47. Ben's Verschwinden

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Am nächsten Tag waren wir wieder mit allen zusammen im Labyrinth. Wir liefen durch die Gänge, auf dem Weg zum heute geöffneten Abschnitt und jeder war in seine Gedanken vertieft, als Jackson plötzlich fragte: „Ey, Leute, wo ist eigentlich Ben?"
Wir hielten an und ich sah mich verwirrt um.
„Eben war er doch noch da, oder, Tim?", fragte ich den Läufer, der gemeinsam mit Ben die Nachhut gebildet hatte.
„Ja... Das heißt, ich weiß es nicht genau, er ist irgendwann etwas hinter mir gelaufen und dann habe ich mich nicht mehr zu ihm umgedreht..."
„Mann, du weißt genau, dass wir gegenseitig aufeinander achten müssen. Wenn einer von uns verloren geht, kann das sein Todesurteil sein. Hast du vergessen, was mit Steve passiert ist?" Minho klang aufgebracht.
„Hey, beruhig dich. Vielleicht ist er nur hinter der Ecke dort hinten. Na los, wir laufen zurück und suchen ihn", schlug ich vor.
Man konnte Tim ansehen, dass er garantiert nicht vergessen hatte, was mit Steve passiert war und ich wollte die Situation und vor allem Minho beruhigen, auch wenn ich mir selber Sorgen um seinen besten Freund machte.
Doch wir fanden ihn nicht, als wir ein paar Gänge zurück liefen und auch nicht, als wir verschiedene Abzweigungen absuchten. Langsam aber sicher wurden wir alle nervös und Alex sprach das aus, was wir alle dachten: „Er ist gestochen worden. Wo soll er denn sonst sein?"
„Hör auf so einen Klonk zu reden, Alex!" Minhos Gesicht war rot vor Aufregung und der Schweiß stand ihm auf der Stirn.
„Aber er hat doch Recht! Warum sollte Ben sonst einfach so abgehauen sein?" Auch Jackson sah gestresst aus – wie wir alle.
„Er hätte doch etwas gesagt, wenn es einen anderen Grund gehabt hätte." Alex sah mich erwartungsvoll an, er wollte anscheinend, dass ich auch etwas dazu sagte.
Ich schluckte. „Sie haben Recht, Minho, das Ganze ist wirklich merkwürdig. Auf der anderen Seite hätten wir den Griever aber doch auch hören müssen, oder? Ben war doch direkt hinter uns. Warum hätte er ihn und nicht uns alle stechen sollen?" Das war wirklich eine gute Frage.
„Wenn ihr Recht habt, dann hat er ihn bestimmt bemerkt und sich ihm entgegen gestellt. Oder er hat etwas aus einem Gang gehört und wollte nachsehen gehen. Er dachte vielleicht, er würde uns dann schon wieder einholen, bevor wir sein Fehlen bemerken..." Langsam schien auch Minho einzusehen, dass Ben etwas passiert sein musste.
„So ein Klonk", fluchte Jackson.
„Und was machen wir jetzt?" Tim war immer noch kleinlaut, weil er Ben verloren hatte.
„Ich würde vorschlagen, wir laufen zurück zur Lichtung. Vielleicht ist Ben ja da", sagte ich.
„Hoffentlich nicht", murmelte Alex sarkastisch und ich konnte verstehen, was er meinte. Wenn Ben wirklich gestochen worden und dann zurück zur Lichtung gelaufen war, bestand die Gefahr, dass er einem der Lichter etwas angetan hatte. Ich dachte an Chuck, der sich am wenigsten wehren konnte und mein Magen zog sich zusammen. Hoffentlich hatte ich Unrecht.
Als wir die Lichtung erreichten, liefen wir schnurstracks auf Alby zu, der gerade quer über die Lichtung lief. Wie es aussah, hatte er sich gerade mit Thomas unterhalten, denn dieser saß bei den Hängematten und sah ihm nach, den kleinen Chuck neben sich. Ich atmete auf, als ich sah, dass es Chuck gut ging, spannte mich aber sofort wieder an, als ich Albys Gesichtsausdruck sah.
„Was ist passiert?", fragte Minho. Auch er hatte Albys Gesicht richtig gedeutet. Ich war mir sicher, dass es etwas mit Ben zu tun hatte.
„Ben. Er hat Thomas im Wald angefallen. Wir haben ihn ins Loch gesteckt."
„Wurde er gestochen?", fragte Tim aufgeregt und Alex sah ihn ungläubig an.
„Nein, er hatte einfach so Lust den Neuen anzufallen, weißt du?" Er verdrehte die Augen.
„Ach so... Warum?"
Bei diesen Worten von Tim schlug Alex sich die Hand vors Gesicht und schüttelte den Kopf.
„Natürlich wurde er gestochen, du Strunk! Warum denkst du, ist er sonst einfach so aus dem Labyrinth rausgelaufen und hat irgendwen angefallen?"
Darauf schien Tim keine Antwort zu wissen. Ich war mir nicht einmal sicher, ob er die Situation überhaupt noch überblickte, aber das war jetzt egal, viel wichtiger war, was mit Ben passiert war.
„Was ist denn genau passiert, Alby?", versuchte ich das Gespräch wieder in die richtige Richtung zu lenken.
„Newt hat Thomas Wasser holen geschickt. Als er wieder zurückgehen wollte, wurde er von Ben angegriffen. Er ist weggelaufen, aber Ben hat ihn gepackt und versucht ihn zu erwürgen. Das kennt ihr ja nur zu gut, richtig?"
Ich schluckte schwer und griff mir automatisch an die Kehle. Ja, ich wusste ganz genau, was er meinte.
„Und jetzt? Was werden wir mit ihm machen?", fragte Minho und sah Alby erwartungsvoll an.
„Na was wohl? Wir werden ihn verbannen!"
Jackson sah von Minho zu Alby, anscheinend verständnislos darüber, dass das nicht von vorne herein klar war.
„Es tut mir leid, Minho. Ich weiß, dass er ein guter Freund und ein spitzen Läufer ist, aber ich kann da keine Unterschiede machen." Er machte eine Pause und sah dann mich an. „Ihr wisst, was zu tun ist." Damit schob er sich an Alex und Jackson vorbei und machte sich auf den Weg zu den Gärten.
Wir standen wie paralysiert da. Jedes Mal, wenn wir einen von unseren Läufern hatten verbannen müssen, hatte es sich angefühlt wie ein Verrat, aber dieses Mal war es mehr. Nicht, weil Ben der beste Läufer war, den wir je gehabt hatten, nein, er war Minhos bester Freund.
Ich sah zu meinem Hüter herüber, der immer noch wie erstarrt dastand und Alby hinterher starrte. In seinem Gesicht war keine Gefühlsregung zu sehen, aber ich wusste, wie es gerade in ihm aussah. Gerade, als ich ihn ansprechen wollte, machte er auf dem Absatz kehrt und lief ohne ein weiteres Wort zu unserer Hütte herüber.
Die Läufer und ich standen noch kurz da, sahen ihm zu, wie er die Tür hinter sich zuknallte und hörten, wie er anscheinend etwas im Inneren der Hütte umwarf. Jackson klopfte mir auf die Schulter und er und Alex machten sich scheinbar auf den Weg zum Bau, gefolgt von Tim mit hängenden Schultern. Keiner von ihnen hatte etwas gesagt, aber dieses Mal war ich mir sicher, dass sie nie wieder ins Labyrinth zurückgehen würden.
Kurz wusste ich nicht, wo ich hinsollte, denn in meine Hütte wollte ich nicht gehen, schließlich brauchte Minho gerade wahrscheinlich einfach Zeit für sich. Ich entschied mich, nach Newt zu suchen, der bei den Hackenhauern war, und ihn zu fragen, was passiert war.
Ich half also, Tomaten zu ernten und erfuhr von ihm, dass er gehört hatte, wie jemand um Hilfe schrie und zuerst nicht wusste, wo das Geschrei herkam. Dann war Thomas aus dem Wald gerannt gekommen, hinter ihm Ben, der ihm dicht auf den Fersen war. Der Läufer hatte ihn dann gepackt und sofort angefangen zu würgen und Newt hatte nichts anderes gewusst, als ihn mit seiner Hacke von ihm herunter zu schlagen.
„War ja nicht das erste Mal, dass du so etwas machen musstest", meinte Zart und mein Freund zuckte nur mit den Schultern.
„Sie haben ihn dann weggebracht, ins Loch. Gally meinte nur, dass es schon wieder einer am helligten Tage war. Und er hat Recht, das passiert immer öfter."
Ich nickte stumm und betrachtete eine Tomate, die so rot war, dass es fast schon unnatürlich aussah.
Wieder einmal fragte ich mich, wer uns das antat und warum. Und natürlich bekam ich keine Antwort darauf.

Into The WICKED Maze | A Maze Runner StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt