Kapitel 30

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Harry's Sicht

,,Harry! Harry, aufwachen!" sagt Niall leise und rüttelt leicht an meiner Schulter. Ich schlage langsam meine Augen auf und brauche einen Moment, um zu realisieren, wo ich gerade bin.

,,Was ist los? Wie spät ist es?" frage ich schlaftrunken und reibe mir einmal über meine verweinten Augen. ,,Es ist 22 Uhr. Die Ärztin will mit uns sprechen." informiert Niall mich und ich stehe nickend auf.

,,Hallo Mr. Styles. Ich bin Dr. Morrone. Sind Sie der Partner von Mr. Tomlinson?" - ,,Ja, der bin ich." - ,,Wir mussten zwei Wunden nähen und ihm ein Schmerzmittel geben, dass starke Müdigkeit als Nebenwirkung hat. Er wird frühestens morgen Mittag aufwachen. Bis dahin können sie in sein Zimmer. Leider dürfen wir die anderen nicht zu ihm lassen. Kommen sie doch bitte mit." Sie bedeutet mir mit einer Geste, ihr den Gang entlang zu folgen.

,,Er bekommt alles mit, was um ihn herum geschieht. Das Schmerzmittel befördert ihn nur in einen leichten Schlaf, aber aufwachen wird er dennoch frühestens morgen Mittag oder Nachmittag."

Ich folge ihr stumm und ich muss furchtbar aussehen. ,,So, da wären wir. Wenn sie etwas brauchen, sagen sie einfach bescheid." - ,,Danke, Dr. Morrone." verabschiede ich mich von ihr und öffne die Tür von Louis' Zimmer.

Ich setze mich auf seine Bettkante und greife vorsichtig nach seiner Hand. Ich schiebe meine Finger zwischen seine und sofort entspanne ich mich ein wenig.

,,Hallo mein Schatz. Dr. Morrone hat gesagt, dass du alles mitbekommst. Es tut mir so leid, dass ich nicht da war. Hätte ich kein Date gehabt, wäre das nie passiert. Lou, ich fühle mich so schlecht." schluchze ich und drücke einen Kuss auf seinen aufgeschürften Handrücken.

,,Du bist so ein wundervoller Mensch. Ich liebe dich über alles. Bitte verzeih mir, dass ich nicht da war. Ich vermisse deine Stimme jetzt schon. Ich glaube, ich muss mir gleich einen Song anhören, wo du ein Solo drin singst. Sonst drehe ich durch. Louis mein Liebling... Obwohl du mit Verletzungen hier liegst, bist du immernoch so wunderschön..." flüsterte ich und habe Mühe, meine Stimme aufrecht zu erhalten.

Meine Gefühle drehen alle durch und ich habe das Gefühl, restlos überfordert zu sein. Ich weine und gleichzeitig fühle ich mich leer. Ich vermisse Lou jetzt schon und das obwohl wir uns vor 12 Stunden noch gesehen haben.

,,Bitte wach so schnell wie möglich auf. Ich brauche dich. So sehr. Das kannst du dir gar nicht vorstellen. Taylor hat sofort den Krankenwagen gerufen, als wir dich gefunden haben. Sie hat sogar beim Rennen ihre Absatuschuhe ausgezogen für dich." sage ich und muss am Ende sogar schmunzeln.

,,Die anderen machen sich auch schon Sorgen. Wer hat dir das nur angetan... Wenn ich denjenigen zwischen die Finger kriege wird er seines Lebens nie wieder froh. Ich werde dich beschützen. Ich will dich nie wieder leiden sehen müssen. Ich liebe dich so sehr, love. Du bedeutest mir absolut alles."

Ich ziehe meine Schuhe aus und lege mich vorsichtig neben ihn. Das Bett ist relativ breit und ich habe noch genug Platz. Ich versuche, ihn nicht allzu viel zu berühren, weil seine Wunden nur mit Verbänden verdeckt sind. Ich will ihm nicht wehtun. Ich verschränkt wieder unsere Finger ineinander und lege meinen Kopf vorsichtig auf seine Schulter. Und ich kann kaum meine Augen schließen, da bin ich auch schon eingeschlafen.

,,Wir sollten die beiden aufwecken." höre ich eine Stimme im Zimmer. Ich reibe mir über meine Augen und öffne sie. Dr. Morrone und eine Krankenschwester stehen am Bett.

,,Guten Morgen, Mr. Styles. Wie geht es Ihnen?" fragt mich die Ärztin freundlich. ,,Es geht." antworte ich müde und umklammere Louis' Hand etwas fester.

,,Wir haben schon nach 11 Uhr. Wenn Sie Glück haben, wird Mr. Tomlinson bald wach. Brauchen Sie etwas?" - ,,Ein Tee wäre toll." bitte ich lächelnd und drehe mich ein bisschen zu Louis. Die beiden verlassen das Zimmer und ich bin wieder mit ihm alleine.

,,Guten Morgen, Love." flüstere ich und streiche durch seine Haare. Sie sind immernoch weich und fühlen sich gut an. Seine Unterlippe ist ein bisschen aufgerissen und auf seiner Stirn kann man die genähte Wunde sehen. Sie liegt über seiner rechten Augenbraue. Er hat ein Krankenhaushemd an und die oberen Knöpfe sind offen. Ich fahre mit meinem Zeigefinger sein It is what it is Tattoo nach und meine Fingerspitze kribbelt, sobald sie seine Haut berührt.

Es klopft und die Schwester kommt mit meinem Tee herein. Ich bedanke mich und stehe auf. Ich mache mich im Bad ein bisschen frisch und trinke dann meinen Tee. Währenddessen starre ich auf den Tisch und lasse nochmal alles durch meinen Kopf gehen. Wieso tut man meinem Lou sowas an?

Meine Unterarme liegen auf dem kühlen Holz vom Krankenhaustisch und meine Gedanken sind schon längst in einem anderen Universum.

Mein Handy vibriert und ich fische es aus meiner Hosentasche.

Liam: Hey Harry, gibt es etwas neues von Louis? Wir dürfen ja leider nicht mit ins Zimmer, solange er noch nicht wach ist. Und wie geht's dir? Brauchst du etwas?

Ich: Hey Lima, Louis schläft noch, sollte aber bald aufwachen. Ich fände es unfair zu sagen, dass es mir nicht gut geht, weil es Lou viel schlechter geht. Ich brauche nichts, außer vielleicht eine Umarmung. Danke fürs Melden.

Liam kümmert sich schon immer um alle und sorgt immer dafür, dass es allen gut geht. Ohne ihn wären wir nie so weit gekommen.

Nach einer guten halben Stunde klopft es an der Tür.

,,Mr. Styles? Hier ist ein Mr. Payne für Sie." informiert mich eine Krankenschwester. Ich nicke und stehe auf. Vor der Tür steht doch tatsächlich Liam.

,,Hey Harry. Ich mach mir Sorgen. Wie geht es dir?" begrüßt er mich und zieht mich in eine Umarmung.

,,Ich vermisse Louis schon jetzt und ich fühle mich so schlecht, weil ich nicht da war, als ihm das angetan wurde..." murmle ich traurig und starre auf den Boden.

Liam war noch eine halbe Stunde da und hat mich getröstet. Und jetzt sitze ich wieder alleine an Louis' Bett und warte sehnsüchtig, dass er seine Augen öffnet. Ich will in dem Blau seiner Augen versinken und mich verlieren. Ich will ihn anschauen, mit ihm sprechen und ihn küssen.

Schon wieder bahnen sich Tränen ihren Weg aus meinen Augen und ich wischte schnell mit meinem Ärmel darüber. Doch sie hören nicht auf. Sie hinterlassen salzige Spuren auf meinen Wangen und meine Augen brennen. Ich schluchze laut auf und lege meinen Kopf auf die Bettdecke. Dabei halte ich seine Hand fest und wünsche mir nichts sehnlicher, als eine Umarmung von ihm. Ich will einfach nur in seinen Armen liegen, von ihm gehalten werden und seine Stimme hören. Von seiner Stimme bekomme ich immer Gänsehaut, weil sie so besonders ist. Sie ist wie die Stimme eines Engels.

Ich zittere am ganzen Körper und die Bettdecke ist schon nass von meinen Tränen.

,,Bitte wach auf, Louis. Bitte schau mich an und halt mich fest. Ich liebe dich so sehr, mein Schatz." schluchze ich und weiß nicht, wohin mit all den Emotionen. Sie sind unkontrolliert und durcheinander. Ich habe mich noch nie so elend gefühlt. Ich war nicht da, als Louis zusammengeschlagen wurde und ich fühle mich unglaublich schuldig. Er verdient soetwas nicht. Er ist der liebevollste Mensch, den ich kenne. Er verdient die Liebe zurück, die er jeden Tag verschenkt. Und trotzdem sitze ich nun hier an seinem Bett und warte darauf, dass er aufwacht.

,,Ich vermisse dich. Ich will deine Lippen küssen und ich will in deinen Armen liegen und ich will, dass du wieder freche Antworten gibst und mich um den Verstand bringst, wenn du auf deiner Lippe herumkaust. Bitte lass mich nicht alleine, Lou..."

forever loving you - Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt