Nachdem Gespräch mit May war ich zurück zur Hütte gelaufen. Ich öffnete Theas Zimmertür. Sie schlief noch in ihrem pastellblauen Himmelbett. Die Sonne stand schon hoch am Himmel und ich ging auf ihr Bett zu und kuschelte mich von hinten an sie. Thea drehte sich um.
"Morgen."
"Hey", sagte ich. Ich hatte sie nur zwei Tage nicht gesehen, aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Wir umarmten uns. Ich durfte ihr nicht sagen wer ich wirklich war, aber genau in diesem Moment brauchte ich sie als meine beste Freundin. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich war ein Monster. Was würde meine Familie nur von mir denken, sie dürften aber sowieso nichts davon erfahren. Sollte ich mit all dem Schmerz alleine umgehen? Ich drückte Thea fester an mich. 'Was würde ich nur ohne sie tun', dachte ich mir immer.
"Alles okay?", fragte sie und ich nickte an ihrer Schulter. Tief ein und ausatmen.
"Mach dich fertig. Wir gehen gleich zur Mensa.", sagte ich, lächelte sie stark an und stand auf. Ich ging in mein Zimmer, machte mich fertig und nahm meine Schultasche, ehe ich nach unten ging und mit Thea zur Mensa ging. Thea trug eine zerissene blaue Jeans und ein weißes Tshirt, während ich eine schwarze Jogginghose und ein olivgrünes Top trug. Als wir unser Frühstück genommen hatten und draußen saßen, starrte mich Ashleys Clique an.
"Habe ich irgendwas in meinem Gesicht oder so?", flüsterte ich Thea zu.
"Ne, wieso?"
"Keine Ahnung, die Mädchen dort hinten starren mich die ganze Zeit an und reden über mich.", erzählte ich leise.
"Ok, ich dreh mich jetzt ganz unauffällig um.", sagte Thea.
"Nein!", zischte ich ihr zu.
"Wieso nicht?", fragte sie verwirrt.
"Du bist nicht gut im unauffällig sein.", erwiderte ich, aber Thea drehte sich trotzdem um. Ich schlug meine Hand gegen die Stirn und seufzte.
"Hört auf zu glotzen, ihr Stalker!", rief Thea zu ihnen rüber und sie sahen schnell weg. Ich musste lachen und Thea grinste mich schief an.
-
Ich befand mich in meinem Mathekurs und wir arbeiteten gerade an dem logarithmieren, unserem neuen Thema. Ungefähr mehr als die Hälfte der Gruppe waren Vampire. Ich hatte irgendwie Angst in deren Nähe und fühlte mich schwach, obwohl ich selbst ein Vampir war. Ich kaute auf meiner Lippe, während der Lehrer, Herr Lincoln, eine Gleichung an die Tafel schrieb. Eifrig schrieb ich sie ab.
"Wer möchte die nächste Aufgabe lösen?", fragte Mr. Lincoln und ich meldete mich. An der Tafel löste ich die Gleichung und war mir sicher, das sie richtig war.
"Das ist falsch.", sagte unser Lehrer jedoch und ich biss mir auf die Lippe.
Na toll.
Plötzlich schmeckte ich Blut an meiner Lippe.
Geschockt sah ich zu den Vampiren vor mir an ihren Plätzen, die scharf die Luft einsogen und auf meine blutende Lippe starrten.
Scheiße.
Mr. Lincoln sah mich entsetzt an, während die paar menschlichen Schüler nichts mitbekamen. Ich lief ein paar Schritte rückwärts, als ich die blutrünstigen Gesichter der Vampire sah. Sie sahen so aus, als würden sie... als würden sie gleich verdammt nochmal auf mich losspringen! Nochmal sterben kann ich nicht. Oder?..
Die Tür wurde aufgerissen.
Will sah mir in die schockgeweiteten Augen, auf meine blutende Lippe und dann auf die Vampire im Klassenzimmer. Er erfasste schnell die Situation und zerrte mich dann aus dem Raum. Wir rannten auf eine Abstellkammer zu und er schloss schnell die Tür hinter uns ab.
"Hier nimm das.", sagte Will und reichte mir ein Taschentuch. Ich tupfte das Blut an meiner Lippe ab und er sah mir dabei zu. Sein Gesichtsausdruck war nicht so wie bei den anderen. Er hatte sich unter Kontrolle.
"Pass auf, dass du nicht in der Öffentlichkeit blutest. Vampire sind da sehr.. empfindlich.", sagte Will und lehnte sich an die Wand an.
"Woher wusstest du..?"
"Wir sind verbunden. Wenn du in der Klemme steckst, weiß ich sofort darüber Bescheid.", erklärte er mir und sah mir in die Augen. Da das Licht ausgeschaltet war, waren seine Augen dunkel und geheimnisvoll. Kurz gesagt er sah ziemlich sexy aus. Ich sah schnell weg und starrte durch die Gegend.
"Ich dachte Vampire können nicht bluten?", fragte ich ihn.
"Das steht nur so in manchen Büchern. Das heißt aber noch lange nicht das sie wahr sind. Und um deine unausgesprochene Frage zu beantworten: Du kannst nur sterben wenn du gepfählt oder verbrannt wirst.", damit verließ er die Abstellkammer und ich blieb verdattert zurück. Sag nicht er kann auch noch Gedanken lesen, oder war das nur geraten?
-
Es war spät abends. In einer halben Stunde würde VNU stattfinden. Ich war nicht mehr so müde wie am Tag zuvor und schloss in dem Moment leise meine Zimmertür ab. Es war seltsam nachts zum Unterricht zu gehen.
Ich trug ein Cardigan über mein Top und meinen Schlüssel in der Hosentasche. Mein Vamp-Schulzeug stand in meinem Spind im Vamp-Gebäude. Glücklicherweise hatte meine Lippe nach dem Aufenthalt in der Abstellkammer aufgehört zu bluten.
Ich stieg leichtfüßig die Treppen hinunter. Komisch hatte die nicht früher immer so laut gequietscht?
Da ich noch Zeit hatte, ging ich zum Kühlschrank und nahm das letzte Stück von Theas Kuchen.
Yummy.
Als ich mich umdrehte, stand Ashley direkt vor mir. Mein Teller fiel mir erschrocken aus der Hand, aber ich fing ihn wieder auf, mitsamt dem Kuchen. In Gedanken dankte ich allen Göttern, das mein Kuchen heil geblieben war.
"Ich bin seit neustem auch ein Vampir, also fühl dich nicht besonders.", sagte Ashley nervig und warf ihre Haare genau in mein Gesicht. Langsam hatte ich es satt ihre blöden Kommentare auszuhalten. Ein bisschen Respekt war hier unbedingt notwendig. Wieso muss man andere Menschen runter machen?
"Weißt du was? Ich fühl mich eigentlich nicht so besonders wie du denkst. Jeder hat seine Schwächen, Stärken und Fehler. Das Wichtigste ist jedoch das man sich selbst liebt und das habe ich gelernt. Und aus diesem Grund machen mir deine bescheuerten Kommentare nichts aus. Du pushst andere runter nur damit du dich besser fühlst und damit du dein Ego steigern kannst. Weißt du eigentlich wie arm das ist? Du kannst sagen, das du selbstbewusst oder glücklich bist, aber in Wirklichkeit bist du es nicht. Du willst es nicht einsehen, tust auf stark und versteckst dich hinter einer Maske, aber in echt, hinter dieser Maske, tief in deinem Innern hast du eine gute Seite. Du musst sie nur hervorheben und sie zeigen. Erst dann wenn du du selbst bist und diese Seite an dir liebst, dich liebst, erst dann bist du wirklich glücklich. Vielleicht wurdest du in der Vergangenheit runtergemacht und das hat sich auf dich abgefärbt. Du konntest niemanden vertrauen, da du nicht wusstest wer Freund oder Feind war und hast alle von dir gestoßen. Du wolltest einfach nicht wieder verletzt werden. Nicht mehr den Schmerz empfinden. Deshalb hast du so getan, als wärst du stark. Als wärst du glücklich, stolz, selbstbewusst und würdest dich selbst lieben. In Wirklichkeit ist in dir ein einsamen kleines Mädchen, was nicht weiß wohin sie gehört und dieses Mädchen möchte gerettet werden. Ich würde mich für dich freuen, wenn eine Person dir diese Aufmerksamkeit schenken würde und dich zu schätzen weiß so wie du in Wirklichkeit bist.", sagte ich ihr und sie sah mich verblüfft an. In ihren Augen sah ich ihr wahres Ich, das nach Beachtung schrie und nicht ihre bitchige Aufmerksamkeit wollte. Wow Mila, du solltest Psychologin werden, dachte ich mir und schmunzelte in Gedanken.

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School Of Darkness
VampireEr keuchte auf. Ich war so hungrig. Es fühlte sich nicht real an. Ich erkannte sein Gesicht vor mir. Dunkelblonde Haare, schwarze kantige Augenbrauen, schöne Lippen, wobei die untere Lippe größer war, sowie dichte lange Wimpern, hazel Augen in denen...