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Taehyung's Worte hallen immer wieder durch den Kopf des Jüngeren, während er ihn mit einer ungläubigen Miene ansieht. Bis er wirklich realisiert, was das bedeutet, dauert es ein paar Sekunden, doch sobald er plötzlich Bilder vor Augen hat, in welchen er unter einem sternenklaren Himmel sitzt und auf das Meer schaut, so wie er er sich immer erträumt hat, schlingt er seine Arme um den Älteren und schließt die Augen.
„Danke, Taehyung.."
Seine Stimme zittert leicht, was er selbst nicht zugeben würde, und Taehyung kann nicht anders, als leicht zu lächeln, während er das ständige Vibrieren in seiner Hosentasche ignoriert.
Er ist kein guter Mensch, das weiß er selbst. Vor allem, wenn man mit einem Jungen wie Jeongguk unterwegs ist, aber er bringt es einfach nicht übers Herz, ihn nicht nach Busan zu bringen. Auch wenn es für ihn selbst riskant werden könnte.
Gegen so ein Abenteuer darf er doch eigentlich gar nichts einwenden, oder?
Beide Jungen sind sich gerade so nah wie noch nie und wenn sich der Ältere genau konzentriert, kann er Jeongguk's rasendes Herz an seiner Brust spüren, wie er sich wie ein kleiner Affe an ihn klammert - stets unter dem Blauhaarigen liegend.
Ob er auch meins spürt?
Taehyung löst sich nicht aus der Umarmung, das überlässt er Jeongguk. Stattdessen setzt er sich auf und zieht den Jüngeren auf seinen Schoß, um ebenfalls seine Arme um den zierlichen Jungen zu legen und beruhigend über seinen Rücken zu streichen.
Im Bauch des Brünetten kribbelt alles, so, als wären es tatsächlich Schmetterlinge, die in ihm herumtoben und ihn gleichzeitig in Verlegenheit bringen.
Ugh, wie klischeehaft.
Taehyung atmet Jeongguk's fast schon verführerischen Duft ein, welcher ihn an eine Mischung aus blumig und dennoch süß erinnert. Wie an diesen Tagen, an denen Taehyung früher mit seinen Eltern picknicken war und sich der Geruch der Kirschblütenbäume in seinem Gedächtnis eingebrannt hat, während er genießend sein Erdbeereis im Schatten der Baumkronen verspeist hat.
Wie konnte er das als nur ignorieren? Jetzt, wo er hier mit Jeongguk sitzt, hat er nichts anderes mehr im Kopf.
„Ich hab Angst..", murmelt der Jüngere leise und Taehyung drückt ihn daraufhin etwas verwundert von sich, um ihn anschauen zu können.
„Vor mir?"
Es war klar. Wenn man beachtet, wie Taehyung in den letzten Tagen mit Jeongguk umgegangen ist, dann versteht sich auch sofort warum. Er hat ihn angeschrien, ihn hin und wieder beleidigt, zwei mal gewürgt und ganz zu Anfang sogar eine Pistole an seinen Kopf gehalten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es Jeongguk zu viel werden würde.
„Nein, vor dir habe ich keine Angst.. Auch wenn ich sie eigentlich haben sollte - da ist einfach keine..", spricht der Brünette und klingt dabei selbst verwirrt. Es ist verdammt dunkel und man muss sich wirklich anstrengen, etwas im Gesicht des anderen zu erkennen, aber die Erleichterung, die Taehyung gerade ausstrahlt, hätte sogar ein Blinder sehen können.
„Vor was denn dann?"
Mit einem Seufzen wendet Jeongguk seinen Blick ab und vergisst tatsächlich, dass er die ganze Zeit auf Taehyung sitzt, welcher ihn in einem starken Griff hält.
„Vor meinen Eltern. ich habe Angst, dass sie mich finden, bevor wir überhaupt ankommen.. Ich habe Angst davor, wie es ist, wenn ich wieder Zuhause bin. Dass mein Bruder enttäuscht von mir ist, weil ich gegangen bin, ohne ihm Bescheid zu sagen.. Und ich habe Angst davor, dass du irgendwelche Konsequenzen tragen musst..", redet sich Jeongguk die Seele aus dem Leib und Taehyung kann nicht leugnen, dass er aufgrund des letzten Punkts ebenfalls etwas angespannt ist.
Jeongguk ist nach wie vor 17, also minderjährig und unter Taehyung's Verantwortung.
„Dann müssen deine Gründe, das Meer genau diesen Frühling sehen zu müssen, ja echt wichtig sein, wenn du uns beide damit freiwillig in Schwierigkeiten bringst", lacht Taehyung etwas sarkastisch, jedoch verschränkt Jeongguk die Arme vor der Brust und der Ältere sieht ein, dass er sich seinen Witz besser hätte verkneifen sollen.
„Ich mach doch nur Spaß. Was denkst du, würde ein Optimist jetzt sagen?"
Er bezeichnet sich selbst zwar als keinen, das bedeutet aber noch lange nicht, dass er nicht so tun kann. Taehyung denkt gut nach und räuspert sich, um eine ältere Stimme zu imitieren, bevor er lehrend einen Zeigefinger hebt.
„Du musst immer das positive in deiner aktuellen Situation sehen und es zusammen mit deinem eigenen Willen kombinieren, bis du Motivation daraus ziehen kannst. So setzt man seine Wünsche um, Jeongguk."
Tatsächlich muss der Jüngere etwas lachen und überlegt gut.
Das positive in meiner aktuellen Situation?
Da wäre zum Beispiel, dass die Wahrscheinlichkeit besteht, wirklich ans Meer zu gelangen. Oder auch, dass er neue Orte zu sehen bekommt. Dinge, die ihm seine Eltern niemals erlaubt hätten. Und ein besonderer Grund überragt die anderen wahrscheinlich schon fast. Und das ist Taehyung.
Jeongguk kann zwar noch nicht so ganz zuordnen, warum er von dem Älteren so fasziniert ist, obwohl dieser nicht gerade der netteste war, aber er hat zum ersten Mal jemanden in seinem Leben, der ihm zuhört.
Jahrelang hatte er niemanden außer seinen Bruder, der durch sein Studium ebenfalls nie wirklich Zeit für den Jüngeren hatte. Und sobald Jeongguk bei seinen Spaziergängen angesprochen wurde, hat er Panik bekommen, da er nicht mehr so genau wusste, wie er mit neuen Menschen umgehen soll. Es überforderte ihn einfach Kontakte zu knüpfen, da er es nicht mehr gewohnt war.
Doch bei Taehyung war alles anders. Dort war er derjenige, der den Blauhaarigen unbedingt kennenlernen wollte. Und bereuen tut er dies auf gar keinen Fall. Für ihn war es wie ein Zeichen und er hat nicht aufgegeben, Taehyung nach dem Verschwinden aus dem Krankenhaus wiederzusehen.
Willen.
„Ja, du hast Recht", fasst Jeongguk seinen Mut und atmet tief durch. „Selbst wenn er mich finden sollte, es hat sich bereits jetzt schon gelohnt. Und was dich angeht. Ich weiß genug, um meinem Vater im Notfall unter Druck setzen zu können."
Ich lasse mich nicht mehr wie ein verletzlicher Junge behandeln. Ich lasse mich nicht mehr einsperren und vor allem lasse ich nicht zu, dass Taehyung das wird. Mir egal wie, aber ich werde mich endlich wehren und meinen Eltern zeigen, dass ich nicht schwach bin, so wie es immer von mir behaupten.
Und das war Jeongguk's letztes Puzzleteil.
Motivation.
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ᴅᴀɴᴅᴇʟɪᴏɴs↱ᵗᵃᵉᵍᵍᵘᵏ
Fanfiction⇢Ein ordentliches Verhalten und gute Manieren stehen bei Jeongguk an der Tagesordnung. Ganz im Gegensatz zu Taehyung, ein angesehener Drogendealer Seoul's, welcher sich um nichts und niemanden schert, abgesehen von seinen Geschäften. Doch als beide...