Kapitel 22

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Louis' Sicht

Es ist schon ziemlich spät und Harry schläft neben mir. Unsere Hände liegen ineinander. Seine ruhigen Atemzüge bringen Frieden zu mir. Inneren Frieden. Auch, wenn ich ihn heute getröstet habe, geht es mir nicht besser als ihm. Ich spüre den Stich in meinem Herzen immernoch. Tränen steigen in meine Augen und fangen an, zu brennen. Meine Sicht verschwimmt und die erste Träne rinnt über meine Wange bis zu meinem Haaransatz. Ich starre an die Decke und fühle mich leer. Ausgelaugt. Ich will Harry lieben und zwar egal wo und wann. Ohne, dass jemand etwas dagegen sagt. Ohne, dass es Konsequenzen hat. Ich wimmere leise und weil ich ihn nicht wecken will, stehe ich leise auf und gehe ins Badezimmer. Ich schließe die Tür hinter mir und setze mich auf den kalten Boden. Mein Rücken lehnt an der Wand und meine Knie habe ich mit meinen Armen umschlungen. Ich weiß nicht, ob mein Herz es aushalten würde, ihn mit einer anderen zu sehen. Oder ob ich es ertragen würde, wenn ich mit einer anderen eine fake Beziehung führen müsste.

Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und schluchze laut auf. Mein Oberkörper bebt und ich wische mir immer wieder meine salzigen Tränen von den Wangen. Irgendwann fängt es an zu brennen. Ich will gar nicht in den Spiegel sehen. Es ist drei Uhr morgens und ich habe noch keine Sekunde geschlafen. Bevor Harry eingeschlafen ist, haben wir noch lang geredet. Ich kann homophobe Menschen einfach nicht verstehen. Liebe ist Liebe. Das sollte im 21. Jahrhundert doch nun endlich mal in allen Köpfen angekommen sein. Ja, Harry wird als der Womanizer angesehen. Ja, ich bin der süße Louis, der die Mädchen mit einem Grinsen dazu bringt, sich zu verlieben. Jedenfalls sagen das alle. Aber es stimmt nicht. Das waren wir nie und das werden wir nie sein. Wir waren niemals die, die ihre Fans nicht beachten und ihre Liebe als selbstverständlich hinnehmen. Ich liebe jede Umarmung, jedes liebe Wort und jeden Wangenkuss, den ich von unseren Fans bekomme. Sie würden niemals schlecht von uns denken, nur weil Harry und ich zusammen sind. So sind sie nicht. In One Direction geht es um Liebe. Und es ist sowasvon egal, ob es die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau, einer Frau und einer Frau oder einem Mann und einem Mann ist. Liebe ist so etwas wundervolles.

Mir wird schmerzlich bewusst, wie sehr sich mein Herz nach Harry sehnt und ich schluchze erneut. In meinen Armen ist keine Kraft mehr. In meinem Herzen ist keine Kraft mehr. Ich sitze wie ein zusammengerolltes Päckchen auf den Fliesen und vergesse die Zeit. Es ist fast vier Uhr. Ich erhasche einen Blick in den Spiegel und mir stockt der Atem. Meine Augen sind rot angeschwollen, ich habe sehr tiefe Augenringe und meine Haare stehen in alle Richtungen ab. Ich bin blass wie ein Geist und meine Körperhaltung gleicht einem Embrio. Bei meinem Anblick muss ich noch mehr weinen. Ich werde geschüttelt, doch kann es nicht stoppen.

Es klopft leise an der Tür. ,,Lou?" höre ich Harry leise fragen. ,,Bitte mach die Tür auf, Louis." sagt er sanft. Er hat noch nicht bemerkt, dass gar nicht abgeschlossen ist. Erst nachdem er ein drittes Mal geklopft hat, drückt er die Klinke runter. Als er mich sieht, entweicht ihm sämtliche Farbe aus seinem Gesicht. ,,Louis..." flüstert er und kniet sich vor mir auf den Boden. Er schließt seine Arme um mich und ich klammere mich an ihn. Er drückt mich noch fester an sich, als ich leise wimmere. Ich bekomme fast nichts mit, mein Verstand funktioniert nicht mehr. Ich habe seit vielen Stunden nicht mehr geschlafen und das bedrückende Gefühl in meiner Brust gewinnt Überhand. Ich habe mal gelesen, dass man abends und nachts viel emotionaler ist, als tagsüber. Jetzt kann ich es bestätigen.

,,Lou, rede mit mir." bittet er mich liebevoll. Doch die Panik in seinen Augen ist nicht zu übersehen. Er legt seine Hände an meine Wangen und streicht vorsichtig über die brennende Haut. ,,Ich bin immer für dich da, mein Schatz." versichert er mir und küsst meine restlichen Tränen weg. ,,Wieso versteht mich niemand?" frage ich verzweifelt. ,,Wieso versteht niemand, wie das ist, wenn man sich nicht lieben darf!? Es tut so weh, Haz." wimmere ich leise und er legt wieder seine starken Arme um mich.
Es kommt mir vor, als würden wir ständig die Rollen tauschen. Heute morgen musste ich ihn trösten, jetzt muss er für mich da sein.

,,Ich verstehe dich." sagt er sanft. ,,Wir werden eine Lösung finden. Bitte sei nicht so traurig, mein Liebling. Ein Lächeln steht dir so viel besser." - ,,Kannst du mich bitte küssen?" frage ich leise und er nickt.
,,Natürlich!" antwortet er und legt seine Lippen sanft auf meine. Er zieht mich näher zu sich und ein Kribbeln durchfährt meinem Körper, als er seine Zunge langsam über meine Unterlippe fahren lässt. Ich öffne meinen Mund ein kleines Stück und er stupst meine Zunge liebevoll an.
,,Ich liebe dich so sehr." haucht er zwischen den Küssen. ,,Ich liebe dich auch, mein Engel." flüsterte ich, weil meine Stimme versagt. In seinen Armen fühle ich mich zu Hause. Ich bin da, wo ich hingehöre. Doch manche Menschen sehen es nicht. Sie sehen nicht, was Liebe mit Menschen machen kann. Ich war noch nie so stark, wie mit Harry. Von ihm habe ich gelernt, nichts auf die Meinung anderer zu geben. Von ihm habe ich gelernt, immer freundlich zu sein und jeden eine Chance zu geben.

Treat people with kindness.

Mein Freund ist so ein wundervoller Mensch. Ich weiß nicht, wie es das Schicksal angestellt hat, aber wir haben zueinander gefunden.

,,Wir sollten noch etwas schlafen." sagt er leise und streicht mir nochmal über meine Wange. Ich habe aber keine Kraft, aufzustehen. Er merkt es und legt einen Arm unter meine Knie, einen um meine Schulter und hebt mich hoch. Im Brautstil trägt er mich zu unserem Bett und lässt mich sanft nieder. Ich kuschle mich in meine Decke und er legt sich neben mich. Sofort krieche ich in seine Arme, die er für mich geöffnet hat. Er legt sie behutsam um mich und zieht mich näher zu sich.

,,Ich bin immer an deiner Seite. Ich liebe dich." flüstert er und streicht durch meine Haare. Seine Locken liegen ihm wirr auf dem Kopf und er sieht bezaubernd aus. Von draußen scheint ein kleines Bisschen Licht rein und ich kann ihn halbwegs erkennen.
,,Was würde ich nur ohne dich machen?" frage ich und schlafe im nächsten Moment ein.

Harry's Sicht

Louis atmet gleichmäßig und ist eingeschlafen. Er hat seinen Kopf auf meiner Brust abgelegt und seine Arme um meine Taille geschlungen. Er sieht so fertig aus. Ich wünschte, ich könnte ihm helfen. Aber es ist auch wichtig, dass wir uns selbst nicht vergessen. Wenn ich traurig bin, muss Louis aufpassen, dass er auch noch auf sich achtet und andersrum genauso. Ich würde alles für Lou tun. Wie kann man einem so wundervollen Menschen, wie er einer ist, soetwas antun?

Wenn Louis und ich zusammen sind, sind wir eins. Wir halten zusammen und stärken den anderen. Zwei Herzen, ein Zuhause. Er bringt mich nach Hause, egal wo wir sind. Nur auf ihn reagiere ich so stark. Es braucht nur einen Blick, ein Wort oder eine Berührung und ich bekomme Gänsehaut.

*cries in a very cool way*

Was würdet ihr an Louis' Stelle tun? Und findet ihr, sie sollten nochmal mit dem Management sprechen?

All the love, F
xx

forever loving you - Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt