ŧщεŋŧγ-ŋïŋε

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Dumpfes Rattern des Zuges ist zu hören und nur ein paar Lichtstrahlen schaffen es durch die kleinen Löcher im Metall. Einer dieser Strahlen scheint genau auf das Gesicht des Jüngeren und lässt dieses dadurch förmlich leuchten. Braune Haarsträhnen fallen ihm lose ins Gesicht, während seine Augen ruhig geschlossen sind und sein Brustkorb sich entspannt hebt und senkt.

Taehyung kann sich nicht helfen, aber ist von diesem Anblick praktisch angezogen. Noch nie hat er einen Mensch mit solch einer makellosen Haut gesehen. Und ständig darüber nachzudenken, wie es in Gwangju weitergeht, wurde ihm irgendwann zu langweilig. Er will das ganze einfach bloß hinter sich bringen.

Sein Blick wandert von Jeongguk's dichtem Wimpernkranz runter zu den Lippen des Jüngeren, welche einen Spalt geöffnet sind und zu gerne würde er mit seinem Daumen darüber fahren. Einfach, weil sie so weich aussehen.

Ob sie sich auch so anfühlen? 

Er schüttelt über sich selbst bloß den Kopf und genau in diesem Moment blinzelt Jeongguk seine Augen auf. 

„Kann ich dir irgendwie weiterhelfen?", hebt er etwas verwirrt eine Augenbraue und sieht in das monotone Gesicht des Älteren. Jeder andere würde jetzt rot werden, doch Taehyung überspielt das Ganze wie immer geschickt.

„Es tut mit leid, Jeongguk."

„Huh, was meinst du?"

Jeongguk setzt sich auf, um so einigermaßen auf Augenhöhe mit dem Älteren zu sein.

„Das mit deinen Freunden. Ich hätte das nicht sagen sollen, war echt assi", entschuldigt sich Taehyung und Jeongguk wird etwas warm. Er hat nicht erwartet, dass sich der sture Blauschopf dafür wirklich bei ihm entschuldigen würde.

„Achso, ja.. passt schon. Du hast immerhin nicht ganz unrecht..", senkt der Brünette seinen Kopf und spielt mit seinen Fingern. Daraufhin sieht Taehyung kurz zwiegespalten neben sich, denn er merkt natürlich, dass den Jüngeren etwas ziemlich am beschäftigen ist.

Ach was solls.

„Erklär es mir."

Sofort schießt der Kopf des Braunhaarigen in die Höhe und er sieht den Älteren ungläubig an.

„Meinst du das ernst? Du brauchst nicht so tun, als würdest du dich für mich interessieren. Wirklich, das ist nicht nötig", geht der Jüngere nochmal sicher und sorgt dafür, dass Taehyung die Augen rollt.

„Wenn es mich nicht interessieren würde, dann würde ich gar nicht erst fragen. Na komm schon."

Taehyung möchte wirklich etwas über meine Kindheit erfahren? Aber wieso? Ich dachte, ihm ist alles egal?

Der Braunhaarige versteht den plötzlichen Sinneswandel von Taehyung zwar nicht, jedoch nickt er leicht und atmet tief durch. 

Wie geht er das ganze am besten an und vor allem wo fängt er an? Er will es so kurz wie möglich halten, eigentlich erinnert er sich nämlich überhaupt nicht gerne zurück an früher, da seine Vergangenheit eine offene Wunde ist, die einfach nicht heilen will. Darüber zu reden fühlt sich bloß an, als würde man Salz hinein streuen. 

Aber irgendwie möchte er Taehyung davon erzählen. Einen Teil zumindest.

„Früher, da hatte ich Freunde.. viele sogar, weißt du?", fängt er schließlich an und schließt die Augen, um sich genau erinnern zu können.

„Die Grundschule war am besten. Ständig sind wir in den Pausen über den Schulhof gerannt und haben so getan, als wären wir Piraten und wollen gegenseitig unsere Schiffe kentern. Im Kindesalter sieht man die Dinge ganz anders, als sie eigentlich sind, deswegen ist die Fantasie die schönste Gabe, die Kinder besitzen können. Aber mit der Zeit wurden meine Freunde wagemutiger. Plötzlich ging es um Mutproben und der Schulhof, den wir einst in ein abenteuerliches Schlachtfeld verwandelt haben, verblasste aus unseren Köpfen und wurde stattdessen durch die ereignislose Realität ersetzt. Ein gepflasterter Pausenhof, auf dem ein abgeranztes Klettergerüst stand, von den Älteren vollbesprüht mit Graffiti, und eine Schaukel, die beinahe am Auseinanderfallen war. Jeder wurde älter, jeder außer ich. Ich wollte diese hässliche Realität einfach nicht akzeptieren. Für was denn auch, wenn du etwas viel besseres daraus machen kannst? Zu doof, dass ich damit alleine war. Während ich lieber geheime Schätze in der Erde vergraben wollte, damit wir sie alle Jahre später wieder ausbuddeln können, fingen meine Freunde an, Fußball oder anderen Sport zu betreiben. Doch ich war dazu einfach nicht in der Lage. Selbst die Eltern redeten über mein kindliches Verhalten, aber mein Gott, ich war doch auch erst 10!", Jeongguk muss seufzen und öffnet wieder die Augen. Zu seiner Überraschung hört Taehyung ihm wie gebannt zu.

ᴅᴀɴᴅᴇʟɪᴏɴs↱ᵗᵃᵉᵍᵍᵘᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt