Eine knappe Woche war seit Chucks Ankunft vergangen, um genau zu sein, waren es sechs Tage. Ich musste zugeben, dass die Zeit schneller verging, wenn man nicht selbst der Frischling war, dennoch fühlte es sich seltsam an, nur etwas mehr als einen Monat auf der Lichtung zu sein.
Ohne Erinnerungen an mein ganzes vorheriges Leben fühlte es sich beinahe so an, als wäre die Lichtung mein Zuhause. Ich hatte mich an die anderen Lichter bereits gewöhnt, hatte mich an diesem Ort eingelebt. Die Mauern um mich herum wirkten normal. Klar, immer noch wie ein Gefängnis, aber das war jetzt meine Welt.Hier gehöre ich hin, dachte ich zumindest.
"Das sieht mir mehr wie Tagträumen als arbeiten aus", erklärte mir eine Stimme. Ich zuckte selbstverständlich zusammen, was auch die andere Person bemerkte.
"Du bist leicht zu erschrecken", erklärte mir Newt grinsend und setzte sich neben mich. Ich befand mich bei einem Kartoffel-Feld, denn diese mussten geerntet werden.
"Ich bin immer noch müde", erklärte ich ihm und es stimmte. Frühstück lag erst eine Stunde zurück. Am liebsten würde ich irgendwo im Schatten schlafen, doch das konnte ich nicht.
"Hast du wieder schlecht geträumt?", fragte Newt besorgt, doch ich beruhigte ihn, log ihn an: "Nein, hab' ich nicht. Gut, ein paar Mal wache ich hin und wieder erschrocken auf, aber es ist besser geworden. Ich hab' mich auch bis jetzt nicht mehr an einen Traum erinnert."
Ich fühlte mich so, als würde ich mir selbst ein Messer in mein Herz rammen. Newt, ohne mit der Wimper zu zucken, anzulügen, ich hätte nicht geglaubt, dass ich es so leicht könnte. Nun, das Schicksal setzte sowieso immer zu einem Gegenschlag aus, also würde mich das Karma schon noch einholen.
In diesem Moment war meine Absicht gewesen, Newt keine Sorgen zu bereiten, mehr nicht, und es hatte funktioniert. Ich sah nämlich, wie sich die Falte zwischen seinen Augenbrauen auflöste, seine Mundwinkel nach oben gingen.
"Gut", sprach er leise, "also bist du einfach nur müde, warum?", fragte er weiter. Ich zuckte mit meinen Schultern, infolgedessen erklärte ich leise: "Liv hat mich gestern nach dem Abendessen auf die Aussichtsplattform mitgenommen..."
Meine Stimme klang kleinlaut, was Newt zum Lachen brachte.
"Ich hab' mich schon gewundert, warum Liv heute früh grantig gewesen ist. An Schlafentzug habe ich nicht gedacht, da sie als Läuferin eigentlich ausreichend schlafen sollte, aber gut. Schön, dass ihr euch langsam versteht, wenn man an den Anfang zurückdenkt."Als ich Liv gesagt habe, dass ich Newt hübsch finde, sie es vor ihm beim Abendessen angesprochen hat...
Ich bemerkte, wie mir Blut in meine Wangen und Ohren schoss. Plötzlich wurde mir ganz warm, als ich an diesen peinlichen Moment zurückdachte, ich die Bilder vor meinem inneren Auge sah.
Schlimmer wurde die Situation an den Gedanken an Newt, der neben mir hockte. Noch schlimmer wurde es, als mir bewusst wurde, dass ich rot anlief, während unsere Blicke miteinander verflochten waren, Newt die beste Sicht auf mein rotes Gesicht bekam. Folgend auf meine sich weitenden Augen, als mir bewusst wurde, dass ich genau jetzt an die Vergangenheit gedacht hatte.
"Ähm", machte ich, starrte auf die Erde, "d-diese Kartoffeln sehen be-besser aus", erklärte ich und stand auf. Ich ging ums Feld herum, doch natürlich ließ Newt mein seltsames Verhalten nicht unkommentiert: "Was habe ich gesagt, was dich verlegen gemacht hat?"
Seine Frage klang eine Spur zu heiter, weswegen ich hisste: "Ich bin nicht verlegen!"
Ich kniete jetzt auf der anderen Seite des Feldes, zog an einer Kartoffelpflanze, während Newt mich von der gegenüberliegenden Seite aus beobachtete. Sein Blick ging unter die Haut und selbstverständlich besaß er nicht die Güte, mich in Ruhe zu lassen, nein, er streute Salz in meine Wunde.
"Warum bist du dann rot?"
"Ich bin nicht rot, pf..."
"Deine Ohren strahlen wie ein Leuchtfeuer", erklärte er mir weiter, während ich sofort verneinte, und ich bemerkte eine Veränderung in der Lautstärke seiner Stimme. Ich war jedoch zu fokussiert auf die Kartoffeln vor mir, die ich von Erde und der Pflanze befreite, sodass ich nicht bemerkt hatte, dass Newt abermals neben mir hockte. Das bemerkte ich erst, als ich seine Stimme neben meinem linken Ohr hörte: "Hm, ich muss dir leider widersprechen, deine Ohren sind rot. Deine Wangen ebenfalls."
Ich schrie auf, zuckte zusammen und flog auf meine rechte Seite, da ich Newt entkommen wollte. Funktionieren tat dies nicht, da ich mich mit meinen Ellenbogen am Boden abstützte und Newt entgegensah.
"Ich hab' etwas zu viel Sonne abbekommen", erklärte ich ihm ruhig, musterte ihn überzeugt, obwohl mein Herz gegen meinen Brustkorb hämmerte.
Newt hockte auf seinen Zehenspitzen, seine Unterarme waren auf seinen Oberschenkel abgestützt und immer noch blickte er mir nicht überzeugt entgegen. Seine dunklen Augen musterten mich eingehend, bis ihm etwas einzufallen schien, denn er meinte: "Ist dir ein peinliches Erlebnis plötzlich in den Sinn gekommen?"
"Nein!"
"Wirklich nicht?", fragte er weiter, "Also hast du nicht, nur rein theoretisch, über den Moment nachgedacht, als du Liv gestanden hast, dass du findest, dass ich gut aussehe?"
"Nein!", hisste ich abermals, bemerkte jedoch, dass meine Wangen stärker glühten.
"Der Moment, als wir zu viert beim Abendessen gesessen sind und Liv dich darauf angesprochen hat. Weißt du, du hast es sogar zugegeben und-"
"Hör auf!", verlangte ich, weil mir die Situation unangenehm war. Newt nervte mich absichtlich, warum ich ihn mit einer Kartoffel bewarf. Diese donnerte gegen seine Stirn. Und da er seine Hände plötzlich angehoben hatte, flog er nach hinten und landete auf seinem Hintern.
"Hey, aua!"
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Zwei Monate und ein gefühlter Augenblick | Newt Ff / Teil 1 ✔
FanfictionWicked ist gut. . . Das wird uns beigebracht. In jeder Sekunde müssen wir uns hinter einer Maske verstecken. So tun, als ob wir ihre Gräueltaten gutheißen, obwohl tief in unserem Inneren ein Kampf tobt. Jedoch, wer wird diesen Krieg für sich entsch...