Mitgenommen

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Point of View Victor


Holly hatte sich nicht mehr gemeldet, nachdem wir in Prudence Wohnung waren. Und Montag wurde klar, dass Pru tatsächlich verschwunden war. Ein kleiner, nicht sehr realistischer Teil in meinem Kopf hatte sich an diese Möglichkeit geklammert. Sie war nicht bei der FBI Centrale zur Arbeit aufgetaucht. Und auch telefonisch war sie nicht zu erreichen, wie schon seit Samstag.

Holly hatte mir einen Floh ins Ohr gesetzt. Savants die sie entführt hatten. In meinem Kopf spukte der Killing Artist, der vermutlich ein Savant war. Meine Kollegin die gefoltert wurde, vielleicht sogar von dem Serienmörder den wir suchen. Ich wusste Prudence war etwas schreckliches passiert, wollte es aber nicht ganz glauben. Die ersten Stunden des Montagmorgen hatte ich noch darauf gehofft, sie würde gleich zur Tür hereinspazieren. Etwas erzählen das alles erklären würde. Doch so kam es nicht. Wie ich die ganze Zeit befürchtet hatte.

Irgendetwas stimmte eindeutig nicht. In meinem Kopf war alles, von harmlosen bis blutigen Varianten. Auch Steve schien sich Sorgen zu machen. Obwohl er nicht das wusste was ich wusste. Ich war mir unsicher wieviel ich ihm sagen sollte. Prudence war noch nicht offiziel verschwunden. Das würde auch nicht so bald passieren. Holly weigerte sich sie als vermisst zu melden. Und ich würde es auch nicht tun. Zuviel Zeit für Papierkram und zum Erzählen. Später vielleicht.

Der Gedanke meine gesamte Familie miteinzubeziehen wurde immer verlockender.
Es hatte nur einen Anruf gebraucht und schon waren Crystal und Xav einverstanden gewesen sich in Aspen bei unseren Eltern zu treffen. Sogar Trav und Diamond würden sich gleich auf den Weg machen. Kurz nachdem ich meine Telefonate erledigt hatte, ging ich zu meinem Auto auf dem Parkplatz. Steve erzählte ich, ich würde mich mit Trav treffen um Informationen auszutauschen. Er war wegen Prudence so besorgt, dass er nicht weiter nachhackte. Also verließ ich das Büro.

Schon von Weitem sah ich Holly, die an mein Auto lehnte. Wie als wäre es ihr Auto lehnte sie daran. Ich ging schnurgerade auf sie zu.

"Was machst du hier?" Zischte ich sie an. Sie zuckte mit den Schultern.
"Weiß ich auch nicht, aber ich komm alleine nicht weiter. Ich war die ganze Nacht wach. Bin mit meinem Auto durch halb Denver gefahren, und unruhig in meiner Wohung auf und abgelaufen. Also dachte ich mir ich geh zu dem Idioten der beim FBI arbeitet. Der wird schon irgendwas sinnvolles machen."

Sie grinste mich bei ihren letzten Worten leicht an. "Sehr schmeichelhaft Holly."
"Immer wieder gerne. Was hast du jetzt vor?" "Eine Art Krisensitzung bei meiner Familie. Es sind Savants im Spiel, also werden sie alle helfen. Wir haben eine Sucherin in der Familie, und auch der Rest ist sehr begabt. Vielleicht können wir zusammen was ausrichten."

Ich ging zur Autotür und so stand sie direkt neben mir. "Kann ich mit?" Sie schaute mich eindringlich an. Leise flehentlich fügte sie hinzu. "Bitte." Ihr Gesicht war hoffnungsvoll, und es war schwer nein zu sagen. Obwohl ich wusste wie verwegen sie war. Sie würde vermutlich alles tun um zu bekommen was sie wollte.

"Ok. Aber nur damit du niemand anderes in seiner Wohnung überwältigen kannst." Ich klang scherzhaft, obwohl die Worte tatsächlich nicht ganz unernst gemeint waren. Holly war geradezu unberechenbar. Bei ihr konnte ich mir vorstellen, dass sie bald loszog und dumme Dinge tun würde. Sie schien meinen letzten Satz aber bis auf das Okay zu ignorieren. Zufrieden ging sie um das Auto zur Beifahrertür. Ohne Umschweife zog sie die Tür auf und setzte sich.

