20. Ein Zuhause

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„Herzlichen Glückwunsch nochmal zum Hüterposten", sagte Gally, als er sich beim Abendessen neben mich setzte. „Ich bin stolz auf dich. Geht's morgen wieder da raus?"
Ich nickte. „Dankeschön. Und danke, dass du für uns gestimmt hast, Gally. So ist es wirklich am besten. Auch wenn ich nach wie vor der Meinung bin, Minho ist der bessere Läufer von uns beiden."
„Und ich bin genau anderer Meinung. Darüber haben wir doch heute Nachmittag wirklich genug diskutiert", mischte sich Minho jetzt ein. Ja, er hatte Recht, wir hatten wirklich die komplette Zeit bis zum Essen damit verbracht, uns darüber zu streiten, wer nun der bessere Hüter war, was schlussendlich in einen großen Spaß ausgeartet war. Mit unserer Tagesaufgabe waren wir schließlich schon vor dem Mittagessen fertig gewesen.
„Wisst ihr schon, wie ihr morgen weiter machen wollt?" Clint hatte sich ebenfalls zu uns gesetzt.
„Wir haben uns überlegt, dass wir erst einmal die Wege in der Nähe der Mauer erkunden werden und uns dann von Tag zu Tag weiter ins Labyrinth vorarbeiten werden. Das scheint uns eine ganz gute Taktik zu sein und wir laufen weniger Gefahr, sofort wieder auf einen Griever zu treffen", erklärte Minho.
Sie redeten weiter über das Labyrinth, aber ich blendete ihre Stimmen aus und meine Gedanken schweiften ab, hin zu meiner ganz eigenen Vorstellung des Gebildes vor den Mauern.
Nachts hörte man, wie sich das Labyrinth veränderte, aber es klang nicht, als wären es die Mauern nahe der Lichtung, die sich verschoben. Das Geräusch kam von weiter weg und das sagte mir, dass das, was uns da umgab ziemlich groß sein musste. Ich fragte mich, ob es überall so aussah, wie dort, wo wir am Vortag gewesen waren, oder ob es dort, wo es sich veränderte, vielleicht ganz anders aussah.
Aber das würde ich ja schließlich noch herausfinden, oder?
„Anna, hast du gehört?" Gallys Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
„Hm?", machte ich und sah ihn fragend an.
„Ich hab gerade erzählt, dass ich Newts Hütte in den nächsten Tagen fertig habe und dass ihr dann endlich eure Ruhe habt."
Er grinste mich verschmitzt an und zwinkerte mir frech zu.
„Gally!", sagte ich strafend und drohte ihm mit meinem Holzmesser.
Er brach in schallendes Gelächter aus und Minho und Clint stimmten mit ein, während ich den beiden gespielt böse Blicke zuwarf. Newt, der bei Alby und Nick saß, sah interessiert zu uns herüber und unsere Blicke trafen sich. Ich spürte wieder ein leichtes Kribbeln in der Magengegend und grinste ihn an. Er grinste zurück, bevor er sich wieder Alby zuwandte.
Wir aßen auf und brachten unsere Teller zurück. Dann machte ich mich mit Gally auf den Weg zum Lagerfeuer, denn Clint musste nochmal nach Justin sehen, der sich auf den Feldern verletzt hatte und Minho meinte, er wolle noch einmal über die Skizzen schauen, um sich bestens auf morgen vorzubereiten.
„Und ihr seid jetzt so richtig zusammen?", fragte Gally da plötzlich.
Ich sah ihn verwirrt an. „Was meinst du?"
„Na, du und Newt. Ich meine, es geht mich ja nichts an, aber ihr kennt euch doch erst seit vorgestern."
„Ja, und dich kenne ich auch erst seit vorgestern und ich würde dich trotzdem als meinen besten Freund bezeichnen, weil ich mich erinnert habe, dass du das warst, bevor wir herkamen. Bist du auch der Meinung, dass das zu früh ist?"
Ich wusste, dass er es nicht böse meinte, trotzdem war ich ein wenig angesäuert.
„Nein, nein du hast Recht. Also erinnerst du dich wirklich an ihn? Weißt du denn, wie lange ihr euch kanntet?" Jetzt war er interessiert.
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich an den Moment, in dem wir uns kennengelernt haben, aber wann das war, kann ich dir nicht sagen. Aber wir waren schon älter, zumindest sahen wir so aus. An dich kann ich mich noch erinnern, als wir Kinder waren. So lange kenne ich Newt noch nicht, so viel weiß ich."
Gally sah mich triumphierend an, als hätte er diesen Wettbewerb gewonnen.
„Aber ändert das etwas? Ich meine, was zählt ist doch, dass wir uns früher wichtig waren, dass ich euch geliebt habe, und dass wir uns jetzt wieder haben, oder? Wenn ich so darüber nachdenke, ist das doch das größte Geschenk, das man uns machen konnte."
Ich hielt an, denn Gally war stehen geblieben und sah mich mit einem warmen Blick an. Ich musste lächeln, weil das, was ich gesagt hatte, ihn anscheinend berührt hatte.
Er breitete seine Arme aus und ich ließ mich hinein fallen, wobei ich meine um seine Taille schlang und die Augen schloss. Ja, ich hatte Recht, dass wir uns wieder hatten, war das größte Geschenk und – da war ich mir sicher – mein größter Wunsch gewesen, bevor ich hierher gebracht wurde.
Eine Weile standen wir einfach so da, bis immer mehr Lichter auf dem Weg zum abendlichen Lagerfeuer an uns vorbei liefen. Wir schlossen uns Clint und einem humpelnden Justin an und setzten uns auf einen Baumstamm, wobei ich mich schon bald auf die Erde gleiten ließ, um mich an dem Holz anlehnen zu können.
Ich ließ meinen Blick in die Runde wandern und erkannte, dass mittlerweile alle da waren, außer Nick, Alby und Newt. Minho kam gerade bei uns an und ließ sich neben mir auf den Boden sinken, weshalb ich ein Stück zur Seite rückte und mich gegen Gallys Beine lehnte. Ich zog die Knie an und schlang meine Arme darum. Das Feuer war herrlich warm und ich fühlte mich in dieser Runde so wohl, als wäre ich schon ewig hier.

Into The WICKED Maze | A Maze Runner StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt