Als ich das Blut trank, war ich überrascht. Will's Empfehlung hin, habe ich mir Blutgruppe 0 geschnappt. Zuerst war es mir äußerst unangenehm und ich hatte das Blut in ein Glas umgekippt. Danach schmeckte es nicht so schlimm wie ich vermutet hatte, aber so wie Will's Blut hat es nun auch nicht geschmeckt.
Wie ich herausfand, stammt das Blut von Spendern im Krankenhaus. Das Blut schmeckte erst bitter/metallisch und danach süßlich. Mein Blickfeld wurde schärfer und der Kontrast fiel mir stark auf. Ich hörte das Ticken der Uhr überdeutlich und staunte mal wieder.
Ich hätte nie gedacht, das ich ein Vampir werden würde. Irgendwie fühlte ich mich in dem Moment wohl, als ich auf dem Balkon des Freizeitraumes saß und durch einen Strohhalm das Blut trank. Genießerisch schloss ich meine Augen. Für einen Moment konnte ich alle meine Probleme vergessen. Einfach nur da zu sitzen und mein Leben als Vampir genießen.
Doch plötzlich ertönten laute Rufe. Verwirrt wandte ich mich in Richtung des Lärmes hin. In der Scheune konnte ich Licht ausmachen und ich hatte sofort schlechte Vorahnungen. Ich ließ alles Links liegen und sprang auf, um im nächsten Moment die Treppen runterzustürzen.
Blitzschnell rannte ich zur Scheune. Als ich eintrat, erkannte ich eine große Vampirmenge, die um jemanden versammelt war. Um mehr erkennen zu können, wollte ich mich durch die Menge drängeln, jedoch war dies nicht nötig, da sie auf einmal Platz machten.
Mitleidige Blicke trafen meine Augen.
Was war hier los?
Doch dann sah ich Thea.
Sie lag am Boden und um sie herum konnte ich eine Menge Blut wahrnehmen. Ihre Augen waren geschlossen und ihre Haut bleich. Thea trug einen Pullover, den sie mal von mir ausgeliehen und ich ihrer Bitte nach geschenkt hatte.
Eine heiße Träne rollte meine Wange hinunter und ein unbekannter Laut drang aus meiner Kehle. Mit einem Bein fiel ich auf die Knie neben Thea. Ich ignorierte das ganze Blut umher und strich ihr eine Strähne aus der Stirn. Mein Blickfeld verschwamm durch meine Tränen. Eigentlich war ich nicht so ein Mensch, der schnell weinte, aber es gab immer Ausnahmen.
"Thea?", schluchzte ich und rüttelte leicht an ihrer Schulter. Warum half ihr denn keiner? Immer wieder wiederholte ich ihren Namen, doch nichts.
Eine große warme Hand legte sich auf meiner Schulter, doch ich beachtete sie nur am Rande. Ich flüsterte weiter ihren Namen.
"Mila."
"Mila!", wiederholte die Stimme diesmal lauter und ich zuckte zusammen.
Mit verschwommenen Augen blickte ich in Will's wunderschönen fürsorglichen Augen, der rechts neben mir hockte.
"Du musst sie loslassen."
Erst da bemerkte ich, das ich ihre Hand zwischen meinen Händen festhielt.
"Ich kann nicht..", erwiderte ich tränenerstickt.
Wie sollte ich sie auch loslassen? Thea ist meine beste Freundin. Bei dem Wort ist, zog sich mein Brustkorb zusammen und ich schnappte erstickt nach Luft.
"Es wird dann leichter.", flüsterte Will und starrte mir weiterhin in die Augen. Die andere Vampire um uns herum gelangen wie von selbst in den Hintergrund.
"Ist sie ...?", stellte ich ihm meine unausgesprochene Frage.
Will presste seine Lippen aufeinander und seine Augen deuteten Trauer an.
"Ja.", presste er bemüht hervor.
Meine letzte Hoffnung brach in sich zusammen. Ich fühlte nichts mehr.

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School Of Darkness
VampirosEr keuchte auf. Ich war so hungrig. Es fühlte sich nicht real an. Ich erkannte sein Gesicht vor mir. Dunkelblonde Haare, schwarze kantige Augenbrauen, schöne Lippen, wobei die untere Lippe größer war, sowie dichte lange Wimpern, hazel Augen in denen...