Holly war leicht skeptisch, als wir vom Parkplatz fuhren, damit wir uns auf den Weg zu meinen Eltern machen konnten.

"Wir entfernen uns sicher von ihr. Aspen ist ein gutes Stück entfernt." Gab sie sichtlich von der Vorstellung angewidert von sich. Sie hatte es sich aber schon auf dem Sitz gemütlich gemacht. Vermutlich suchte sie nur irgendeinen Grund mit mir nicht einer Meinung zu sein. Sie wusste dass es im Moment sonst nichts gab was wir tun konnten. Und das sollte ihr einziger Satz für die nächste halbe Stunde bleiben.

"Glaubst du sie lebt noch?" Fragte sie in die Stille hinein. "Ich hoffe es." Nach kurzer Stille machte ich den Radio an und wir fuhren die weiteren Stunden schweigend.

Ich war schon von der Interstate runter, als sie plötzlich anfing zu erzählen.
"Weißt du sie war früher nie so. Sie war zwar vorsichtig aber ist nie vor Dingen weggerannt. Seit der Sache mit Vale, ihrer Schwester hat sich dass aber geändert."
Sie hörte auf und ich schwieg weiter schaute gerade aus auf die Straße. Wollte ich dass hören? Doch Holly sprach weiter.

"Ich glaub sie hat nicht nur Angst vor Verlust sondern auch davor etwas zu bekommen was sie wieder verlieren könnte." Was sollte ich darauf jetzt erwidern. Ich wollte weder mit Holly über sentimentale Dinge reden, noch mich zu sehr mit Prudences Vergangenheit beschäftigen. "Wir sind bald da Holly." Erwiderte ich letztlich. Meine Ignoranz an dem Gespräch ließ Holly endgültig verstummen.

Wir parkten vor dem Haus meiner Eltern und kaum waren wir ausgestiegen, kam mein Dad aus dem Haus. "Schön dich wieder zu sehen Victor." Er kam auf mich zu und umarmte mich. "Alles Gute noch nachträglich zum Geburtstag." Während er das sagte klopfte er mir leicht auf die Schultern. Er warf einen kurzen sehr abschätzenden Blick auf Holly.

"Hallo." War das Einzige, was er für sie übrig hatte. Dann wand er sich wieder an mich und schaute mir direkt in die Augen. Bevor er sich telepathisch an mich wand.
>Sie ist gefährlich Victor. Sky hat mir erzählt dass sie dich am liebsten umgebracht hätte.<
>Ich weiß Vater, ich war dabei.< Mit diesen Worten schaute ich Holly bedeutungsvoll an.
"Wir sollten rein gehen, die anderen warten schon." So folgten wir meinem Dad ins Haus.

Holly verhielt sich ruhig und schaute freundlich.
Im Moment waren nur Zed, Sky, Uriel, Trace und mein Dad hier. Meine Mum holte Phee und Yves ab. Crystal und Xav waren noch auf dem Weg hierher. Will würde nicht kommen, er war in Holland auf der Suche nach seinem Seelenspiegel.

Mein Mitbringsel aus Denver begrüsste alle Anwesenden, hielt sich ansonsten aber im Hintergrund. Redete mit niemand und schaute die Wohnung und Einrichtung an. Letztlich setzte sie sich auf die große Treppe im Hausflur, kurzerhand setzte ich mich neben sie.

"Wir warten noch bis die anderen da sind. Wenn du willst, kannst du es dir im Wohungzimmer ja gemütlich machen. Sky und Zed kennst du ja noch." "Lass gut sein Victor. Die mögen mich nicht, und ich komm damit klar. Ich mach ihnen Angst. Zed wollte mir nichtmal richtig die Hand geben. Wir sollten einfach warten bis die anderen kommen." "Ok." Also ließ ich Holly alleine auf der Treppe zurück und ging zu den anderen ins Wohnzimmer.

Im Haus war die Stimmung Holly gegenüber durchweg skeptisch oder feindlich. Okay mit meiner Familie würde sie vermutlich nicht warm werden. Und das sollte was heißen, normal nahm meine Familie jeden der Hilfe brauchte mit offenen Armen auf. Doch selbst Holly war nicht mehr freundlich, nachdem sie die Atmosphäre in sich auf genommen hatte.

Sie redete mit niemand und schaute alle an, als ob sie erwartete gleich eine Dolch im Rücken stecken zu haben. Vermutlich war das nicht mal weit weggeholt. Mein Dad war richtig unruhig weil sie in der Nähe war. Doch auch als sie alleine im Flur auf der Treppe saß, war er unruhig. Er ließ sie nur ungern aus dem Auge, immer wieder schlich er auf den Flur um zur Treppe zu schauen. Als erwarte er Holly würde plötzlich irgendwas anstellen.

Irgendwann als er wieder zur Tür ging, und die Treppe anstarrte, kam Holly kurz darauf zur Tür. Sie hatte ein falsches Lächeln auf gesetzt, und streifte den Arm meines Dad, als sie an ihm vorbei ging. Ohne ein Wort lehnte sie sich an die Wand gegenüber der Tür.
Mein Dad hatte sich bedrohlich vor ihr aufgebaut. Er war ein großer Mann der, wie ich nun merkte, durchaus Angst einflossen konnte. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Er machte klar dass er seine Familie beschützen würde. Und Holly als direkte Bedrohung sah. Ein bisschen übertrieben kam das ganze aber schon rüber.

Sky und Zed hatten sich hingegen entspannt aufs Sofa gelummelt und beobachten Holly dabei dennoch wachsam. Uriel lehnte sich ans Fensterbrett, er blickte nachdenklich in die Richtung unserer Besucherin. Er hatte ihr zur Begrüßung die Hand gegeben, was bedeutete dass eventuell etwas von ihrer Vergangenheit für ihn sichtbar wurde. Manchmal reichte ein einfacher Kontakt für seine Gabe die Vergangenheit anderer zu lesen. Doch er blieb ungerührt stehen, strich sich nicht einmal sein zerzaustes Haar aus dem Gesicht. Er teilte seine Gedanken im Moment nicht mit uns.

"Wo ist jetzt das Wunderkind das meine Cousine finden soll?" Fragte sie nach einer Weile und musterte meine Familie eindringlich. Sie war kein bisschen eingeschüchtert, von unserer bloßen Anzahl und dem Wissen das wir auch Savants waren. Ich verstand was Dad so unruhig machte. Holly war unberechenbar und stark.

Trace der bisher ruhig neben mir gestanden hatte, war schneller als wir anderen auf den bissigen Unterton zu reagieren. "Pass auf wie du dich hier benimmst. Du brauchst unsere Hilfe nicht wir deine." Ich musste innerlich schmunzeln, kaum war seine Frau (die große Streitschlichterin) nicht da, passierte sowas. Ob er es vermisste sich einfach auch mal mit Leuten nicht zu verstehen und ordentlich zu prügeln?

Holly schnaufte genervt. Sie schaute Trace direkt an, erwiderte aber nichts. Es war eine so miese Idee gewesen sie mitzunehmen. Die ganze Sache waren grauenvoll.

"Sie kommen sicher bald." Versuchte ich Holly etwas zu beruhigen. Sie schaute mich kurz an und nickte. Irgendwie tat sie mir tatsächlich etwas Leid. Sie wirkte wie ein bissiger Hund der in die Enge getrieben wurde. Kampflustig und verängstigt, auf ihre spezielle Art. Damit war vorerst etwas Ruhe.

In der Stille hörte man ein Auto ans Haus fahren. Der Motor surrte. Und alle im Raum lauschten.

Dad sah man an dass er am liebsten nach draußen gegangen wäre. Doch keiner rührte sich von der Stelle. Alle warteten. Kaum war die Haustür zugefallen kam ein Schwung gute Laune ins Haus, Xavier und Crystal waren endlich da.

"Ich hab die Frau des Tages im Schlepptau." Verkündete Xav schon im Flur. Wenige Sekunden später trat er mit Crystal, Hand ind Hand, ins Wohnzimmer. Alle drehten sich zu den beiden hin. Anders als sonst umarmte aber keine stürmisch die beiden. Jeder im Raum blieb an seinem Platz.

"Hallo Leute, wir haben es endlich auch geschafft. Wo brennt's jetzt genau?" Fragte Xav und ließ den Blick einmal durch den Raum wandern. Bei Holly verharrte er eine Weile, um mich dann intensiv anzuschauen. Crystal durchbrach die unangenehme Stille mit ihrer sanften Stimme. "Wenn genau soll ich jetzt finden?"

"Meine Cousine. Sie wurde entführt." Holly hielt sich kurz und war plötzlich erstaunlich geschmust. Sie wollte etwas von Crystal und würde sie um den Finger wickeln. Crystal schaute sie mit ihren hellbraunen Augen bedauernd an, und strich sich eine ihrer dunkeln Strähnen hinters Ohr. "Also ran an die Arbeit?" Fragte Xav mit Elan und alle wurden etwas lockerer.

"Sollen wir vier hoch gehen? Mir ist hier etwas zu viel los." Es war klar wenn sie mit wir meinte, Holly, mich und natürlich Xav ihren geliebten Seelenspiegel.
Dad schaute leicht unglücklich. Und auch die anderen schienen nicht so glücklich darüber uns alleine zu sehen.

>>Victor, weißt du wie diese Frau ihr Geld verdient?<< Fragte mich Uriel telepathisch.

>>Nein, aber wie kommst du jetzt da drauf, ich bitte dich so schlimm ist sie nun auch wieder nicht. Bei der Sache bei mir zuhause war...<<

>>Victor diese Frau foltert Menschen um an Informationen zu kommen. Und danach löscht sie jegliche Erinnerung daran. Betriebsspionage, gehört zu den harmloseren Dingen die sie professionell betreibt. Ihre Familie besteht aus einigen Kleinkriminellen und Trickbetrügern, für meinen Geschmack jedenfalls zu viele. Und du lässt dich gleich ganze zwei Mal von ihr verführen und weißt es vermutlich nicht einmal mehr.<<

Mir klappte die Kinnlade herunter. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich schielte zu Holly um dann gleich wieder fassungslos meinen Bruder anzuschauen.

>>Du hast ihre Vergangenheit gesehen.<<
Es war eine Feststellung und ein Vorwurf gleichzeitig. Ich muss mich kurz schütteln und traute mich kaum daran zu denken, dass da was gewesen sein sollte. Holly war hübsch ohne Frage. Sogar attraktiv. Doch Holly und ich? Nein. Und wieso zur Hölle zwei Mal?

>>Du solltest wissen dass sie alles tun wird um diese Prudence zu retten. Ob wir dabei auf der Strecke bleiben ist ihr egal. Und ganz uneigennützig ist die Sache auch nicht. Sie liebt sie zwar wie eine Schwester, aber diese Prudence ist eine Cachee, ihre Familie braucht sie.<<

Er söhnte leicht und stieß sich vom Fensterbrett ab. Als er an mir vorbei ging, flüsterte er mir beinahe unauffällig zu. "Manchmal ist es besser gar nicht alles zu wissen."

Crystal und Xav hatten sich während dessen Holly geschnappt und machten sich auf den Weg nach oben. Im Gegensatz zu den anderen hatten sie keine Berührungsängste.
Immer noch von dem Gehörten geschockt ging ich den dreien hinterher.

Wenig später fanden wir uns in meinem alten Zimmer wieder. Crystal hatte es sich auf dem Teppichboden bequem gemacht und Xav saß neben ihr. Holly saß ihr gegenüber auf dem Boden und war nun weit aus offener. Sie strahlte und erhoffte sich offenkundig viel.

Als Crystal mit der Arbeit begann und Hollys Hand nahm, war ihr Gesichtsausdruck zu erst zur sehr erfreut. Doch nach einiger Zeit nahm ihr Gesicht einen verwirrten und fragenden Zug an. "Komisch irgendwas stimmt hier nicht. Ihr Muster ist gerade gesprungen. Sie wechselt den Ort." Holly stöhnte. "War ja klar das ihre Fähigkeit auch Sucher abwehrt. Hat sie bei dem Tracer auch gemacht." Holly wirkte nicht einmal so enttäuscht wie ich erwartet hätte. Sie nahm die Sache beinahe gelassen hin. Sie schien damit gerechnet zu haben.
"Tut mir leid..." Setzte Crystal an doch Xav unterbrach sie. "Nicht so wild du kannst halt auch nicht alles finden. Und wehe dir kommen wieder Selbstzweifel. Du machst diese Seelensuchersache immerhin klasse."

Holly spitze bei Seelensucher die Ohren und ein leicht verlangend wirkender Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. Xav und Crystal fiel dass gar nicht auf, die beiden waren gerade damit beschäftigt sich gegenseitig verliebt anzuschauen. Ich dagegen wusste, was Holly dachte.
"Du bist mehr als eine Sucherin, eine richtige Seelensucherin?" Sie wirkte als spräche sie von einer Märchengestalt. Crystal nickte während, Xav jetzt erst auffiel dass er seine Liebste geoutet hatte.

"Wie funktioniert das? Kannst du auch mein Gegenstück finden?" Ihre Stimme überschlug sich fast. Sie wurde meiner Ansicht nach beinahe etwas zu hoch.

"Ich kann es versuchen." Meinte Crystal leicht hin und ich hatte schon vor Augen das Dad und Uriel die Sache nicht gefiel. Aber was konnten sie schon dagegen haben das zwei sich finden? Nochmal nahm Crystal die Hand von Holly. Dieses Mal verschwand das Lächeln auf ihrem Gesicht nicht. "Holland." Verkündete sie zufrieden. "Danke." Es war ernst gemeint, als Holly das sagte. Ich spürte es. "Sieh es als Trost, dass ich deine Cousine nicht finden kann."

Als wir wieder nach unten gingen, warte Dad schon an der untersten Treppenstufe. Hatte er Angst jemand könnte entführt werden?

"Und wo müssen wir jetzt suchen?" Fragte er geschäftsmäßig. Xav antworte ihm. "Crystal konnte sie nicht richtig finden. Sie springt und verbirgt sich somit vor uns."

"Das mit Pru ist wirklich Mist. Irgendwie komisch dass ist jetzt schon das zweite Mal dass soetwas passiert. Und immer dann wenn ich Crystal fragen jemanden zu finden." Irgendwie konnte ich mir die Worte nicht verkneifen, und sie waren raus bevor ich es verhindern konnte.

Crystal verharrte einen Moment zu lange auf der Stelle. "Alles okay, Schatz?" Fragte Xav besorgt der beinahe in sie gelaufen wäre. Crystal antworte ihm nicht. Sie schien in Gedanken versunken. Es dauerte noch eine Weile bis sie reagierte.

"Ja, oder besser nein. Ach verdammt, ich weiß es nicht. Victor hat Recht. Er hat mich gerade auf was aufmerksam gemacht. Es ist das zweite Mal dass das passiert. Dieses Nicht finden. Und ich finde alles. Es ist nur so, dass mir nicht nur das springen bekannt vorkommt. Dieses Muster. Es fühlte sich so bekannt an. Jetzt wo ich darüber nachdenke. Ich dachte zu Beginn dein Seelenspiegel könnte wirklich von Ort zu Ort springen. Vielleicht irren wir uns. Vielleicht hat mich dein Seelenspiegel auch geblockt. Was denkst du wieviele Savants es mit dieser Fähigkeit  gibt? Und fühlen sich diese Muster dann immer so an? Ich weiß es nicht. Alles Zufall, vermutlich. Aber ich bin verwirrt. Diese Sache überfordert mich so langsam. Was wenn..." Sie brachte den Satz nicht zu Ende. Sie schüttelte den Kopf und wollte es nicht sagen.

Prudence mein Seelenspiegel? Ich schüttelte den Kopf, als ich den Satz in Gedanken vollendete. Xav aber schien Crystals Gedankengang ebenfalls zu verstehen.

"Es wäre doch großartig. Dann weißt du wer dein Seelenspiegel ist." Er strahlte, doch dann verstand auch Holly um was es ging. Mit klarer Stimme sagte sie: "Nein Xavier, es wäre furchtbar. Prudence ist entführt und könnte jeden Moment umgebracht werden." Das breite Grinsen verschwand nicht von Xav's Gesicht. "Klingt doch nach einem guten Ansporn sie zu finden und es heraus zu bekommen. Vielleicht ist sie es ja." Meinte Xav weiter munter. 

Ich schaute besorgt zu Holly. Doch anders als erwartet, hatte sich ein Lächeln auf ihren Lippen gebildet. "Dann sollte ich mich wohl freuen. Diese Tatsache bedeutet wohl, dass Victor Prudence genauso dringend lebend wieder sehen will."

Ja, ich wollte sie lebend wieder finden. Seelenspiegel hin oder her. Prudence hatte es nicht verdient so zu enden.

Wir standen noch immer auf der Treppe, als das Auto meiner Mum auf die Einfahrt einbog und sich dröhnend ankündigte.

Persuading PrudenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt