Leuchtende Tiere im Ozean

20 3 0
                                    

Kapitel 26 Leuchtende Tiere im Ozean

Ich esse gerade einen Schokopudding, da stürmen meine Geschwister ins Krankenzimmer.

>> Guten Morgen liebste Schwester. << Trällert mein Bruder freudig, lässt sich auf einen der vielen Stühle fallen, die sich im Laufe der Letzten Tage um mein Krankenbett angesammelt haben. Ich hebe zur Begrüßung nur die Hand, konzentriere mich weiterhin auf die schlechte Seifen Oper, die sich meine achtzig Jährige Zimmernachbarin ansieht. Gloria heißt sie und liegt bereits seit zwei Wochen hier, weil sie zuerst nur einen Leistenbruch hatte, danach fand man aber ein Karzinom in ihrem Körper, der durch den Rechtzeitig Befund aber gut behandelt werden kann. Sie ist herzallerliebst, doch ihr Seriengeschmack ist miserabel.

>> Wir haben Klamotte für dich mitgenommen. << Meint Chloe, wirft mir eine Sporttasche auf die Beine. Das leere Glas Pudding stelle ich beiseite, bedanke mich und stelle die Tasche am Boden ab.

>> Der Arzt meinte ich kann morgen früh vermutlich wieder gehen. << Erkläre ich den beiden, deren Gesichter auf meine Aussage hin aufhellen.

>> Super, denn Mum heult uns den ganzen Tag nur die Ohren voll. << Erklärt Ian lachend, schnappt sich das Tortenstück, dass mir eine Schwester geschenkt hat. Sie ist oft bei mir im Laden  mit ihren Kindern, weshalb sie mir vermutlich immer extra Süßkram aufs Tablett packt.

>> Sagt ihr mir geht's prächtig. << Obwohl sie selbst jeden Tag hier ist und ich ihr das auch immer sage, sorgt sie sich viel zu viel.
>> Ja, so hörst du dich auch an. << Kichert Ian, woraufhin ich ihn auf den Arm schlage. Bei dem Überfall hat mir der Einbrecher die Nase gebrochen, weshalb ich im Moment ganz seltsam nasal spreche, ich hab mehrere Blutergüsse ich im Gesicht und eine Platzwunde am Kopf, weshalb ich bereits die zweite Nacht im Krankenhaus bleiben musste. Dass ich morgen endlich wieder nach Hause darf, ist ein Lichtblick.

>> Dad fragt außerdem, wie du das mit den Schlössern im Laden regeln willst. Er hat bereits mit einem befreundeten Schlosser geredet. Er würde dir überall neue Hightech Schlösser anbringen und eine neue Alarmanlage. Das alles würde er unter fünfhundert Dollar machen. << Erzählt Chloe, woraufhin ich nicke.

>> Sag ihm am besten er soll so schnell wie möglich alles austauschen. Und meine Sachen aus der Wohnung soll er vorerst im Keller verstauen bis ich zurück komme. Bis zum Urlaub schlafe ich bei Lizza, hoffentlich hab ich nach dem Urlaub eine neue Wohnung gefunden. << Sie nickt, zückt gleich ihr Handy und beginnt eine Nachricht zu tippen.

Gestern habe ich nach eifrigen Diskussionen mit meinen Eltern entschieden, aus der Wohnung auszuziehen. Meine Mutter wollte am liebsten, dass ich gleich wieder bei ihnen einziehe, doch das werde ich unter allen Umständen verhindern. Deshalb werde ich die nächsten vier Tage bei Lizza schlafen, danach fliegen wir gemeinsam nach Sedona. Ich hoffe in diesen vier Tagen eine neue Wohnung in Pringston zu finden, auch wenn der Wohnungsmarkt hier mehr als rar ist.

Und dass ich trotz des Vorfalles nach Sedona fliege, hat in meiner Familie auch für einige Streitereien geführt, letztendlich konnte ich meine Eltern aber davon überzeugen, dass ich gerade jetzt vermutlich erstmal ein wenig Urlaub und Spaß brauche.

Ich dachte immer Pringston ist das sicherste Dorf der Welt, dass dem nicht so ist, schlägt mir härter auf den Magen als erwartet.

>> Ach ja, auf dem Gang steht Anthony und tigert herum. Er will bestimmt zu dir. << Merkt Ian an, woraufhin ich ihn verwundert anblicke. Anthony hätte ich niemals erwartet.

Von Clara und Neomi hörte ich bereits, dass die beiden Paileys Brüder sich um mein Wohlbefinden erkundigen, doch bisher hat sich keiner der beiden her getraut. Und dass es jetzt ausgerechnet Anthony ist, der zuerst hier auftaucht, hätte ich nicht erwartet.

>> Wäre es okay für euch, wenn ich zu ihm gehe? << Frage ich meine beiden älteren Geschwister. Sie mustern mich beide einen Augenblick, bevor sie nicken und synchron aufstehen.

>> Wir sehen uns Schwesterherz. << Verabschieden sie sich, schlendern aus der Tür. Nach einigen Minuten folge ich ihnen aus dem Zimmer, blicke mich im Gang um, bevor ich tatsächlich einen riesigen Jungen ausfindig mache, der mit eingezogenem Kopf und Händen in den Taschen nicht gerade so aussieht, als hätte er überschwänglich viel Mut für seine nächste Tat.

Deshalb übernehme ich den nächsten Schritt und trete auf ihn zu.

>> Anthony. << Ich bin nicht besonders laut, dennoch habt er verwundert den Kopf, wird augenblicklich kreide bleich, sobald er mich erkennt. Vermutlich gebe ich wirklich nicht gerade das schönste Bild ab, mit einer angeschwollenen Nase und blauen Gesicht, doch seine Reaktion lässt mich erahnen, dass er nicht wirklich eine Ahnung hatte, wie es mich erwischt hat.

>> Summer. << Er muss sich räuspern, wendet seinen Blick ab, nur um ihn dann wieder an mir heften zu lassen.

>> Komm, setzten wir uns. << Meine ich, deute auf einige Stühle, die an der Wand stehen.

>> Wie geht's dir so? << Frage ich, nachdem er nicht das Wort ergreift. Es rührt mich sehr, dass er hier ist um mich zusehen. Allen voran, wenn man bedenkt, dass ich mich nach seiner Entschuldigung nicht einmal bei ihm gemeldet habe. Ich wusste einfach nicht, wie ich auf ihn zugehen sollte. Zwar habe ich ihm verziehen, aber das heißt ja nicht, dass wir plötzlich wieder ganz normal miteinander umgehen können.

Zumindest kann ich das nicht.

Er lacht leise, drückt sich die Handballen auf die Augen, reibt sie sich, bevor er seufzt und sich an mich wendet.

>> Ich habe mir letztens eine Dokumentation über leuchtende Tiere im Meer angesehen. << Beginnt er, dabei ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Es steckt mich an, bringt mich dazu mich neugierig zu ihm zu wenden und nachzuhaken.

>> Kamen auch Quallen darin vor? << Frage ich, erinnere mich unwillkürlichen an alte Zeiten, in denen wir Stundenlang in seinem oder meinem Bett saßen und er mir einfach unendlich viele Fakten aus Dokumentationen erzählte, die er gesehen hat. Und als hätte es diese zwei Jahre Funkstille nie zwischen uns gegeben, beginnt er mir einige Dinge von den letzten Dokumentationen zu erzählen, aus denen er etwas gelernt hat. Dann beginnt er von seinem Meeresbiologiestudium zu erzählen, und wie glücklich ihn das macht.

Chocolate for breakfastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt