SECHSUNDDREIßIG

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‚Wirst du mich jetzt ignorieren?', fragte Will nach einiger Zeit in meinem Kopf.

‚Ich bin beschäftigt. Raus aus meinem Kopf!', schickte ich ihm zurück, während ich einem Vampirjäger hypnotisierte. Eine Ablenkung konnte ich nicht gebrauchen. Mein ganzer Körper war schon erschöpft von dem ganzen Kämpfen. Es schien kein Ende zu nehmen. Es waren eindeutig mehr Vampirjäger als vorerst angenommen. Schweiß tropfte meine Schläfe hinunter, jedoch blieb mir keine Zeit sie wegzuwischen.

Von der Seite spürte ich eine Bewegung doch ich wich zu langsam aus. Bevor die Person mich treffen konnte, stand Will bei mir und wehrte den Schlag ab. Er brach dem Gegner seine Hand und trat ihm gegen die Brust, sodass er gegen die Wand knallte.

Ziemlich schnell musste ich zugeben.

Er gab mir kurz einen Seitenblick und zog mich dann in einen leeren Unterrichtsraum, bevor ich etwas einwenden konnte. Will schloss gerade die Tür als ich ihm schon mehrere Beleidigungen entgegenwarf.

Ich wollte ihn gegen seine Brust schlagen, doch er hielt meine Hand fest. Seine Augen fanden meine. Mir wurde warm bei seinem Blick und ich stoppte mitten im Satz.

Ein Herzschlag später drückte Will mich gegen einen Schreibtisch hinter mir und presste seine Lippen auf meine. Meine Knie gaben unter mir nach und ich lehnte mich am Tisch nach hinten.

Mein Körper schien nicht mehr unter meiner Kontrolle zu sein.

Seine Hand umfasste meine Taille und die andere strich von meiner Wange bis zum meinem Haar, die er dann etwas nach hinten zog. Meine Hände drückten ihn nach einer zu langen Zeit erst weg.

„Wir können jetzt nicht...", sagte ich mit heiser Stimme und fuhr mit meiner Hand durch mein Haar.

„Alles, was wir hatten, meinte ich ernst.", raunte Will. „Seh es in meinen Augen."

Ich blickte zu ihm hoch und sah wie seine Augen sich veränderten und mir Bilder und Szenen aus seinem Leben durch meinen Kopf geschickt wurden. Wie er es bereut hatte und mit Theas Tod nichts zu tun hatte. Will zeigte mir auch den Tod seiner Eltern und ich konnte nicht anders, als bei den Bildern wo er einsam und völlig am Boden zerstört war, anfangen zu weinen. Er zeigte mir die Seiten, die ich bisher nicht kannte. Ich wischte mir meine Tränen weg und öffnete mich ihm auch. Meine Augen schickten ihm Momente von meinem Leben, auch wenn sie nicht vergleichbar waren mit seinen. Ich wollte es ihm zeigen. Seine Augen fingen an zu leuchten.

Auch wenn unser Vertrauen nicht von Anfang an vollkommen war, war ich froh darüber, dass wir es nun ganz hatten und uns nichts mehr im Weg stand.

Wir standen eine Weile bloß schweigend. Wir schickten nicht nur Momente von unserem Leben, sondern auch unsere Emotionen. Eine Träne lief ihm nun auch die Wange hinunter, aber ich wollte ihn nicht mehr weinen sehen wie früher.

Mein Lippen legten sich vorsichtig auf seine Träne und ich küsste sie weg. Will schloss kurz seine Augen bei der Bewegung. Ein Kribbeln stieg in meinem Bauch auf, als er mich näher an sich drückte. Meine Arme umschlangen seinen Nacken und unsere Lippen trafen sich wieder für einen leidenschaftlichen Kuss.

Ein paar Minuten später wurde die Tür aufgerammt.

„Ey und ich mach mir Sorgen wie ein Idiot, das ihr verschleppt wurdet. Während wir anderen hier uns den Arsch aufreißen, haut ihr einfach ab und genießt euer Leben.", nörgelte Tyler und ich verzog mein Gesicht zu einem Lächeln. Will lehnte seinen Kopf grinsend an meine Schulter.

„Ich hasse diesen Kerl.", meinte Will und ich schüttelte schmunzelnd meinen Kopf.

„Das habe ich gehört!", rief Tyler empört.

„Er lügt. Eigentlich findet er dich ganz sympathisch. Er kann es nur nicht zugeben.", lenkte ich ein und grinste breit, als Will sich wieder aufrichtete und seine Augen verdrehte.

„Es gibt nicht mehr viel zu tun. Es sind nur noch ein paar Vampirjäger übrig geblieben. Die gerade gefangen genommen werden.", erklärte Tyler wieder ernster. Ich nickte und wir gingen mit ihm aus dem Raum, um uns um die Restlichen zu kümmern.

„Die Anführerin konnte fliehen.", kam auf einmal ein Schüler um die Ecke gerannt. Ein kalter Schauer lief mir bei dem Gedanken den Rücken hinunter. Will legte seine Hand um meine Taille und ich entspannte mich etwas.

„In welche Richtung ist sie geflohen?", fragte Tyler und eine Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen.

„Wissen wir nicht genau."

„Fuck.", fluchte Tyler. „Sag den anderen sie sollen sie suchen gehen. Und keine Alleingänge!"

Der Junge verschwand und wir drei machten uns auf den Weg nach draußen. Ich konzentrierte mich und passte meine Augen an die Dunkelheit an. Doch ich konnte nicht viel erkennen. Meine Augen waren vielleicht nützlicher als andere aber anscheinend nicht genug.

„Ich höre ihre Schritte.", murmelte Will plötzlich.

Erstaunt sah ich ihn an.

„Wie?", fragte Tyler mit einen Hauch von Respekt.

„Ich erkenne ihren Schrittgang und ich höre ein atmen.", antwortete Will schulterzuckend.

„Weißt du wo genau diese Geräusche herkommen?", überlegte ich und sah mich noch einmal um.

„Ich bin mir nicht genau sicher aber irgendwo da hinten vermute ich.", sagte Will nach kurzer Zeit und deutete auf einen Bereich im Wald an.

„Ich sage den anderen Bescheid das sie euch folgen sollen. Ich hole euch später dann ein. Stellt nichts dummes an!", gab Tyler uns Anweisungen und verschwand dann direkt.

„Okay. Dann mal los.", nickte ich Will zu und wir sprinteten über die Grasfläche. Wir schritten durch den Wald und mussten unseren Schritt bremsen, um nicht zu stolpern.

„Siehst du sie?", fragte Will und ich schüttelte gereizt den Kopf.

„Sie muss zu viel Vorsprung gehabt haben. Hörst du sie noch?"

„Nein. Irgendwie nicht mehr.", erwiderte er angespannt.

„Vielleicht hat sie aufgehört sich zu bewegen?"

„Aber dann müsste ich ihre Atmung trotzdem hören können. Lass mich kurz lauschen.", antwortete Will und wir hielten langsam an.

Wir warteten und dann hörte ich es auch. Östlich von uns. Das Rauschen eines Wasserfalls.

Will und ich nickten uns gegenseitig zu und dann sprinteten wir auch schon weiter.

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