EINS

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Ich fiel. Tiefer ins bodenlose nichts. Plötzlich spürte ich einen Schmerz an meiner Schulter. Ich keuchte und öffnete meine Augen.

Mein Wecker klingelte laut und ich blinzelte ins Sonnenlicht, das durch mein Fenster schien. Ich lag auf dem Boden neben meinem Bett, eingewickelt in meiner Bettdecke aus der ich mich befreite. Schon wieder ein Albtraum und immer derselbe.

Meine Schulter tat höllisch weh, während ich mich aufrichtete und den Wecker ausschaltete.

Es war Montag. Yey. Mein Lieblingstag. Welch Ironie und ich verdrehte in Gedanken meine Augen.

Heute ging ich zur Mill Hill School in London. Es ist eine Internatschule, was bedeutete, dass das mein letzter Tag hier zu Hause war.

Natürlich konnte man am Wochenende nach Hause kommen, aber sonst würde ich die meiste Zeit wohl oder übel in der Schule verbringen. Auf dem Boden lag mein Hausschlüssel.

Kein Wunder warum meine Schulter so weh tat. Ich ging auf meinen Kleiderschrank zu und nahm mir ein bequemes leichtes Shirt und Shorts heraus, mit denen ich ins Badezimmer verschwand.

Mit noch nassen Haaren, wobei sich meine Locken kräuselten, ging ich die Treppen nach unten zur Küche. Ich ass etwas und dann kam meine Mutter auch schon aus dem Wohnzimmer.

Sie trug ein lockeres rose farbenes Kleid was ihre zierliche Figur umschmeichelte. Ihre langen braune Haare, die ich von ihr geerbt habe, fielen ihr in Wellen den Rücken hinunter.

"Hast du die Autoschlüssel irgendwo gesehen?", fragte sie mich und blickte suchend mit ihren blauen warmen Augen durch die Gegend.

"Nope. Vielleicht sind sie in Dads Jackentasche?", riet ich. Sie fand die Schlüssel und ich zog mir meine Lieblingssneaker an und schulterte meine Schultasche.

Mein Dad kam die Treppen runter. Er sah aus wie ein Schauspieler, was er auch war. Er hatte schwarze Haare und grüne Augen. Sein Hemd knöpfte er sich beim laufen zu. Vergleichen könnte ich ihn mit einer bisschen älteren Version von Matthew Daddario.

Er nahm meinen Koffer der neben der Tür stand und wandte sich dann mir zu: " Guten Morgen, Milinchen!", flötete er und gab mir einen Kuss auf die Wange.

"Hier für dich.", sagte er und gab mir einen kleinen schwarzen Beutel, der mit goldenen Sternen bestickt war.

Ich öffnete ihn und holte den Inhalt raus. Es waren wunderschöne Ohrringe. Sie waren silbern und sahen aus wie Flügel.

"So welche wollte ich schon immer haben!", rief ich begeistert aus und umarmte meinen Dad. Sofort steckte ich mir die Ohrringe ein.

"Ok raus jetzt. Du kommst noch zu spät!", sagte meine Mum und öffnete die Haustür. Ohne eine Ahnung zu haben wann ich überhaupt da sein sollte.

Ich war nervös und konnte mich nicht mal entspannen, obwohl mein Lieblingssong lief. Meine Beine zitterten leicht, was das einzige bemerkbare Anzeichen meiner Nervosität war. Am liebsten wäre ich jetzt schnellstens zurück nach Hause gegangen.

Vor ein paar Tagen sind wir hier in London eingezogen. Davor wohnten wir in Australien. Wir mussten umziehen, weil mein Dad einen neuen Job bekommen hatte, der uns ein Vermögen einbringen würde.

-

Die Schule war riesig. Der Himmel war klarblau und die Sonne liebkoste meine gebräunte Haut. Ich stieg langsam aus dem Auto und betrachtete meine neue Schule. Das Schulgebäude hatte drei Stockwerke und dahinter musste sich der Campus befinden.

Viele Schüler befanden sich hier draußen und nahmen ihre Koffer und wurden begleitet von einem älteren Schüler der ihnen die Richtung wieß.

Ich atmete einmal tief ein und aus. Ok, Mila. Das ist deine neue Schule. Du wirst eine tolle Zeit haben und viel Spaß haben. Scheiß auf das brave schüchterne Mädchen von der alten Schule. Wir wissen schließlich beide, das du so nie im Inneren warst. Sei einfach du selbst.

Ich wandte mich von der lauten Menge ab und nahm mir mein Gepäck zur Hand. Mein Vater suchte einen älteren Schüler, um ihn zu fragen wohin ich lang musste.

Ein großgewachsener Junge kam auf uns zu. Seine grünen Augen nagelten mich auf der Stelle fest. Er trug eine schwarze Hose und ein blaues Shirt wobei man die Form eines aufgebauten Körpers erkennen konnte. Er bedachte meinen Blick der unbewusst ihn musterte mit einem spitzbübischen Lächeln.

Meine perfekte Augenbraue zuckte herausfordernd hoch.

Na wenn weiterer solcher Typen noch auftauchen werden, bin ich ja im Paradies. Ich schmunzelte in mich hinein.

"Hey, ich bin Jack.", stellte er sich vor.
"Braucht ihr Hilfe?", fragte er nach dem er die Hand meiner Eltern geschüttelt hatte und mir zu zwinkerte.

Meine Mutter lächelte ihn sofort an, während ihre Augen ihn hinter der Sonnenbrille musterten.

"Weißt du wo das Haus 4 im Campus ist?"

"Ich kann....äh" Jack sah mich hilfesuchend an.

"Mila."

"Ich kann Mila gerne dorthin bringen."

Das Telefon meines Vaters klingelte. "Entschuldigt kurz.", sagte er und wandte sich ab.

"Das wäre sehr lieb von dir!", erwiderte meine Mutter und lächelte ihr bestes Lächeln. Jack hatte keine Chance er musste zurück lächeln.

Meine Mom pikste mir unauffällig in die Seite und zwinkerte mir hinter ihrer Sonnenbrille zu.

Ich schmunzelte, denn ich wusste genau was sie gerade dachte.

"Wir müssen jetzt los.", kam mein Vater schon zurück und küsste mich auf die Stirn. "Bis Samstag, Milinchen!"

Jack gluckste bei meinem Spitznamen und ich sah ihn verärgert an. Er hob abwehrend die Hände und grinste.

Ich umarmte meine Mum und sie wünschte mir noch viel Spaß, bis sie auch einstieg und beide davonfuhren.

Ich sah ihnen noch hinterher, bis sie um die Ecke bogen.

"Den Koffer nehme ich.", sagte Jack und bevor ich etwas sagen konnte, nahm er meinen Koffer und Schritt voran, ohne darauf zu achten, dass ich ihm folgte. Als ich zu ihm aufschloss, redete er schon drauf los.

"... und die Lehrer sind ganz okay. Aber bei Herr Snotze musst du aufpassen, der ist immer schlecht gelaunt und lässt pro Tag mindestens eine Person bloßstellen. Aber hey das Leben ist nicht immer einfach. Das Essen findet in der Mensa, dort in diesem Gebäude,...", er deutete auf ein in unserer Nähe stehendes Gebäude hin, "... morgens um 5-9 Uhr statt, falls man früher und später frühstücken muss, je nach Stundenplan gerecht. Das Mittagsessen beginnt um 12-15 und das Abendessen um 17-20 Uhr. Man hat aber in seinem Haus im Campus auch nen Kühlschrank falls man was zwischendurch will... und hier ist dein neues zu Hause."

Jack zeigte auf eine Hütte die nur noch ein paar Schritte entfernt stand.

Sie bestand aus hellem Holz und hatte vor dem Eingang eine gemütlich aussehende Bank mit Kissen. Die Holzhütte hatte drei Etagen und war nummeriert mit der Nummer 4.

"Ok, ich muss dann mal los. Andere Neulinge sind noch auf meine Dienste angewiesen. Ach und das ich es nicht vergesse: Heute hast du den ganzen Tag frei erst morgen musst du um 8 Uhr im Raum 176 da sein, dort kriegst du den Stundenplan und dann kannst du dich in die Kurse eintragen. Bis irgendwann.", sagte Jack und gab mir ein High Fife, während ich ihm schmunzelnd hinterhersah.

School Of DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt