Point of View Victor
Mit einem guten Gefühl stieg ich aus meinem Bett. Es war einer der Samstage an denen ich nicht arbeiten musste, oder besser gesagt nicht wie normal arbeitete.
Ich musste übers Wochenende nur noch meine Berichte fertigstellen und war abrufbereit falls dass Büro irgendwelche brisanten neue Informationen hatte.
Entspannt macht ich mich auf den Weg ins Bad und war leicht überrascht als ich in meinem großen Ess und Wohnbereich Sky und Zed sitzen sah. Ich hatte beinahe vergessen dass sie gestern mit mir feieren gewesen waren und bei mir übernachtet hatten.
Ich hatte vermutlich etwas zu viel getrunken. "Morgen Vic, willst du dir nicht ein bisschen mehr anziehen als nur deine Boxershorts?" Machte mich mein kleiner Bruder nun auf fehlende Kleidungsstücke aufmerksam und entlockte seiner Freundin ein entzückendes Lächeln.
"Morgen Kleiner." Mit diesen gleichgültigen Worten ging ich Zed und Sky ignorierend vorbei ins Bad. Dort ließ ich mir erst einmal Zeit bevor ich wieder raus ging, immer noch in Boxershorts.
"So Kleiner, jetzt bin ich wach. Was machen du und dein Liebchen heute noch?"
"Wir hatten vor mit dir gemütlich zu frühstücken. Aber ernsthaft Vic zieh dir was an."
Während Sky und Zed den Tisch deckten, zog ich mich schnell an.
Als es klingelte dachte ich mir nichts böses und ging an die Tür. Ich schaute durch den Türspion und erblickte eine mir bekannt wirkendes Gesicht. Ein schwarzhaarige Frau mit grauen ernstblickenden Augen warte vor der Tür. Sie wirkte zielsicher und für einen kurzen Augenblick fragte ich mich ob ich die Tür wirklich öffnen sollte.
Ich schüttelte diesen albernen Gedanken ab, was sollte mir diese Frau schon tun wollen und schloss auf. Mit einem freundlichen Grinsen öffnete ich. Die Tür war noch nicht einmal komplett offen, schob sie sich schon zwischen dem Türspalt durch. Es ging rasend schnell und sie hatte sich drohend vor mir aufgebaut, und die Tür hinter sich zugezogen.
Energisch hob sie ihre Hand und stieß mich damit gegen die Brust. Gleichzeitig erhob sie ihre Stimme und mir wurde schlagartig klar, ich hätte die Tür besser nicht geöffnet.
"Du reudiger Mistkerl! Gestern hast du mich absichtlich abgelenkt dass DIE, Sie mitnehmen können. Ich schwör dir wenn ihr etwas zugestoßen ist, bring ich dich um! Sag mir so sofort wo sie ist, sonst..."
Demonstrativ schubste diese nicht gerade gewalttätig wirkende Frau mich gegen die Wand. Ich fragte mich, wie eine Frau die vermutlich nicht einmal halb so viel Kraft hatte wie ich, den Mut aufbringen konnte mich so anzugehen.
Nun reichte es mir, ich kannte diese Frau nicht. Wie sollte ich Sie denn überhaupt abgelenkt haben?
"Sag mir wo sie ist!" Brüllte sie mich an. Solangsam wurde mir die Sache zu bunt. Diese Frau musste sich erst einmal beruhigen. Sie hob schon wieder ihre Hand und wollte mich abermals angehen. Jetzt reichte es aber auch mal, ich machte mir meine Ausbildung zu nutze, und mit einigen raschen Handgriffen lag sie wehrlos auf dem Boden unter mir.
Ich hörte ihre erschrockenen und erschöpften Atemzüge. Im gleichen Moment betraten Sky und Zed, den Flur, vermutlich wegen dem ganzen Lärm. Ich wollte noch so etwas sagen wie, Alles unter Kontrolle oder keine Sorge. Doch plötzlich geschah alles ganz schnell.
Zed schrie "Pass auf Vic. Sie ist gefährlich." Doch es war zu spät, von der Frau unter mir ging etwas aus dass meinen ganzen Körper verkrampfen ließ.
Sie war kein Mensch wurde mir augenblicklich bewusst. Sie war ein Savant.
Ich krümmte mich unter Schmerzen und vernahm wie durch einen Schleier, dass Sky und Zed flehten die Frau möge aufhören. Und plötzlich, als ich schon dachte ich würde verrückt werden, hörte es auf.
"Ich will meine Cousine wieder haben." Vernahm ich die trotzige Stimme der Frau, die nun über mir stand und mich leicht mit dem Fuß anstupste.
Langsam nahmen meine Augen alles wieder besser war, und ich blickte in Zed und Skys erschreckte Gesichter.
"Wir tun was sie wollen." Versprach Zed panisch, als die Frau ihren Handrücken über mein Gesicht gleiten ließ. Ich vermutete schon den nächsten Schmerz. Aber es kam keiner.
"Gut." Kam es stattdessen zufrieden von der Frau, die sich nun leicht von mir abwandte.
"Warum seid ihr gestern auf der Feier gewesen?" Fragte die Frau, und es wirkte als würde sie nicht zum ersten Mal mit den Ängsten von Menschen spielen, um an Informationen zu gelangen. Als Zed nicht gleich antwortete wurde ihre Stimme bestimmender und bedrohend.
"Warum wart ihr dort?"
"Es war die Geburtstagsfeier einer Kollegin von Victor." Antworte Zed schnell, und die Hand die sich gerade auf meine Wange gelegt zog sich wieder zurück. Nun schaute die Frau Zed und Sky abschätzend an und stöhnte frustiert.
Ob diese Schwarzhaarige wusste dass auch wir Savants waren? Sky wirkte sehr zurückhaltend und eingeschüchtert, doch es verwunderte mich nicht, als sie mich plötzlich telepathisch ansprach, während sie der Frau ins Gesicht sah.
>Victor, benutz deine Fähigkeit und befiehl ihr sich nicht zu bewegen. Ich denke Sie braucht Körperkontakt für dass was sie mit dir macht.
Ich nickte stumm, und wartete noch einen Moment.
Da keiner von uns auf unsere ungebetete Besucherin einging, wurde sie so langsam wütend.
"Ihr wisst worauf ich hinaus will. Ihr seid gekommen und sie ist verschwunden. Verdammter Mist. Erklärt ...."
Ich erhob meine Stimme noch bevor sie aussprechen konnte.
"Setzen Sie sich auf den Boden und bewegen Sie sich nicht." Wie vom Blitz gerührt tat die Frau was ich befahl. Langsam richte ich mich nun vom Boden auf.
"Wie..." Stammelte Sie und plötzlich schien ihr ein Licht aufzugehen.
"Ihr seid Savants... aber warum hat Pru dass nicht erwähnt? Ihr wart doch alle dort. Sie muss euch als Savants erkannt haben. Sie hätte es mir gesagt."
Ich war von der ganzen Sache nun reichlich verwirrt.
"Wieso sollte Sie uns erkannt haben?" Fragte ich nun und ernte ein spöttisches Lachen. Die Schwarzhaarige zog die Worte lang und klang dabei als würde sie uns für dumm halten. "Weil das ihre Fähigkeit ist." Plötzlich keimte in mir ein Wissen auf, als sich alles zusammenfügte.
"Prudence ist eine Savant." Stammelte ich etwas dumm, und ernte dafür ein weiteres Lachen. Mit dem Wissen dass Prudence eine von uns war, ging ich unsere bisherigen Erlebnisse erneut durch. Prudence konnte doch nicht wirklich ein Savant sein, oder?
"Aber ich habe Telepathie an ihr angewendet, warum hat sie sich nicht offenbart?" Sprach ich nun meine Skepsies aus.
Das Lachen der Schwarzhaarigen war gehässig.
"Unsere Familie ist da generell etwas vorsichtig. Aber Pru ganz speziell. Naja. Sie will keine Savants um sich, vermutlich will sie nicht einmal einer sein."
Eine Weile schaute ich Holly abwartend an. Obwohl sie auf dem Boden saß, fühlte sie sich immernoch überlegen. Das sagte ihre Körperhaltung und ihr überlegenes Lächeln.
"Okay, und was für ein Interesse sollte ich oder meine Familie an einem Savant haben, der offentsichtlich verrückte Verwandtschaft hat?"
"Sie ist nicht irgendeine Savant, sie ist meine Cousine und eine Caché." Das letzte Wort murmelte sie mit leichter Verzweiflung.
"Caché?" Fragte Zed aus dem Hintergrund, und erinnerte mich daran dass ich nicht alleine im Raum war.
"Caché, bedeutet niemand kann sie finden, wenn sie es nicht will. Ich hab Jahre gebraucht sie zu finden. Und dass nur weil sie unachtsam und schwächer wurde. Außerdem hatte ich gegen Ende Hilfe."
"Es gibt niemanden, den man nicht finden kann." Versicherte ich ihr.
"Du hast ja keine Ahnung, was es bedeutet eine Caché zu suchen."
Die Überzeugung in ihrer Stimme veranlasste mich dazu, einfach nur abzuwarten und nicht zu widersprechen.
Es bereitete sich unangenehme Stille aus, und ich war mir nicht sicher ob ich die Situation entspannen wollte. Das würde bedeuten unseren Überraschungsgast aus seiner Lage zu befreien. Und so ganz traute ich ihr nicht. Ehrlich gesagt traute ich ihr nicht einmal annähernd.
Etwas leise fing sie an zu murmeln. "Sie hat jemand sehr wichtigen in ihrem Leben verloren, und braucht Zeit zum Verarbeiten. Aber ich denke nicht dass sie wieder weggelaufen ist. Sie wurde auf der Treppe verfolgt."
Jemand wichtigen verloren klang stark nach Seelenspiegel. Und plötzlich emfand ich Mitleid für meine Kollegin.
"Wir helfen dir suchen." Bot ich kurzerhand an, immernoch unentschlossen ob ich dieser Frau vertrauen konnte.

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Persuading Prudence
FanfictionVictor ist ein Savant, der vergeblich versucht seinen Seelenspiegel zu finden. Die Tatsache dass er dabei auf voller Linie zu versagen scheint, macht ihm schwer zu schaffen. Er wird immer rauer und abweisender. Prudence will ihren Seelenspiegel nich...