Alec:
Gestern Abend hatte ich Daves Schlafen ausgenutzt, um mich an ihn ranzukuscheln. Nicht, dass es ihn gestört hätte, wenn er wach gewesen wäre, aber irgendwie war ich mir schon etwas seltsam dabei vorgekommen, mich an einen wehrlosen Schlafenden zu schmiegen.
Trotzdem war ich ziemlich schnell eingeschlafen. Ich hatte zwar nicht bemerkt, wie müde ich eigentlich gewesen war, aber der Tag war doch etwas anstrengend gewesen, mit Dave und seiner Mini-Version.
Ich schlief ruhig, traumlos, aber erholsam.
Daher war ich nicht ganz so schlecht drauf, als ich am nächsten Morgen vom Tellerklappern aus der Küche unten wach wurde.
Seit ich reden konnte, bat ich meine Eltern, diese dumme Tür, die zum Ess- und Wohnzimmer führte zu schließen, wenn ich noch schlief, aber meistens vergaßen sie es einfach.
Heute störten aber nicht nur die Frühstückslaute, sondern auch das Geschreie meiner Eltern und das darauffolgende Weinen von Amy.
Mit einem genervten Brummen zog ich Dave weiter auf mich, so als könne er die Klänge einfach verschwinden lassen, aber das passierte leider nicht. Eher wurde er dadurch wach.
„Mhh Bärchen", murmelte er genießend und rieb sein von Haaren bedecktes Gesicht an meiner Brust.
„Guten Morgen, Schmusekatze", lächelte ich und verbog mich umständlich, um ihn einen Kuss auf den Kopf zu geben.
Statt romantisch und ruhig aufzuwachen schnellte sein Kopf plötzlich nach oben und schaute mich schockiert aus großen Augen an. „Bärchen?!"
Ich erwiderte seine plötzliche Panik mit einem verwirrten Blick.
Er schaute zuerst mich ungläubig an, dann das Zimmer, ehe er hektisch aus dem Bett sprang.
„Scheiße, was mache ich überhaupt hier?!"
„Dave? Was ist los?" Unsicher richtete ich mich auf.
„Was los ist? Tucker wird mich umbringen!"
Ach daher wehte der Wind.
Ich stand aus dem Bett auf, als Dave auf die Tür zugehen wollte, um zu verschwinden und hielt ihn davon ab, indem ich beruhigend meine Hände auf seine Brust legte. „Jetzt mal mach halblang. Ich habe das mit Tucker geklärt, er weiß, dass du die Nacht über bei mir warst und ich dich heute Mittag in die WG bringe"
„Was?!" Ungläubig schaute er mich an. „Wie?"
„Ich habe ihn mit deinem Handy angerufen" Schulterzuckend nickte ich zu meiner Kommode, wo ich sein Telefon angesteckt hatte, da der Akku heute sonst leer gewesen wäre.
Er schnaubte, beachtete mich nicht weiter, um sich sein Handy zu holen, das er dann in die Hosentasche steckte.
„Wie bist du da überhaupt reingekommen?"
Sprach er da etwa von seinem nicht sehr kreativen Passwort?
„Hab gesehen, wie du es entsperrt hast"
Dave schüttelte mit dem Kopf. Den Blick in seinen Augen konnte ich gerade gar nicht deuten.
„Was schaust du denn so?", lachte ich leicht unsicher. „Ich wollte dich halt nicht mehr wecken gestern..."
„Du hast mir schon wieder hintergangen, fällt dir das eigentlich auf?!"
Ich verstummte sofort, als er das ziemlich laut sagte und ich sogar leicht zusammen zuckte.
„Aber..."
„Du wolltest mal wieder nur helfen, schon klar", schnaubte er und schüttelte den Kopf. „Mann Alec, du kannst nicht einfach mein Leben an dich reißen, weil du denkst, das sei das Beste für mich. Ich bin erwachsen, ich treffe eigene Entscheidungen. Und durch deine Aktion gestern hast du wahrscheinlich dafür gesorgt, dass ich nie mehr einen Job bekomme, wenn Tucker einen Bericht über mein schlechtes Verhalten schreibt. Gut gemacht, du hast mir damit sehr geholfen, wirklich"
„Aber..."
„Lass stecken" Er wandte den Blick von mir ab, so als hielt er es nicht länger aus, mich anzusehen und ging an mir vorbei aus dem Zimmer.
Das konnte ich jetzt nicht so stehen lassen, also eilte ich ihm hinterher.
„Dave, bitte, du kannst jetzt nicht einfach so gehen!"
„Du siehst doch, dass ich es kann!" Er schlüpfte in seine Schuhe, als ich gerade bei ihm ankam und ihn dann am Arm aufhielt.
„Bitte sei nicht sauer. Ich wusste nicht, was ich anrichte, bitte, Dave"
Er sah mir an, wie verzweifelt ich war, das ließ seinen Blick auch etwas erweichen, aber wirklich viel half es nicht. „Ich weiß, aber trotzdem ändert es nichts. Du bevormundest mich und es fällt dir nicht mal auf. Wir sind in einer Beziehung, Alec. Wir sind gleichwertige Partner. Klar kannst du mich unterstützen und ich weiß es auch sehr zu schätzen, dass du das tust, aber es gibt Grenzen. Vor allem, wenn du die Konsequenzen deiner Taten nicht kennst..."
„Ich hab's doch nicht böse gemeint", seufzte ich traurig.
Er sagte nichts dazu, sondern löste seinen Arm von mir.
„Dave..."
„Was Alec?" Er klang wirklich angespannt, genau deshalb musste ich das jetzt fragen.
„Du liebst mich doch trotzdem noch oder?"
Er hielt plötzlich mit allem inne, dem Schließen seiner Jacke, dem unruhig hin und her wippen und schaute mir direkt in die Augen. „Natürlich liebe ich dich noch. Und wir werden auch noch ausführlich über ein paar Regeln in unserer Beziehung diskutieren, weil ich nicht bereit bin, das einfach hinzuschmeißen, aber jetzt muss ich erstmal Schadensbegrenzung betreiben und Tucker dafür sehr weit in den Arsch kriechen..."
„Tut mir leid" Beschämt schaute ich zu Boden.
Es war alles perfekt gewesen und ich hatte das kaputt gemacht. Wir hatten schon die erste kleine Krise und das am vierten Tag unserer Beziehung. Ich konnte froh sein, wenn er nicht alles sofort wieder hinschmiss.
„Bis dann, Alec", meinte Dave bloß noch, öffnete die Tür und ging.
Keinen letzten, liebevollen Blick mehr, keine Umarmung und auch keinen Kuss. Nur Schuld und Enttäuschung.
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Das Herz Der Dunkelheit (Manxman)
Fiction générale"Du musst gar kein Stern sein, um zu strahlen" Alec ist vielleicht ein hübscher und begehrter junger Mann, aber er selbst kann mit der Liebe nichts anfangen. Er war bisher nur einmal verliebt und das hat ihm nichts als Tränen gebracht. Seit Dave...