Persuading Prudence

Böse Taten

Point of View Prudence

"Camp Woodwork" Flüsterte die Frau neben mir entsetzt. Und auch mir lief ein leichter Schauer über den Rücken, als ich meine Umgebung noch genauer musterte. Die fröhliche Atmosphäre, die sonst hier im Sommer herrschte, fehlte. Anders als in meiner Erinnerung gab es hier heute keine muntere Betriebsamkeit. Der Ort schien menschenleer, und ich war mir sicher, meinen Entführern war dies klar.

"Ich war hier als Kind." Flüsterte die Frau neben mir ängstlich. Wäre mir davor nicht klar gewesen, dass sie eine Savant war, dann spätestens jetzt. In diesem Moment unterbrach Adrian die Stille. "Erinnerst du dich jetzt an mich Nancy?" Und der Moment als Nancy kreidebleiche wurde, war der in dem ich begriff. Hier ging es um etwas persönliches.

Ich durchforstete meine Gedanken. Kannte ich diese zwei vielleicht doch? Wie hatten die zwei wohl als Teenager ausgesehen? Fuck. Mein Gehirn streikte, und ich war mir doch so verdammt sicher gewesen, keinen der beiden zu kennen. Adrian packte Nancy nun grob und lächelte diabolisch. "Wir werden uns nun ein paar gute Erinnerungen in diesem Camp schaffen." Mit diesen Worten zerrte er Nancy in Richtung einer Hütte. Jim, der sich etwas im Hintergrund gehalten hatte, rief. "Wir haben Zeit Ad. Das wichtigste ist dass wir in der Nähe von einander bleiben." Und dann packte Jim auch mich grob und zerrte mich mit sich. Ich hörte Nancy schmerzerfüllt wimmern. Vermutlich tat Adrian ihr weh, während er sie zur Hütte zerrte.

Ich wusste, zu diesem Zeitpunkt hatte sich wehren keinen Zweck. Wir würden auf eine bessere Chance warten müssen.

Es mussten Stunden vergangen sein, in denen Nancy und ich auf dem Boden der Hütte lagen. Wir hörten die Männer direkt nahe bei der Hütte Holz stapeln. "Sie werden mich anzünden." Flüsterte Nancy mit Tränen in den Augen. Ich schluckte schwer, ob sie uns wirklich verbrennen wollten? Das schien mir nicht ganz ihre Art, zu grausam zu wenig inszeniert. Doch noch während ich dies dachte, revidierte ich meine Meinung. Alle Morde waren abstrus grausam. Doch wie kam Nancy ausgerechnet auf Verbrennen? Sie schien sich so sicher zu sein. 

"Woher kennst du die beiden?" Fragte ich mit einer ruhigen sachlich Stimme, die so fern von dem war, wie ich mich fühlte. Ich wäre gerne in Panik ausgebrochen und hätte geheult. "Von der Jugendfreizeit hier im Camp." Nancy liefen nun tatsächlich noch mehr Tränen aus den Augen.

Doch die Information war nicht wirklich überraschend. Ich musste sie nicht zum sprechen drängen. Sie tat es ganz von alleine. "Wir waren nicht wirklich nett zu ihnen. Ich vermute die werden es nun auch nicht sein." Ich nickte verstehend, obwohl ich nicht wirklich verstand. Wer war wir? Doch scheinbar musste ich gar nicht erst fragen. "Ryan, hat damit angefangen." Ich schluckte. "Ryan Jesko?" "Ja, woher kennst..." Sie brach ab und beendete den Satz nicht. "Er ist tot, oder?" Sagte sie und ihre Miene wurde ausdruckslos. Ich schluckte und nickte. Ryan Jesko war einer der toten Savants. Ich hatte keinen der Namen der Toten vergessen. Fuck, dann gab es doch einen konkreteren Zusammenhang zwischen den wild in den Staaten verstreuten ermordeten Savants. Einen so offensichtlichen, zu mindestens für Savants. Fuck wie konnte ich vergessen an etwas derartiges zu denken. 

"Um uns steht es richtig übel. Oder?" Ich nickte nur stumm, und ärgerte mich dass mir nicht früher klar geworden war dass es doch einen so extrem persönlichen Bezug zu den Opfern gab. Fuck. Es erklärte einiges. Ich dachte es wäre eine allgemeiner Hass allen Savants gegenüber. Oder vielleicht auch der Versuch die eigene Macht über andere Savants auszukosten. Doch das. "Nancy. Du musst mir erzählen was ihr als Kinder gemacht habt."

Ich war eine lausige Profilerin und hätte meine Erkenntnis mit Victor teilen sollen. Doch nun konnte ich nur versuchen besser zu verstehen. Vielleicht würde es helfen.

"Sie haben hier nicht her gehört." Flüsterte Nancy mit zittriger Stimme. Die Überzeugung der Richtigkeit ihrer Worte schwang dennoch durch. "Sie konnten alleine nichts. Unter Menschen waren sie wie Menschen. Ohne einen Savant in der Nähe waren sie nichts." Bitterkeit schwang in ihren Worten, und der Hass war deutlich herauszuhören.