37. Kapitel - Mein Freund?

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Ich schritt behutsam über das sanfte Gras der Lichtung. Die Nacht umgab mich mit ihrer undurchdringlichen Dunkelheit, während ein leichter Wind meine Wangen streifte. Die Sterne waren halb von Wolken verdeckt, aber ihr sanftes Funkeln durchdrang den Schleier der Nacht und begleitete meinen Weg.
Jeder Schritt, den ich setzte, hinterließ ein leichtes Rascheln im Gras. Die zarten Halme bogen sich unter meinen Sohlen, während ich vorwärts schritt. Der Wind spielte mit meinen Haaren, seine sanften Berührungen hinterließen eine angenehme Kühle auf meiner Haut. Die Nachtluft roch frisch und erdig, eine Mischung aus feuchtem Gras und Frische. Ich konnte das leise Zirpen der Grillen hören.
Die Dunkelheit der Lichtung umhüllte mich wie eine schützende Decke, während ich mich langsam vorwärtsbewegte. Mein Blick war auf den Horizont gerichtet, auf die undeutlichen Umrisse der Mauern, die die Lichtung umgaben. Ich spürte eine gewisse Ruhe und Gelassenheit in mir aufsteigen, während ich den bekannten Pfad entlangging.
Mit jedem Schritt vertiefte sich meine Verbindung zur Nacht und zur Einsamkeit dieser Lichtung. Ich wurde eins mit der Dunkelheit, dem geheimnisvollen Zauber, der in der Luft lag. Das leise Rascheln meines eigenen Atems begleitete mich, während ich meinen Weg fortsetzte.
So ging ich weiter, von den sanften Grashalmen umgeben, mein Blick fest auf das Ziel gerichtet. Die Nacht umgab mich mit ihrer geheimnisvollen Aura, und ich genoss jeden Moment dieses ruhigen, einsamen Gehens. Es gab keine Eile, keine Ablenkung, nur die Schritte, die mich weiter voranbrachten.

Wenig später erreichte ich mein Ziel, als sich einzelne Hütten von der Dunkelheit abhoben. Sternen- und Mondlicht beleuchtete die Dächer der einfach gebauten Hütten.
Mein Ziel bildete Newts Hütte, vor welcher ihr Besitzer saß. Newt wartete auf mich und als ich auf ihn zuschritt, formte sich ein Kribbeln in meinem Bauch. Es schien eine neue Reaktion auf den Jungen zu sein, die wahrscheinlich nicht mehr so schnell verschwinden würde.
"Hey", begrüßte ich ihn, als ich vor ihm zu einem Stillstand kam. Newt saß vor seiner Hütte und ich war vor ihm stehengeblieben. In der Dunkelheit blickte ich zu ihm hinab. Wärme strömte durch meinen Körper, als Newt mir deutete, ob ich mich zu ihm setzen wollte.
Ich nickte und setzte mich zu ihm vor seine Hütte. Einen Augenblick ließ ich meine Augen die dunkle Lichtung mustern. Ich musste daran denken, dass sie schon für knappe zwei Monate mein Zuhause war. In neun Tagen kam der nächste Frischling und ich hatte mich irgendwie daran gewöhnt.
"Der letzte Monat ist schnell vergangen", sagte ich folglich und es entsprach der Wahrheit. Seit Chucks Ankunft war die Zeit wie im Flug vergangen. Ich hatte viel Zeit mit Newt verbracht und wir waren uns schlussendlich nähergekommen. Auch hatte ich meine freien Stunden mit anderen Lichtern verbracht. Zwischen Chuck und mir hatte sich eine Freundschaft entwickelt, wie bei Minho und Liv. Was das mit Zart war, wusste ich nicht, aber ich musste zugeben, dass ich ihn einstweilen als ganze Person immer noch nicht verstanden hatte.
Zu guter Letzt hatte ich seit längerem keinen Alptraum mehr gehabt. Ich fragte mich, ob diese zu einem Ende gekommen waren, ich mich an mehr nicht erinnern würde. Es verstärkte zumindest meine Theorie, dass den Machern des Labyrinths ein Fehler unterlaufen war, als sie mir meine Erinnerungen genommen hatten. Ein paar Erinnerungen an mein altes Leben schienen dem Eingriff entkommen zu sein, doch mein komplettes Gedächtnis schien wohl nicht zurückzukommen.
"Ich hab' dir gesagt, man gewöhnt sich daran", drang Newts Stimme an mein linkes Ohr und ich nickte.
"Ja...", flüsterte ich und griff nach seiner Hand. Zusammen blickten wir weiter in die Nacht und sprachen über allerlei.

Als die Nacht alt wurde und ich sogar, an Newts Hütte gelehnt, eingeschlafen war, rüttelte mich Newt an meiner Schulter.
"Du solltest schlafen gehen."
"Ist zu weit weg...", murmelte ich und ließ meinen Kopf absichtlich auf Newts Schulter nieder. Ich umarmte seinen Oberarm und sprach: "Ich bleib' einfach hier sitzen."
"Dagegen habe ich nichts einzuwenden."
Dieser Satz ließ mein unreifes Herz hoher schlagen, doch ich meinte, mit geschlossenen Augen: "Irgendwas in deinen Worten hört sich nach einem Aber an."
"Aber, es ist unbequem am Boden zu schlafen", fügte Newt hinzu und in den nächsten Augenblicken kam es dazu, dass Newt mich hochgehoben hatte. Er war mit mir in seine Hütte gegangen und setzte mich ab, als die Tür hinter uns geschlossen war.
Mir wurde bewusst, dass Newt mir gerade anbot, in seiner Hütte zu übernachten, und obwohl ich es bereits getan hatte, wurde ich verlegen, was Newt bemerkte.
"War das vorhin keine Andeutung, dass du bei mir schlafen willst?", fragte er nach und ich suchte nach den passenden Worten.
"Ähm, ich mein', ja...?", erwiderte ich langsam und erkannte Newts Schmunzeln auf seinen Lippen, das mir gefiel.

Zwei Monate und ein gefühlter Augenblick | Newt Ff / Teil 1 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt