Niemand sagte ein Wort, es war kein Geräusch zu hören, bis auf meine Schluchzer, die nun durch Newts Oberteil erstickt wurden. Eine Ewigkeit lang schienen wir so dazustehen, bis ich mich ein wenig beruhigt hatte und Nick sich räusperte. Vorsichtig spähte ich über Newts Schulter, konnte ihn aber nur von hinten sehen.
„Wir sollten abstimmen, so wie immer. Wer stimmt Anna zu, dass sie Stan getötet hat und wer ist der Meinung, dass es Notwehr war? Vielleicht beginnen wir mit letzterem."
Ich kniff die Augen zusammen. Ich wollte es nicht sehen, viel zu groß war die Angst, was sie mit mir machen würden, wenn sie entschieden, dass ich schuldig war.
Es dauerte etwas, bis ich begann mich zu wundern, warum es so still war im Raum und Nick nichts mehr sagte. Newt hatte mich losgelassen und ich stand mit zusammengekniffenen Augen da, bis jemand mich vorsichtig anstupste.
Wiederwillig öffnete ich die Augen und sah mich in der Hütte um - und was ich sah verschlug mir den Atem.
Ausnahmslos jeder war aufgestanden und hatte die Hand gehoben, Nick und Newt standen einen Meter von mir entfernt, ebenfalls mit gehobener Hand. Alle sahen mich schweigend an und in jedem Gesicht konnte ich nur eins lesen – Mitgefühl.
Mich überrollte ein unbeschreibliches Gefühl von Wärme und Verbundenheit, das mich fast von den Füßen warf. Ich dachte daran, was Stan gesagt hatte, dass er mir wünschte, dass ich glücklich wurde. Und plötzlich war es fast so, als stände er bei den anderen, mit gehobener Hand und seinen Blick mit diesen klaren Augen auf mich gerichtet.
Stumm und ohne, dass jemand auch nur einen Mucks machte, kamen plötzlich alle Lichter auf mich zu. Newt und Nick, die am nächsten bei mir gestanden hatten, erreichten mich zuerst, und ich spürte Newts Arme um mich, dann Nicks, dann sah ich, wie Gally uns erreichte, wie Minho ebenfalls seine Arme um uns legte und wie nach und nach alle anderen dazu kamen.
Und so standen wir da, eine Traube von Jugendlichen, einander festhaltend. Und ich in der Mitte.
Das Gefühl, das ich in diesem Moment spürte, war so unbeschreiblich, dass ich ihm keinen Namen geben konnte. Es war eine Mischung der stärksten Gefühle die ich kannte – Liebe, Freundschaft, Verbundenheit. Denn das waren wir – verbunden. Wir waren zusammen hier, ohne Erinnerungen und einen Plan, was wir hier machten. Alles, was wir hatten, waren wir.
Diese Menschen hier waren jetzt meine Familie.
Und mit dieser Erkenntnis änderte sich mein gesamtes Bild der Lichtung und meiner Situation. Ich fühlte mich nicht mehr fehl am Platz und es war plötzlich nicht mehr so schlimm, dass ich mich an nichts aus der Vergangenheit erinnern konnte. Schließlich konnten wir das alle nicht. Vielleicht war es ja auch gut so, vielleicht war das, was da gewesen war, es gar nicht wert, dass man sich daran erinnerte. Ich wusste es nicht.
Nach einem langen Moment lösten wir uns wieder voneinander und ich war immer noch sprachlos. Ich sah die anderen Jungen an und sah in den Augen von jedem von ihnen das gleiche, was auch ich fühlte. Es fühlte sich richtig an, dass ich mit ihnen hier war und dass ich überhaupt hier war. Hier schien ich irgendwie hinzugehören.
Nick räusperte sich. „Na gut, ich denke, wir sind uns also einig, richtig?" Ein Nicken ging durch die Reihen. „Sehr gut. Bevor ihr jetzt alle wieder an die Arbeit geht, habe ich noch etwas, über das wir abstimmen müssen. Deshalb würde ich alle Hüter bitten, noch hier zu bleiben... Und euch zwei." Er zeigte auf Minho und mich, als wir gerade gemeinsam die Hütte verlassen wollten, immer noch beflügelt von dem neu gewonnenen Gefühl.
Verwirrt wechselten wir einen Blick, blieben dann aber bei den Hütern, Nick, Alby und Newt.
„Also schön. Jetzt, da Stan nicht mehr unter uns ist und wir einen – und in diesem Fall sogar zwei – neue Läufer haben, ist es an der Zeit, dass wir einen neuen Hüter bestimmen. Bisher mussten wir das nie, denn wir hatten nur einen Läufer, aber jetzt seid ihr zu zweit. Habt ihr selber einen Vorschlag?"
Minho und ich antworteten wie aus einem Munde.
„Minho." - „Anna."
Wir sahen uns verwirrt an. Er wollte, dass ich sein Hüter war?
Er schien das gleiche zu denken, denn jetzt sagte er: „Was soll das? Du bist viel besser geeignet. Du bist schneller als ich."
„Das hat doch mit Schnelligkeit nichts zu tun."
„Und du bist cleverer als ich."
Jetzt redete er aber Stuss. „Das stimmt doch überhaupt nicht. Du hattest schon viel mehr gute Ideen als ich. Außerdem hast du im Labyrinth viel mehr einen kühlen Kopf bewahrt."
Minho schüttelte den Kopf. „So ein Quatsch. Ich bin genauso weggerannt wie du."
„Ja, weil ich in Panik geraten bin."
Jetzt mischte Nick sich ein. „Okay, ganz langsam. Ihr scheint euch ja ziemlich uneinig zu sein. Was sagen denn die Anderen?"
Er sah von einem zum anderen.
Zuerst äußerte sich niemand, bis Newt seinen Arm hob, um sich zu melden. Ich erwartete, dass er sagen würde, Minho solle Hüter werden, einfach um mich zu schützen, aber sein Vorschlag überraschte mich.
„Wenn die beiden so überzeugt vom anderen sind, warum denken wir nicht einfach darüber nach, beide zum Hüter zu erklären? Was spräche denn dagegen? Klar, ihr habt es bisher immer anders gehandhabt, aber in diesem Fall und gerade bei diesem Job ist es doch am wichtigsten, dass die beiden glücklich damit sind, oder?"
Nick überlegte kurz, doch dann nickte er. „Ich finde, du hast Recht. Vielleicht ist es in diesem Fall das Richtige. Also, lasst uns abstimmen. Wer ist dafür, dass wir beide zum Hüter erklären?"
Alby, Newt, Gally, Fry Pan und Clint meldeten sich sofort. Winston schien erst darüber nachzudenken, aber dann auch zu entscheiden, dass es eine gute Idee war, denn er meldete sich nach ein paar Sekunden auch. Nick's Hand ging als letzte nach oben, aber auch er war dafür.
Und damit war es amtlich. Minho und ich waren ab jetzt die Hüter der Läufer.
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Into The WICKED Maze | A Maze Runner Story
FanfictionAnna ist zurück - und mit ihr auch neue Abenteuer und Geschichten. Dieses Mal ist sie auf der Lichtung angekommen und muss nun - gemeinsam mit den anderen Lichtern - dort leben und ihren Platz in der Gemeinschaft finden. Die Fortsetzung von From Th...