32. Kapitel - Wie sehr mag ich ihn?

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Mit meinem Mittagessen in den Händen ließ ich mich mit ein paar anderen Hackenhauern ins Gras fallen. Für mich gab es heute einen Eintopf, in dem das Fleisch von gestern hineingeschnitten worden war. Ein Eintopf bei hohen Temperaturen, doch auch der warme Reis mit Gemüse war immer noch zu heiß. Es handelte sich jedoch um den Reis, den wir bei der letzten Vorrats-Lieferung erhalten hatten, da sich auf der Lichtung selbst kein Reis anpflanzen ließ.
"Und, wie geht's euch allen heute?", sprach jemand im nächsten Moment, als ich mein erstes Stück Brot in meinen Suppen-ähnlichen Eintopf getaucht hatte.
"Wunderbar, wie immer, Alby", erklang eine Antwort, die man Zart zuordnen konnte. Der blondhaarige Hackenhauer saß neben Newt und somit vor mir. Er schaufelte sich mit einem Löffel eine Unmenge an Reis in den Mund, was Alby auflachen ließ.
"Das sagst du immer, wenn ich das frage", erklärte er und ließ sich neben uns nieder. Auch der Anführer der Lichter hielt sein Mittagessen in den Händen.
Infolgedessen ging sein Blick zu mir und ich beantwortete seine Frage: "Mir geht's gut, aber Newt hat mich heute ganz allein vier volle Schubkarren Dünger holen lassen. Meine Arme brennen immer noch."
"Sie ist aber auch eine kleine Petze", lachte Zart, während Newt neben mir mit seinen Augen rollte.
"Wenn du die anderen Hackenhauer weniger genervt hättest, hätte ich dir keine Aufgabe gegeben, die du allein machen musst."
"Aufgabe?", fragte ich nach, schnaubte, "Für mich war das mehr eine Strafe..."

Schnief, schnief...

Nach meinen Worten lachte Alby abermals auf, doch zu meinem größten Bedauern verteidigte mich unser Anführer nicht.
"Zusammengefasst hatte unsere liebe Rosaly einen anstrengenden Vormittag", sagte Alby nur, was Zart dazu veranlasste, mich schadenfroh anzusehen. Dass Zart die Person gewesen war, die ich vor meiner Strafarbeit genervt hatte, war offensichtlich. Zu meiner Verteidigung musste ich jedoch sagen, dass auch er mich genervt hat, doch ich hätte ihn nicht mit einem Haufen Disteln und Brennnesseln abwerfen sollen. Bis jetzt sah man noch die roten Pusteln auf seinen Unterarmen.
"Aber auch die Baumeister hatten einen anstrengenden Tag", setzte Alby fort, "Wenn alles gut läuft, haben wir in zwei Tagen unsere Küche zurück. Pfanne war sehr glücklich, als man es ihm gesagt hat."
"Das kann ich mir gut vorstellen; er grinst immer noch", stellte Newt amüsiert fest. Mein Blick ging ebenfalls zu Pfanne, der grinsend neben Emilia stand.
"Die Baumeister hingegen sehen so aus, als wären sie von Gally gefoltert worden", lachte Zart und zeigte mit seinem Löffel, auf welchem noch drei Reiskörner klebten, zu einer Gruppe Baumeister, die ihr Mittagessen entgegennahmen. Ihre Füße schliffen nur mehr über den Boden und ihre Arme schienen keine Muskeln mehr zu besitzen.
"Was hast du da bitte, Zart?", fragte Alby plötzlich.
Dunkle Augen musterten Zarts Arm, der immer noch vom Brennnessel-Ausschlag geziert wurde.
"Rosaly hat mich in einen Haufen von Disteln und Brennnesseln gestoßen."
"Ich hab' dich nur damit abgeworfen, weil du genervt hast!", erklärte ich sofort und Newt fragte stichelnd: "Also, gibst du es endlich zu?"
Ich bemerkte, wie mir Newts Blick unangenehm wurde, denn vielleicht könnte es sein, dass ich Newt gegenüber verleugnet hatte, Zart mit Disteln und Brennnesseln beworfen zu haben, wenn sein Ausschlag auch Beweis genug gewesen war.
"Eine ungerechte Strafarbeit also?", Alby sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und ich wurde verlegen. In Wirklichkeit hatte ich Newts Strafe vollkommen verdient gehabt.

Der folgende Tag verlief normal. Newt hatte mich noch drei Scheibtruhen Dünger holen lassen, wobei ich mir sicher war, dass die letzten zwei Male nur zu seiner eigenen Unterhaltung gedient hatten.
Ich hatte es jedoch gemeistert und den Rest des Tages hatte ich leichtere Tätigkeiten absolvieren dürfen. Zart hatte sich ebenfalls von seinem Brennnessel-Ausschlag erholt, wenn ich auch durchgehend eine Rache befürchtet hatte. Ihm schien es jedoch ausgereicht zu haben, mich leiden zu sehen.
Meine Arme hatten mir nach meiner Strafe nämlich noch bis zum Abend wehgetan und sie würden es noch die nächsten zwei Tage tun, doch das wusste ich in der Gegenwart nicht. Nur mein Zukunft-Ich beklagte immer noch den Muskelkater.

Zwei Monate und ein gefühlter Augenblick | Newt Ff / Teil 1 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt