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Alec:

Das Essen verlief eigentlich besser als gedacht, solange Dad nur seinen Mund hielt und Mum reden ließ.

Sie verstand sich blendend mit Dave, mir kam es fast so vor, als dachte sie darüber nach, ihn zu adoptieren oder Dad zu verlassen und dafür mit meinem Freund durchzubrennen. Aber das würde ich sicher nicht zulassen.

Ich war ja gerne bereit zu teilen, vor allem mit meiner Mum, nur nicht, wenn es um Dave ging. Der gehörte ganz allein mir.

„Wie lange seid ihr denn jetzt genau zusammen?", wollte Mum neugierig wissen.

„Erst 2 Tage, aber wir mögen uns schon viel länger", meinte Dave und lächelte mich dabei an.

Ich nickte, sein Lächeln erwidernd.

Klar musste Dad den Moment kaputt machen, indem er so abfällig fragte: „Mögt ihr euch oder liebt ihr euch? Im ersten Falle sollte eine Freundschaft wohl ausreichen"

Ich biss die Zähne zusammen, als ich ihn ansah und seinen kalten Blick mit all meiner Enttäuschung, die ich gerade ihm gegenüber empfand, erwiderte.

Wieso konnte er sich nicht einfach für mich freuen? Sah er nicht wie glücklich ich war oder war es ihm einfach egal?

„Wir lieben uns", sagte ich fest, als ich meinem Dad eindringlich in die Augen sah. „Und nichts wird daran etwas ändern"

Er wirkte belustigt, aber nicht auf die gute Art, sondern auf die abfällige Art. „Wie wär's, wenn du dich erstmal auf dein Studium konzentrierst und dann auf irgendwelche... Männer" Er musterte Dave dabei so seltsam, was mich nur noch rasender machte.

„Wenn du was zu sagen hast, dann sag es gefälligst!"

Noch nie hatte ich in so einem Ton mit ihm gesprochen. Das ließ alle verstummen und mich geschockt ansehen.

„Na los!", forderte ich.

Ich wollte es von ihm hören. Ich wollte hören, wie falsch er meine Beziehung zu Dave fand, dass er sich für einen höherwertigeren Menschen hielt als Dave es war, dass er meine Liebe niemals akzeptieren würde. Aber er sagte es nicht.

„Ist diese Kriegsbemalung wirklich nötig?" Er schaute dabei zu Dave und machte eine Andeutung, dass er sein Makeup damit meinte.

Dave schüttelte den Kopf. „Nötig im Sinne von lebensnotwendig, nein. Nötig im Sinne von Artikel 2 des Grundgesetz unseres Landes sichert den Bürgen das Recht auf die freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu, ja"

Etwas überrascht schaute ich Dave an, aber er lieferte sich gerade ein Blickduell mit meinem Dad.

Man sah diesem an, dass er nicht zugeben wollte, wie beeindruckt er war, nicht zugeben, dass er sich in Dave getäuscht hatte und das gewaltig.

„Jetzt, da wir alle so schön versammelt sind", unterbrach Mum die drückende Stille, in dem Wissen, dass Dave zwar ein großer Teddy auf zwei Beinen war, aber genauso gut zum T-Rex mutieren konnte. „Ich warte schon ein paar Wochen drauf, was loszuwerden..."

Dad löste seinen Blick aus Daves und schaute Mum an. Dabei wurde sein gesamtes Erscheinungsbild sofort liebevoller und sanfter.

Ich verstand es einfach nicht. Ich war sein Sohn, verdammt! Wie konnte er nur so zu mir sein? Womit hatte ich mir das verdient?

„Naja, wir haben ja eine Weile versucht, nochmal ein Kind zu machen...", begann Mum und legte ihre Hand auf Dads.

Sie versuchte ernst auszusehen, aber sie konnte nicht aufhören zu grinsen, als sie sagte: „Naja, jetzt bin ich schwanger..."

Es passierte bei meinem Dad und mir zeitgleich, dass uns der Mund aufklappte und wir sie aus großen Augen anschauten.

„Wirklich?", fragte Dad ungläubig.

Mum nickte, hatte dabei Tränen in den Augen.

„Oh mein Gott", hauchte Dad, stand auf, zog Mum auf die Beine und umarmte sie.

Er tauschte nie vor meinen Augen Zärtlichkeiten mit ihr aus, aber jetzt küsste er sie sogar, versicherte ihr, wie sehr er sich freute und er sie liebte.

Nach einer Weile stand auch Dave auf und gratulierte meinen Eltern.

Ich wusste, dass ich das auch tun sollte, aber irgendwie ließ mich der Gedanke oder eher die Befürchtung nicht los, dass dieses Kind alles ändern würde...


Das Herz Der Dunkelheit (Manxman)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt