Happy Birthday

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Point of View Victor


Samstag 0:46 Uhr


Als ich mein Auto auf einen ziemlich schicken Parkplatz stellte, hatte ich das Gefühl falsch zu sein. Als wir drei ausstiegen verstärkte sich dieses Gefühl noch mehr. Sky und Zed schien hingegen begeistert. Die beiden hatten sich ordentlich herausgeputzt und waren in bester Stimmung. Sky hatte ihr langes blondes Haar hochgesteckt und trug hohe Schuhe um neben Zed nicht zu klein zu wirken. Ihr Blick war auf das Hochhaus vor uns gerichtet. "Wirkt ganz schön edel Victor, zumindest wenn es sich um das Gebäude vor uns handelt." Meinte sie grinsend.

Das Hochhaus fiel durch die vielen großzügigen Fensterflächen auf und wirkte ansonsten auch sehr gepflegt und nobel. Allen Anschein gab es Wohnungen in diesem Haus. Dennoch glaubte ich nicht wirklich daran hier richtig zu sein und dieser Eindruck verstärkte sich als wir auf die Tür zugingen, oder wohl er auf den imposanten Eingangsbereich. Es gab tatsächlich zwei Wachmänner. Ich schaute Zed an, der mich fragend ansah. Steve hatte vermutlich zu viel getrunken und uns die falsche Adresse gegeben. Ich wand mich zu Sky, die ein hübsches grünes Kleid anhatte. "Vermutlich hast du dich umsonst so heraus geputzt. Ich denke wir sind falsch."

Zed strich sich etwas entgeistert durch sein dunkles Haar. Von einem Moment auf den anderen wurde sein Blick kurz teilnahmslos und plötzlich legte sich ein Grinsen auf sein Gesicht. Er hatte eine Vision gehabt. Bevor ich ihn auch nur darauf ansprechen konnte, hörte ich Steves Stimme. Mein Blick flog sofort zu Steve der an den Wachmännern vorbei ging. Steve schwankte leicht, wirkte ansonsten aber in Ordnung.

"Vic das ist der Hammer hier." Rief er uns in schwankender Stimmlage zu. Er fuchtelte wild mit der Hand und zeigt auf den Eingang. Mein Kollege kam in seinem , vermutlich, besten Anzug auf uns zu. Ich schaute kurz an mir herunter und fragte mich ob ich mit Jeans und Hemd auffallen würde. Aber Steve lenkte meine Aufmerksamkeit gleich wieder auf sich. Er stand nun vor mir und meinte, einige Wörter schon lallend "Du trinkst jetzt einen mit mir." Als sein Blick nun Zed und Sky streifte legte sich Verwirrung auf sein Gesicht. "Gehören die zu dir, die sehen aber schon ein bisschen jung aus?" "Naja sind sie ja auch. Darf ich vorstellen: Mein Bruder Zed und seine reizende Freundin Sky. Zed, Sky dass ist Steve." Sky und Zed lächelten verständnisvoll, ihnen war klar dass mein werter Kollege sternhagelvoll sein musste. Den Steve drehte sich um und schaute an dem Gebäude hoch und meinte. "Von dort oben sieht alles unter so klein aus." Das Lallen war bei jedem Wort sein ständiger Begleiter.

Dieses Gebäude wirkte zu imposant, so dass ich nicht glaubte ein normaler Mensch könnte sich hier ein Wohnung leisten. Noch dazu in solch einer zentralen Lage. Und das eine kleine Profilerin soviel verdiente glaubte ich nun wirklich nicht.

Steve ging nun wieder auf den Eingang zu, und winkte den zwei Wachmännern, die offensichtlich sehr genervt schienen. Dennoch nickten sie uns bestimmt zu. Wir durften also rein. Ob sie sich hier öfters mit Betrunken herum ärger mussten? Mir schien es nicht so. Ohne sie weiter zu beachten traten wir ein.

Das Gebäude hatte ein großes Foyer dass zu den Aufzüge führte. Steve schritt schwankend, aber zielsicher, in Richtung der Aufzüge.

Wenig später fanden wir uns in einer luxuriösen Aufzugkabine wieder.
"Stock 23" Erklärte er und schaute etwas zu lange, für meinen Geschmack, welcher den der Richtige Knopf sei.

Als die Anzeige auf 23 ging, dachten wir uns noch nicht viel. Doch schon bald wurde uns klar, dass hier viel Kohle im Spiel war. Der Gang direkt vor uns war stilvoll und groß. Und dass waren Gänge und Flure in Denver für gewöhnlich nicht, zu teuer, zuviel Platzverschwendung.

Und da waren wir nun, es war unglaublich. Nicht nur mir stand der Mund plötzlich offen, als wir zur weit offen Tür gingen, der einzigen auf diesem Stockwerk. Sky und Zed schien es ähnlich zu ergehen.

Hier standen wir also. In einer Wohnung, die wirkte als wäre sie aus einem dieser Hochglanzzeitschriften. Es sah alles ziemlich nach Designerware aus. Musik drang an unsere Ohren in einer angenehmen Lautstärke, und das Lachen einiger Gäste.

"Pru ist vermutlich bei Holly." Holly? Als Steve plötzlich einfach davon lief, folgten wir drei ihm. Steve führte uns in einen großen Raum mit einer ganzen Menge feiernder Menschen. Es spielte in Partymusik und es schien als hätte beinahe jeder einen Drink in der Hand. 'Kein Alkohol für euch zwei. Ich bin für euch verantwortlich' Zed grinste leidenden und Sky unschuldig auf meine telepathische Ansage. Aber keiner erwiderte etwas. Mir war schon jetzt klar, die zwei würden an Alkohol kommen.

Als ich mich zwischen den plaudernden Mensch zur Bar begab, durchflutete mich ein Gefühl der Vorfreude. Ein kleiner Drink, oder auch mehr, wurden die Nacht doch noch angenehm werden lassen. An der Bar stand tatsächlich ein professioneller Barkeeper, der gekonnt schöne Cocktails mixte und eifrig Drinks an jeden verteilt, der ihn darum bat. Happy Birthday Victor gratulierte ich mir selbst, es war immerhin schon nach 12. Es wunderte mich ein bisschen, aber von den anderen hatte mir bis jetzt keiner gratuliert. Steve war vermutlich zu betrunken und die anderen beiden zu aufgeregt.

Als mir der Barkeeper den einfachen Mixdrink in die Hand drückte, nahm ich erstmal einen guten Schluck.

Als ich mich, mit meinem Glas in der Hand, in Richtung einer Sitzecke begab, spürte ich einen Blick auf mir. Prudence stand lässig an eine Wand gelehnt und schaute mich musternd an. Sie hatte ein hübsches blaues Kleid an und ich war versucht ihr zu sagen dass sie wundervoll aussah. Irgendetwas ließ die Atmosphäre zwischen uns vibrieren. Ich überlegte ob ich aufstehen sollte um ihr zu gratulieren. Ich hatte das Gefühl, ich sollte mit ihr ins Gespräch kommen. Entschied mich aber dafür abzuwarten. Eigentlich wusste ich nichts über mein Kollegin. Überhaupt war ich verwundert dass sie alleine an der Wand stand.

Pru musterte mich interessiert. Aber plötzlich wurde ihr Blick traurig. Sie schüttelte sich, als wollte sie etwas unangenehmes abschütteln. Und genau in diesem Augenblick trat eine Frau in ihr Blickfeld. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Sie waren beide etwa gleich groß und obwohl ihre Gesichtszüge sich leicht unterschieden, war klar dass hier eine Verwandtschaft vorlag. Der größte Unterschied lag in der Haarfarbe. Braun und Schwarz. Ich musterte die Fremde und konnte das Gefühl sie zu kennen nicht abschütteln.

Sie legte ihren Arm herzlich um Pru's Taille und folgte Pru's Blick, der an ihr vorbei auf mich gerichtet war. Pru wand ihren Blick augenblicklich ab. Doch die Schwarzhaarige musterte mich schon interessiert. Es sah ein bisschen nach stummer Kommunikation aus, als Pru ihren Kopf schüttelte und sich ein Lächeln auf die Mundwinkel der anderen stahl. Es war kein amüsiertes Lächeln, eher ein schelmisches voller Vorfreude. Wenige Sekunden später wurde der Blick meiner Kollegin schockiert, wurde aber rasch wieder starr. Keine Gefühlsregung. Was da abging konnte ich nicht erklären.

Plötzlich bewegten sich die beiden in meine Richtung. Ich war überrascht als die Schwarzhaarige mich kokett anlächelte.

"Alles Gute zum Geburtstag Victor." Gratulierte Prudence mir und streckte mir die Hand hin. Ich erhob mich von der Sitzecke und nahm ihre Hand entgegen und erwiderte. "Ja dir auch nachträglich alles Gute." Die Augenbrauen ihrer Begleiterin verzogen sich missbilligend. "Pru hat heute Geburtstag, wir feiern in ihren Geburtstag rein." Korrigierte sie mich scharf. "Darf ich vorstellen meine Cousine Holly. Sie hat die Party für mich geplant. Das ist ihre Wohnung." Erklärte Pru mit einem Lächeln. Irgendwas an der Art ihres Lächeln verriet, dass sie die Begegnung nicht gut hieß.

Ich fühlte mich nicht ganz wohl in meiner Haut. Diese Holly musterte mich auf eine sehr durchdringende Art. Als sie plötzlich zu einem netten Lächeln wechselte wurde sie mir leicht unheimlich. Pru schien bemüht Abstand aufzubauen, sie sprach in einem etwas gleichgültigen Tonfall. "Ich geh mir nochmal was zu trinken holen. viel Spaß euch beiden."

Und so ließ sie mich und ihre seltsame Cousine alleine. Eine Weile herrschte Schweigen.

Persuading PrudenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt