Zukunftspläne

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Kapitel 40; Zukunftspläne

>> Brauchst du irgendwas? << Mum stellt sich neben mich, in ihren Händen ein Tablett mit einer Karaffe Wasser und Gurkenscheiben. Sie stellt ein Glas neben mir und eines neben Nate ab, der genauso wie ich in Unterlagen vertieft ist. 

>> Danke, ich brauche nichts. << Murmel ich, versuche ihre ständigen Störungen zu ignorieren. Alle fünf Minuten kommt sie in den Garten geplatzt, stellt uns Snacks und Getränke hin, fragt nach ob wir noch etwas brauchen. 

Es ist nur nett gemeint, trotzdem wäre eine Stunde ruhe angenehm. 

>> Danke Ihnen Debby. << Nate nippt an seinem Glas, stellt es klirrend auf dem Gartentisch ab, kratzt sich den Kopf, hat seinen Blick nicht für eine Sekunde von den Unterlagen genommen. 

Nate und ich lernen für Examen. Sein Semester neigt sich dem Ende zu, und ich schreibe morgen meine letzte Abschlussprüfung in Biologie. Die letzten Wochen haben wir beide kaum Zeit miteinander verbracht, allen voran, weil es für mich so ungewohnt war, für irgendwas zu lernen. Zeitmanagement besitze ich im Gegensatz zu Nate also nicht. Letztendlich kam er auf die Idee, dass wir einfach gemeinsam lernen. 

Wir reden nicht miteinander und beachten auch so den anderen kaum, doch die Gesellschaft ist bei kurzen Pausen sehr schön. 

Wenige Sekunden steht sie noch da, beobachtet uns, bevor sie schweigend ins Haus geht. Dad ist diese Woche dank der Arbeit unterwegs, meine Geschwister haben auch keine Zeit, deshalb vermute ich, dass ihr einfach langweilig ist. 

An so schönen, sonnigen Tagen würde ich zwar auch lieber etwas anderes machen, aber morgen ist es ja auch schon vorbei.

Einige Stunden später dämmert es, Mum hat ihre Schwester, meine Tante Gwen, eingeladen und diese hat ihre Kinder dabei, die gerade in der Hochphase des pubertären Teenies stecken. Die beiden Mädels sind fünfzehn und dreizehn und haben sich dazu entschieden, Nate und mich mit ihrer Aufmerksamkeit zu beehren. Wir waren beide zwar noch nicht fertig mit unserer Arbeit, doch wir wollten auch nicht so unhöflich sein und sie weg schicken. 

Mein Kopf fühlt sich sowieso bereits so an, als würde er qualmen. 

>> Du wirst dann die ganze Firma erben? << Steff  blickt ihn abschätzend an, während Lisa nicht aus dem staunen kommt. 

>> Das ist so cool. Ist das wie bei diesem Film? Habt ihr auch Schokoladenseen? << Lachend nehme ich einen Schluck aus meinem Glas und auch Nate grinst in sich hinein, den Kopf gesenkt. 

>> Nein, aber ich werde das mal vorschlagen. << 

>> So cool. << Haucht sie, grinst übers ganze Gesicht. Nate streicht mir über die nackten Beine, die ich über seinen Schoss gelegt habe, um mich besser in dem Gartenstuhl zurücklehnen zu können. Seine Augen wirken im Licht der untergehenden Sonne viel intensiver, der Kontrast lässt mir den Atem stocken. Seine ganze Ausstrahlung ist atemberaubend. 

>> Und was machst du? << Steffs Kommentar reißt mich aus dem Staunen. Stattdessen lasse ich die Schultern sacken und spüre miese Stimmung in mir aufkeimen. 

Was ich denn nun nach der Highschool mache ist natürlich ein allgegenwärtiges Thema. In wenigen Wochen werde ich mein Abschlusszeugnis in der Hand halten, natürlich interessiert es dann jeden, welchen Weg ich mir für die Zukunft überlegt habe. 

>> Ich habe mich bei einigen Colleges beworben. Mal sehen, was daraus wird. << Erkläre ich, pule den grünen Zweig aus einer Erdbeere. 

>> Dann kommst du wenigstens weg von hier. << Seufzt sie, stützt ihr Gesicht auf der Handfläche ab. 

>> Eigentlich nicht. << Gestehe ich. Als die College Bewerbungen los gingen, war es natürlich bei jedem ein großes Thema wohin. Die meisten hatten große Colleges in großen Städten vor Augen, für mich kamen nur die drei nächsten in Frage. Allen voran natürlich das in Mellbourne. Die University of Mellbourne  kann vielleicht nicht mit Stanford mithalten, doch das ist der Ort an dem Nathaniel studiert und die Uni die am nächsten an meiner Familie liegt. 

>> Ist es wenigstens ein cooles Fach? << Stöhnt sie, verdreht die Augen. Unbehaglich lunze ich zu Nate, der meinen Blick absichtlich ausweicht. 

>> Ich bin mir noch nicht sicher, worauf ich mich festlegen möchte, deswegen habe ich mich für einige verschiedene beworben. << Dass mich in Wirklichkeit keiner dieser Studiengänge, von Englischer Literatur bis Humanbiologie so wirklich interessiert, behalte ich für mich. 

>> Hast du überhaupt eine Ahnung davon, wie deine Zukunft aussehen soll? << Ihre Worte sitzen, genauso wie Nates zurückhaltende Art. Die letzten Wochen musste ich dieses Thema bereits Hundert Mal mit meinen Eltern durchkauen. Und auch Nate hat Druck gemacht, dass ich mir etwas suchen soll. Listen über Hobbys und Lieblings Schulfächer, Dinge die ich gerne mache und weniger gerne, all das hat uns nicht zum Ziel geführt. Ihn hat es nur frustriert und mir vor Augen geführt, dass ich eine sehr langweilige Person bin, die Abgesehen vom Cheerleaden und Süßigkeiten essen keine Talente und Interessen hat. 

Zuvor fand ich es nie verwerflich. Ich bin eben kein Mensch mit Besonderheiten. Genauso wenig wie 98 Prozent der  328 Millionen Einwohner der  Vereinigten Staaten. 

>> College ist nicht alles im Leben. Ich finde es unsinnig mehrere Hunderttausend Kilometer wegzuziehen, wenn alles was ich brauche hier ist.  << Verteidige ich mich also, was ich mich bei meinen Eltern nicht getraut habe. 

>> Besser als der Schokoladenmillionär wird deine Zukunft vermutlich auch nicht. << 

Chocolate for breakfastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt