Die Hochzeit 1.0

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Kapitel 13 Die Hochzeit 1.0

Wütend werfe ich Leif tadelnde Blicke zu, der brabbelnd vor dem Badezimmerspiegel auf einem Hocker steht, anstatt sich die Zähne zu putzen.

Es ist kurz vor sieben und eigentlich müssten wir beide bereits im Laden sein, damit die Caterer das ganze Zeug aus der Kühlung in ihre Transporter schleppen können. Doch leider habe ich verschlafen und Leif hat sich dazu entschieden, den ganzen Morgen lieber Blödsinn zu veranstalten.

Eilig ziehe mir den Reisverschluss meines roten Kleides zu, um Leif die Zahnbürste aus der Hand zu nehmen und ihm den Mund auszuspülen. Danach ziehe ich ihn den Anzug an, den Clara mir mitgegeben hat, schnappe mir meine Handtasche und eile aus der Wohnung.

Aus der ferne sehe ich bereits den Wagen stehen und die Leute, wie sie ungeduldig durch die Glasfront blicken. Doch leider ist es in hohen Schuhen nicht so einfach einen Berg herunter zu laufen, während man dann noch einen nörgelnden vierjährigen neben sich herziehen muss.

>> Es tut mir so leid. << Entschuldige ich mich, krame in der Handtasche nach dem Schlüssel.

>> Alles steht hinten in den Kühlschränken. << Erkläre ich, setzte Leif auf einen Stuhl und laufe mit den Arbeitern in die Küche. Dort fällt mir natürlich gleich der überfüllte Müll auf, den ich gestern nicht mehr rausgetragen habe.

>> Alles in den Kühlschränken ist für die Hochzeit. << Erkläre ich, während ich die Müllsäcke aus den Tonnen ziehe. Die Männer reden nicht viel, machen einfach was ich sage, weshalb ich die Gelegenheit nutze, um den Müll eilig nach hinten zu schleppen. Den ruhigen Moment zwischen den verschmierten Mauern und dem stinkenden Müll nutze ich, um kurz durchzuatmen.

Sobald ich wieder vorne im Cafe stehe, entdecke ich Leif, wie er sich mit einen der Caterer unterhält. Ich stelle mich hinter den blonden Jungen, fahre durch seine zerzausten Haare, die ich vergessen habe durchzubürsten.

>> Halte die Männer nicht vom Arbeiten ab. << Tadel ich ihn.

>> Schon okay, meine Kollegen machen das alle sehr gut. << Grinst der Mann, klopft dabei auf die Schulter eines vorbeilaufenden Kollegen, der eine Kiste hinten in den Transporter stellt. Er schiebt die Kiste bis nach hinten, kommt dann wieder raus geklettert und stellt sich schnaufend neben uns.

>> Genau, und wenn du helfen würdest würde es sogar noch besser laufen. << Meint er, klopft dem Anderen gegen den Rücken. Die beiden lachen sich stumm an, bevor sie sich wieder an Leif und mich wenden können.

>> Sie beide können sich schon hinten reinsetzten, wir sind gleich Aufbruch bereit. << Teilt uns der Blonde, der mit Leif geredet hat, mit. Ich lächele ihn an, nicke, umrunde dann den Wagen und setzte mich mit Leif nach hinten.

Sobald der Wagen vorfährt, stürmt Melissa, Kirbys Hochzeitsplanerin, aus dem Hinterausgang des verglasten Gebäudes.

>> Kommen sie, in 1 ½ Stunden werden die Braut und der Bräutigam mit den Gästen erscheinen und wir müssen das Buffet noch aufbauen. << Sie scheucht die drei Männer aus dem Wagen, die gleich ihre Anweisungen annehmen und sich an die Arbeit machen. Leif und ich währenddessen sehen uns auf der riesigen Rasenfläche um, betrachten die feinen Dekorationen und bewundern die schöne Umgebung.

Kirby feiert im freien, weshalb auf einer riesigen grünen Wiese Tische und Stühle aufgestellt wurden, die mit weißen Deckchen umhüllt und glitzernder Dekoration geschmückt wurden. Hinter dem Tisch des Brautpaares wurde ein weißer Rahmen aufgestellt, an dem Blumen hochwachsen und Ranken das helle Metall umschlingen. Drei Laternen wurden an Ranken gehängt und um das gesamte Gelände in dem sich die Gäste aufhalten sollen wurden weiße Laternen aufgestellt. Lichterketten wurden von einem Baum zum nächsten gespannt, und im Moment ist meine größte Vorfreude, das es endlich dämmert und die Laternen und Lichterketten erleuchten können.

Leif und ich vertreiben uns die Zeit, indem wir schon einmal unsere Plätze an den runden Tischen gesucht haben und einige Runden UNO spielen.

Doch nachdem wir uns hier umgesehen haben war die meiste Zeit bereits verstrichen, weshalb uns Clara mitten in meiner Niederlage unterbrechen kann.

>> Hallo mein Schatz. << Begrüßt sie Leif, greift sein Gesicht und verteilt ganz viele Küsse darauf. Dieser quengelt und möchte sich aus dem Griff seiner Mutter befreien.

>> Mummy! << Jammert er, woraufhin sie grinsend von ihm ablässt, sich einige Strähnen ihres dunklen Haares hinters Ohr streicht, die sich aus ihrer Frisur gelöst haben.

>> Ich hoffe du bist fit. << Sie strahlt übers ganze Gesicht, weshalb ich nicht anderes kann als auch zu grinsen.

>> Natürlich, wieso denn nicht? << Frage ich, bemerke wie durch ihre Positive Energie meine Müdigkeit schwindet.

>> Ich habe heute Morgen vier Tassen Kaffee getrunken, deshalb strotze ich nur so vor Energie. Außerdem ist Nathaniel auch hier. << Beinahe wären mir bei ihren letzten Worten die Gesichtszüge entglitten, doch im letzten Moment kann ich mich noch halten.

>> Schön für ihn. << Lächel ich, fühle mich äußerst Erwachsen, weil ich nicht mit Schimpfwörtern um mich werfe.

>> Ja, es wird sogar noch besser, Nathaniel hat seinen Platz mit Preston getauscht, er sitzt jetzt an unserem Tisch. << Auch diesmal lächel ich einfach, zucke mit den Schultern, während ich nach Prestons ehemaligen Sitzplatz suche. Ich entdecke ihn zwei Sitzplätze weiter von mir. Zwischen uns sitzen Lexi und ihr Begleiter.

Inzwischen bereue ich es, nicht mit einen von Lizzas "Freunden" hergekommen zu sein, stattdessem lieber Leif als meinen Begleiter gewählt zu haben. Der vierjährige wird mich wohl kaum vor Nathaniel retten können.

>> Arschloch auf sechs Uhr. << Ertönt Neomis Stimme hinter mir, die sich gleich auf ihren Platz gegenüber von meinen Setzt, neben ihr ihre momentane Bettgeschichte Tjark. Dieser grüßt uns alle, doch während er mir die Hand reicht, bin ich viel zu beschäftigt damit meinen Kopf um 160 Grad zu drehen, um einen Blick auf Nathaniel erhaschen zu können. Leider entdecke ich ihn nicht auf Anhieb, deshalb wende ich mich wieder an Tjark, der heute genauso wie Clara am strahlen ist. Vielleicht weil Neomi sonst keine Typen mit auf Veranstaltungen nimmt, und er weiß welchen besonderen Status er heute erhält?

>> Alle an einem Tisch, erinnert ja fast an alte Zeiten. << Abgesehen von Leif und Tjark starren wir Nathaniel alle so entsetzt und ein wenig wütend an, als wüssten wir nicht bereits was für ein Arsch er sein kann. Und leider werden wir den gesamten Tag mit ihm verbringen müssen.

>> Nate, schön das du da bist. << Begrüßt ihn Clara als erste, nimmt ihn in den Arm. Neomi macht es ihr gleich, woraufhin er sich erwartungsvoll an mich wendet.

Sein dunkles Haar hat er akkurat nach hinten gegelt, was ein ungewöhnlicher Anblick ist. Doch es betont seine unterschiedlichen Augenfarben und lässt ihn dadurch nur noch mehr wie ein Arschloch Alien wirken.

Ohne ein Wort reiche ich ihm die Hand, die verdächtig am zittern ist. Ein Lächeln huscht über seine Lippen, bevor er meine Hand in seine schließt und mein gesamter Körper zu brennen beginnt. Ich betrachte ihn, genauso wie er mich, während mir diese Berührung wie eine Ewigkeit vorkommt. Meine Sinne fühlen sich wie in Watte gepackt, bevor mich Leif am Arm packt und somit meine Hand von Nathaniels trennt.

>> Können wir weiter spielen bis zum Essen? << Fragt er mich. Ganz benommen nicke ich, beobachte ihn kurz dabei wie ungeschickt er die Karten durchmischt, bevor ich wieder zu Nathaniel sehe, der sich auf seinen Platz setzt. 

Chocolate for breakfastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt