DREIUNDZWANZIG

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Ashley, Tyler und ich traten mit den Armen eingehakt auf den Saal zu. Die Wände waren mit roten Samtvorhängen verschleiert. Davor wurden wir noch angehalten und bekamen schwarze Halbmasken in die Hand gedrückt. Sie sahen vorerst nicht besonders aus, doch als wir sie aufsetzten, veränderten sie sich schlagartig.

Ich blickte in den goldenen Standspiegel, der neben dem Eingang stand und sah wie sich die schwarze Farbe veränderte. Es sah so aus, als würde flüssiges Gold über meine Maske fließen. Die flüssigen Tröpfchen stoppten in der Mitte und der untere Teil blieb schwarz. Kleine lila Sterne zeichneten sich auf dem schwarzen Teil auf. Die Maske wandelte sich in eine Schmetterlingsform um. Es sah Vintage und sexy zugleich aus.

Faszinierend bewunderte ich das ganze Schauspiel. Vorsichtig berührte ich die Maske und sie leuchtete kurz auf. Ich hörte wie die anderen hauchten und blickte auf Ashleys weiß gefärbte Maske, die mit einer roten Feder gekrönt wurde. Kleine silberne Steinchen schmückte die Umrisse der Maske und ihre braunen Augen blickten selbstsicher in den Spiegel.

Ashley trug ein passendes burgunderrotes Kleid aus Samt, welches einen tiefen Rückenausschnitt und ihr langes Bein, durch einen Schlitz, preisgab. Ihre Lippen waren wie immer dunkelrot geschminkt und ihre schwarzen Haare fielen in Wellen den Rücken hinab.

Tyler wiederum trug einen weißen Smoking mit einer schwarzen Fliege und schwarzen Lackschuhen. Sein Aussehen sah sehr elegant aus und seine blauen Augen traten hinter einer weißen brüchigen Maske hervor. Um das Auge waren blau und Obsidianfarben durch goldene Kringel eingeschlossen.

Wir lächelten uns an und traten zusammen selbstbewusst hinter den schweren Samtvorhang hervor.

Es war wie in einem Film.

Wir liefen wie in Zeitlupe, alle hielten inne und starrten uns an. Ashley warf gekonnt ihre Haare zurück und Tyler fuhr sich durch seine Haare, während ich versuchte ein Lachen zu unterdrücken und mir auf die Unterlippe biss.

Der Raum war mit einem riesen Kronleuchter ausgestattet und hohe Fenster waren halb mit den Samtvorhängen verdeckt. Auf dem dunklen Holzparkett stand in der linken hinteren Ecke ein weites Buffet mit leckeren Kostbarkeiten, die ich dank meiner Fähigkeiten bis hierher erkennen konnte. Daneben standen viele Tische und auf der rechten Seite des Raumes befanden sich kleine rot-schwarze Sofanischen mit einem Tisch auf dem sich ein Schachfeld befand. Die Figuren standen schon bereit für ihren Einsatz und ein Vorhang ließ das ganze Geschehen unbeobachtet werden.

Auf der linken Seite befanden sich noch ein paar Tische, die von den Lehrern in Besitz genommen wurden. Ich konnte Mr. Henningston, Mrs. Pommeroy und Mr. Clayton ausmachen, die sich mit anderen Vamplehrern unterhielten, wobei der Direktor mich mit einem seltsamen Blick beobachtete. Doch Mr. Henningston's Blick war mir im Gegensatz zu seinem Blick vollkommen egal.

Schon als ich in den Raum eintrat, verspürte ich seinem Blick auf mir. Es war wie Eis, das mich erzittern ließ und wie Feuer, welches mich danach auffraß. Ich wollte ihn nicht ansehen, aber am Ende gab meine Selbstbeherrschung doch nach.

Will's Blick glitt an mir von unten nach oben und seine Augen begegneten die meinen.

Will trug einer der prächtigsten Masken auf dem Ball. Sie war edel, wie meine und betonte seine hazel Augen anders geil.

Die Halbmaske war silber, kobaldblau und gold. Mit dem venezianischen Stil sah sie an ihm glamourös und göttlich aus. Feine Ranken zierten den Umriss der Maske. Es sah so aus als wäre die Farbe durch einen Querschnitt getrennt worden. Die obere goldene Farbe überlief sich etwas über die silberne Farbe, was meiner Maske ähnelte. Kobaldblaue Steinchen zeichneten sich über sein Auge und die Maske wurde mit schwarzen Satinschnüren an seinem Hinterkopf fest gebunden.

Mit seinem schwarzem Smoking und dem kobaldblauen Einstecktuch, sah er zum Anbeißen viel zu heiß aus.

Er strahlte eine Präsenz aus von der ich nicht wusste, das er sie besaß.

Will stand neben May, mit der er sich unterhalten hatte, ehe ich ihn durch mein Aufsehen unterbrochen hatte.

Als er ihr nicht antwortete, blickte sie in die gleiche Richtung und ihr Mundwinkel zuckte nach oben.

May zwinkerte uns zu und ich musste Grinsen.

Will's Blick wandelte sich in einem Bruchteil der Sekunde wieder auf eine emotionslose Ebene und wandte sich von mir ab.

Ashley, Tyler und ich setzten uns nach unserem selbstbewussten Eintreten neben Lira, an dem dunkelbraunen runden Eck-Tisch und da begann auch schon die Eröffnungsrede.

"Willkommen zum diesjährigen Bloodchess!", begann der Direktor, der sich in der Mitte des Raumes gestellt hatte.

"In einigen Minuten beginnt das Vampirfest und solange wollte ich Ihnen nochmal die Regeln erklären. Jeder spielt nur eine Runde. Es wird gelost und das Los entscheidet mit wem ihr die Runde verbringt. Während die anderen spielen, kann der Rest sich an unserem reichhaltigen Buffet bedienen und sich unterhalten. Die Spieler begeben sich in die Spielerecken und der Gewinner darf das Blut des anderen als Ehre kosten. Zum Respekt des anderen wird dies erlaubt. Das Bloodchess ist kein normales Schachspiel. Das Spiel manipuliert einen. Manchmal lässt es einen konzentriert und dann wiederum vergesslich sein. Deshalb dauert das Spielen länger als ein normales Schachspiel. Sollte jemand sich der Tradition weigern, wird man automatisch als Verlierer angesehen und steht am Buffet frei als Blutkühlschrank. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und viel Spaß noch beim Bloodchess.", sagte er und zwinkerte den Vampiren zu.

Es erklang ein lautes Gongen, wobei ein paar Schüler, ich mit eingeschlossen, zusammenzuckten. Wir blickten auf das große Uhrwerk, welches auf Mitternacht zum stehen kam.

"Lasst das Fest beginnen!", klang Mr. Henningston tiefe Stimme durch den Raum, was geheimnisvoll wirkte.

"Ich gehe mir was zu essen holen, ok?", wandte ich mich an Ashley und Tyler, was mein Magen mit einem Knurren quittierte.

"Ok.", antworteten sie gleichzeitig kichernd.

Grinsend ging ich auf den langen Tisch zu, der mit einer schwarzen Tischdecke bedeckt wurde und betrachte das daraufstehende Essen. Zur Verfügung standen richtige Mahlzeiten, wie Pommes und Chicken Nuggets, jedoch gab es auch noch Salate, Nudeln, süße Nachtische und verschiedene Getränke.

Zögernd griff ich nach einem Kirschkuchen, der mit Blut übergossen war. Hoffentlich schmeckte das auch. Dazu nahm ich mir noch einen rosa-roten Punsch, der einen süßlichen Geruch verbreitete.

Bei zuckerhaltigem Essen konnte ich einfach nicht nein sagen.

"Lira und Henry!", forderte Herr Clayton, das nächste Paar für das Bloodchess auf.

Ashley unterhielt sich weiterhin mit Tyler und Will unterhielt sich mit Mr. Henningston. Will ignorierte meine Blicke, obwohl er wusste das ich ihn ansah. Warum ist er wieder distanziert zu mir?

"Na.", ertönte hinter mir eine ekelerregende Stimme.

Ich nippte an meinem Punschbecher unbeirrt weiter und ignorierte Jacks Anwesenheit, darauf hoffend, das er so schnell verschwinden würde, wie er aufgetaucht war.

"Ich sollte mich bei dir entschuldigen. Also das ich dich so vernachlässigt hatte. Es wäre besser wenn ich bei unserem kennen lernen nicht mit Ashley geschlafen hätte. Schließlich bist du sowieso geiler als sie. Was hälst du davon wenn wir nochmal von neuem anfangen?", flüsterte er mir in mein Ohr und ich könnte mich am liebsten Übergeben.

Ich drehte mich um und blickte in Jacks dreckig grinsendes Gesicht.

Mit meinem halbvollen Glas, kippte ich den Inhalt in sein Gesicht.

"Tut mir leid. Ne tut mir nicht leid. Jemand musste dir mal dein dreckiges Grinsen vom Gesicht weg waschen.", erwiderte ich und stolzierte an ihm vorbei, nachdem ich den Pappbecher noch dazu auf ihn geschmissen hatte.

School Of DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt