School Of Darkness

SECHS

Montag. Jap, das sagt mal wieder alles über meine heutige Laune aus.

Gequält rollte ich mich aus meinem Bett und zog mir langsam einen schwarzen Rock und ein dunkellilafarbenes Trägertop an. Ich schritt gerade in den Flur hinein, als ich Stimmen vernahm. Die Stimmen kamen direkt aus Tylers Schlafzimmer und ich blieb zögernd stehen.

"... Nein!", erkannte ich Tylers Stimme. "Wie dumm konntest du sein! Hast du vergessen was er gesagt hat? Wenn jemand davon erfährt, dann-".

Er?

"Niemand wird davon erfahren.", unterbrach eine Mädchenstimme ihn und ich versteifte mich. "Helena war nur ein Unfall. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle."

Ich verstand nichts und versuchte mir einen Reim daraus zu machen.

"Ach! Du hattest dich nicht unter Kontrolle?", höhnte Tyler. So hatte ich ihn noch nie Sprechen hören. "Willst du etwa das jeder davon erfährt? So wie in Frankreich 1876?"

Ab diesem Punkt verstand ich rein gar nichts mehr. Wird das eine Theateraufführung oder was? Echt klang es schon.

"Jetzt beruhig dich doch und komm her.", erwiderte die Unbekannte und ich hörte Schritte, die von Tyler stammen mussten.

Auf einmal hörte ich Kussgeräusche und das Mädchen schnurrte.
Ich verzog mein Gesicht und ging mit schnellen Schritten ins Bad. Warum verflucht nochmal verspürte ich Trauer? Tyler war einfach nur ein Fuckboy und sonst nichts weiter. Er interessierte mich einen Dreck. Genau!

-

"Mila", flüsterte mir Thea zu.

"Was?"

"Omg, das ist der heißeste Lehrer auf der Welt!", quiekte Thea und deutete auf unseren neuen Reitlehrer.

Es war später Nachmittag und jap gut gedacht wir hatten Reitunterricht. Aus irgendeinen Grund musste jeder an diesem Kurs teilnehmen. Warum auch immer. Der junge Reitlehrer, der sich selbst als David Henningston vorstellte, sah ehrlich gesagt meiner Meinung nach nicht schlecht aus.

David war durchtrainiert, hatte Gesichtszüge wie aus Stein geschliffen und sehr dunkelbraune Augen, sodass man meinen könnte sie wären schwarz. Seine Haare waren weiß und standen ihm wild vom Kopf.

Tyler und das Mädchen von gestern schlossen sich gerade unserer Gruppe an.

"Tyler, Kate. Ihr seid zu spät.", sagte Mr. Henningston kalt.

"Tyler hat mir noch kurz die Schule gezeigt.", sagte Kate unschuldig und ich erkannte ihre Stimme sofort.

Es war dieselbe Stimme, die ich heute morgen hinter Tylers Tür vernommen habe. Sie hat also mit Tyler rumgemacht und wer weiß was noch.
Angewidert blickte ich wieder David Henningston an, dessen Augen bereits auf mir lagen.

Verwirrt zog ich eine Augenbraue hoch, doch er sah mich nachdenklich an, ehe er sich wieder der Klasse widmete.

"Na gut, das ist eine Ausnahme. In meinem Unterricht dulde ich keine Verspätungen. Ihr schnappt euch jetzt alle ein Pferd. Und passt auf euer Pferd gut auf!"

Herr Henningston wartete und verteilte die Pferde. Er übergab mir einen schwarzen Friesen, der sehr hübsch aussah.

"Schonmal geritten?", fragte mich plötzlich David und beobachtete, wie ich mein Pferd streichelte.

"Nein, nur ein paar mal. Wie heißt er?"

"Das ist Lewie.", sagte er kurz angebunden und ging.

Die Pferde waren schon gestriegelt und wir stellten uns auf dem Reitfeld nebeneinander auf.
Wir trugen alle einen Reithelm, Reitstiefel und eine Reithose.

Mr. Henningston erklärte uns wie wir richtig auf das Pferd steigen sollten und wir machten ihm nach der Reihe nach.

Tyler hatte einen ähnlichen Hengst wie meinen bekommen und er stieg leichtfüßig und elegant auf sein Pferd.
Kate machte ihm genau so elegant nach. Nachdem Jack zuviel Schwung nahm und auf der anderen Seite wieder runterfiel, fingen alle an zu lachen und ich kam an die Reihe.

"Brauchst du Hilfe?", fragte Jack, doch ich lehnte ab.

Geschickt kam ich auf den Rücken des Pferdes.

"Sehr gut", ertönte Davids Stimme.

Jack pfiff anerkennend und ich sah wie Tyler mich überrascht beobachtete.

"Ach komm schon, so beeindruckend war das nun auch nicht.", flüsterte ich Jack zu.

"Wenigstens besser als das was ich gerade eben abgeliefert hatte."
Wir mussten lachen.

Thea kam nicht auf ihre weiße Stute rauf und Herr Henningston hob sie hoch, als wäre sie eine Feder. Thea lief rot an. Erstaunt sah ich wie er zurück zu seinem Pferd ging und sich mühelos setzte. Er sah aus wie ein professioneller Reiter, so gerade wie er saß und die Zügel hielt.

-

Der Wind spielte mit meinen Haaren und ich galoppierte das Reitfeld entlang. Ich fühlte mich frei und lachte lauthals. Lewis umarmend, trabten wir zurück und alle sahen mich an.

"Habe ich was falsches gemacht?", fragte ich irritiert.

Tyler sah finster zu dem Reitlehrer, der auch nicht besonders froh wirkte. Auf einmal klatschten die anderen Schüler und ich Schritt zu Jack und Thea. Jack gab mir einen Kuss auf die Wange und ich sah verlegen auf mein Pferd.

Tylers Hengst wieherte und schon galoppierte Tyler in den Wald hinein.

"Ich folge ihm.", sagte Kate zu David, sah mich böse an und galoppierte ihm hinterher.

Was war denn jetzt los?

-

Die restliche Stunde hatten wir den Pferdestall ausgemistet und nun ging ich nach einer langen Dusche zu Thea. Ich klopfte an und sie antwortete mit einem süßen "Herein".

"Heyyy", sagte ich gedehnt und sie lächelte.

"Ich habe gute Neuigkeiten!"

"Welche?", fragte ich und machte große Augen, woraufhin sie kicherte.

"Jack's Mitbewohner schmeißt eine Party in seiner Hütte und wir sind eingeladen!", kreischte sie und wir hüpften im Raum herum.

"Wann beginnt die Party?"

"In einer Stunde also alllehoppp!"

"Alllehoppp?", fragte ich irritiert und gluckste.

-

Nach einer halben Stunde nachdem die Party begonnen hatte, erschienen Thea und ich am Eingang der Hütte Nr. 7. Durch die Tür hörte man schon die Musik dröhnen. Thea trug ein knalliges Kleid mit tiefem Ausschnitt und ich ein enganliegendes schwarzes Kleid. Wir gingen durch die Tür und sofort wurden uns Getränke in die Hand gedrückt.

Die Hütte war viel größer als unsere und die Menge tanzte im Wohnzimmer. Jack kam zu uns grinsend rüber.

"Ihr sieht geil aus!", schrie Jack uns ins Ohr, da die Musik zu laut war.

"Das ist Henry. Mein Mitbewohner.", erklärte uns Jack und zeigte auf den Jungen neben ihn.

Henry hatte blau-grüne Augen und lächelte Thea süß an, wobei sie rot wurde.

"Hast du Lust zu tanzen?", fragte Jack und reichte mir nach eine Verbeugung galant die Hand.

Ich musste kichern, nahm seine Hand und er führte mich zur Mitte des Wohnzimmers. Thea und Henry kamen uns nach. Wir tanzten zwischen den ganzen Körpern und ich kippte mein Getränk in meinen Mund. Im Getränk war eindeutlich ein Schuss zu viel Vodka drin.

Jack wurde gegen mich gedrängt und ich sah nach oben in sein Gesicht, was nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt war. Seine großen grünen Augen brannten sich in meine fest.

In seinem Blick sah ich Verlangen und er sah mich fragend an. Ich blickte zu seinen Lippen und küsste ihn. Meine Arme schlangen sich um seinen Nacken und ich drückte mich gegen ihn. Jacks Arme umschlossen mich. Sein Kuss war hitzig und als sich unsere Zungen streiften, schmeckte ich süßen Punsch.