die Bürotür sehen, hörte ich hinter mir eine der nervigsten Stimmen die ich kannte, die Stimme von Ben Tesla. Er war der Assistent von Rupert Harris. Meinem recht cholerischen Vorgesetzten, der vermutlich bald in den Ruhestand gehen würde. Er ermittelte selbst schon seit einigen Jahren nicht mehr und koordiniert eher die Ermittlungen und arbeitete mit den Leuten der Presseabteilungen zusammen. In der Hoffnung dass Ben nicht zu mir wollte, drehte ich mich gar nicht erst um. Doch diese Hoffnung schwand als ich ein weiteres Mal seine Stimme hörte, dieses Mal offensichtlich an mich gerichtet. „Ah, da sind sie ja Victor."

Was auch immer er von mir wollte, gefallen würde es mir nicht, davon war ich überzeugt. Dennoch widerwillig drehte ich mich um und sah den etwas klein geratenen Mann, mit der immer unnormal geraden Haltung, direkt an. Obwohl meine ganze Körpersprache Ben klar machen sollte dass ich gestresst war und keine Lust auf ein Gespräch hatte (und noch weniger auf die Aufgabe die er mir zuteilte), war Ben immer noch souverän.

Ich schaute ihn an und dass genügte ihm um anzufangen.

„Rupert möchte dass sie in sein Büro kommen. Er erwartet ein Bericht und einige Antworten von ihnen. Er ist äußert, sagen wir unglücklich, über die bisherigen Fortschritte in ihrem Fall." Es war immer wieder erstaunlich wie aufrecht Ben stand und seinem Gegenüber immer direkt in die Augen schaute, obwohl er nicht viel größer als 1,60 war und von so ziemlich jedem Gesprächspartner überragt wurde.

„Rupert ist überaus besorgt, da die Presse nun immer mehr Gerüchte streut und ihre Ermittlungen keinen guten Schein auf das FBI werfen." Ich unterdrückte die Wut die in mir aufstieg und wand mich von Ben ab, obwohl dieser noch nicht fertig war. „Geht in Ordnung Ben." Waren die Worte die ich halbherzig an an Ben richtete als ich mich umdrehte und in die Richtung des Büros meines Vorgesetzten lief.

Doch kaum hatte ich mich von Ben weggedreht, streifte mich jemand an meinem Arm. Eine Frau war mit schnellem Schritt an mir vorbei gerauscht und drehte sich während dem Laufen einmal halb um, nur um zu sehen wenn sie gestreift hatte. Für einen kurzen Moment huschte Wiedererkennen über ihr überaus hübsches Gesicht, und ich fragte mich wie dass sein konnte. An diese Frau hätte ich mich vermutlich erinnert.

Doch schon hatte die Frau den Blick wieder nach vorne gerichtet und lief weiter, dieses Mal etwas gemächlicher. Nun konnte ich ihr Gesicht nicht mehr sehen, doch ich war mir sicher diese Frau zu kennen. Doch da war keine Erinnerung. Mein Gehirn ratterte doch je mehr ich versuchte mich zu erinnern desto unmöglicher schien es mir. Vielleicht würde ein weiterer kurzer Blick auf ihr Gesicht helfen. Beherzt beschloss ich sie anzusprechen, und beschleunigte meinen Schritt um zu ihr zu eilen. Sie lief mittlerweile sehr langsam und es war als würde sie auf mich warten. Als ich neben ihr angekommen war schaute sie mich an.

Zuerst fielen mir ihre hellgrauen Augen auf, mit denen sie mich schelmisch betrachtete. Als nächstes ihre vollen Lippen. Also sie meinen Blick bemerkte, lächelte sie kokett und mir fuhr eine prickelnde Gänsehaut über den Rücken. Doch das sanfte und leise „So sieht man sich also wieder Victor." ließ mich vermutlich bleicher werden. Woher wusste sie meinen Namen? Doch noch während ich unter Schock stand sah ich wie ihre schlanken Beine sich in Richtung Treppe bewegten. „Wir sehen uns sicher bald wieder." Prophezeite sie mir leise im Gehen. Ich wollte ihr hinterher und sie zur Rede stellen, doch mir war als hätte ich kurzzeitig vergessen was ich tun wollte. Erst als sie aus meiner Sicht war, wurde mir wieder klar was ich hatte tun wollen. Doch da war es zu spät. Sie war gegangen.

Etwas widerwillig ging ich in Richtung des Büros meines Vorgesetzten und holte mir meine wohlverdiente Standpauke für die mangelnden Erfolge der Ermittlungen. Es schien als wollte der Tag nicht besser werden.

Persuading PrudenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt