Kapitel 10 - Fehlersuche

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Verdattert saß der Android auf dem geräumten Gehsteig und schüttelte seinen Kopf. Fast so als würden sich Kopfschmerzen in ihm ausbreiten fuhr er sich mit seinen einigermaßen warmen Händen über sein Gesicht um sich die Augen zu reiben und dem schweren Kopf besseren Halt zu geben.
"Alles gut bei dir?", wollte Hank erschrocken wissen und kniete sich zu seinem Freund.
"I...ich weiß es nicht so recht. Ich glaube ich hatte einen kleinen Fehler in meinem Programm, da es kurz ausgesetzt hat und vor mir auf einmal andere unkenntliche Bilder waren. Dennoch habe ich die vorherigen Beweise rekonstruieren können und ich bin mir zu 99,9 Prozent sicher, dass die einzelne Person nicht geschossen hat."
"Das ist ein guter Anhaltspunkt", ergänzte Fowler und fuhr fort, "Dennoch brauchen wir trotzdem alle Infos die wir zu den Personen bekommen können. Ich werde mich später im Büro um die Videos kümmern und sie euch weiterleiten."

Langsam aber sicher kamen auch die schaulustigen Nachbarn an die Polizeiabsperrung heran und riskierten ihre Blicke. Doch solange sie nicht versuchten hindurchzugehen oder gar Fotos vom Tatort zu machen, ließ man sie gewähren.
Und nicht nur diese wollten wissen was passiert ist. Von weiten hörten alle die Stimme einer Frau, welche von den absperrenden Kollegen, die aus einer anderen städtischen Polizeistelle kamen nicht durchgelassen werden sollte.
"Special-Agent Parker vom FBI. Ich darf doch wohl bitten meine Herren."
"Das hilft Ihnen ohne Marke leider gar nichts, Madam. Das ist ein Tatort", hörten sie einen Kollegen sagen und Blair erwiderte entrüstet: "Ich weiß was ein Tatort ist und wie einer aussieht, da brauchen Sie mir nichts sagen!"
Nun schaltete sich Hank ein.
"Ihr könnt sie durchlassen!", schrie ihnen der bärtige Mann entgegen.
"Na...natürlich, Lieutenant. Entschuldigen Sie."
"Vielen Dank meine Herren", nickte Blair den Männern zu und wurde im Vorbeigehen noch interessiert gemustert.
Immerhin kam sie auch sperrlich bekleidet in ihrem Nachthemd, dicken Stiefeln und einer darüber gezogenen Strickjacke auf die ihr bekannten Gesichter zu.
"Geht es euch gut?", wollte sie wissen und sah Connor noch immer am Boden sitzen.
"Uns schon. Das gleiche könnten wir dich fragen. Du holst dir hier noch den Kältetod", antwortete ihr Hank leicht gereizt durch seine Zähne. Doch die Frau ließ sich nicht beirren und half dem Abweichler zusammen mit ihrem Freund wieder auf die Beine.
Kaum stand der Detective wieder auf seinen Füßen schlossen die drei zu den Kollegen auf und der junge dunkelhäutige Officer Miller zuckte, trotz der angespannten Situation, mit seinen Augenbrauen zu ihrem Chef, als Hank seine Jacke auszog und sie Blair umhing. Auch die anderen Polizisten rund um die Absperrung beobachteten die Szene und waren verwundert, dass der alte grimmige Lieutenant eine Frau...und das ausgerechnet eine FBI-Agentin...an seiner Seite hatte und es augenscheinlich auch noch seine Freundin war.
Dies wussten nur wenige Menschen aus seinem engsten Umfeld und auch die Nachbarn mussten lange überlegen und wildeste Gerüchte entbrannten über ihre Beziehung.

Wo alle schon bei dem Thema Nachbarschaft angekommen waren, dauerte es nicht lange bis die Lage zu eskalieren drohte.
"Anderson! Wie geht es unserem Jungen?!", schrie ein besorgter Mitbürger durch die schaulustige Menschentraube und drückte sich mit dem kompletten Familientross an die Absperrung heran.
"Euer Sohn wurde ins Sinai-Grace-Hospital gebracht, Bobby. Die Ärzte können noch nicht sagen, ob er durchkommen wird", antwortete der bärtige Mann so mitfühlend wie er nur konnte.
"Wofür haben wir denn Polizisten in der Nachbarschaft, wenn ihr nicht aufpassen könnt?!", ergänzte der Vater wütend und Connor ergriff das Wort, bevor sein Partner noch etwas sagen würde das er später bereute.
"Mr. Brown, wir waren so schnell am Unfallort wie es zuschaffen war. Ein vorzeitiges Erkennen einer solchen Situation ist selbst uns noch nicht möglich. Auch wenn wir in der Nachbarschaft wohnen."
"Das ist es! Es war eine dieser Blechbüchsen! Wir wissen doch alle wie aggressiv sie sein können!", erklärte die Mutter des Opfers in die Menschenmenge und einige nickten ihr sogar zu.
Dann fuhr sie fort: "Wahrscheinlich war es deine Maschine, Hank! Er hat eine Waffe und ist jederzeit in der Lage so etwas zu erledigen!"
"Jetzt macht mal halblang! Die beiden waren die ganze Zeit in meiner Nähe, bevor der Schuss fiel! Falsche Anschuldigungen haben Sie auch aus Wut nicht zu machen, Mrs. Brown!"
"Ach...siehe da. Das blonde Flittchen bekommt ihren Mund auf! Es ist schon genug, dass dich Hank hier einziehen ließ! Wenn ich da an die arme Marie denke", zickte Mrs. Brown kopfschüttelnd zurück und Blair war so überrascht von der Reaktion der Frau, dass sie keine Antwort mehr darauf fand.
Als Jeffrey dem fortgeschrittenen Kampf ein Ende setzen wollte, ergriff der grauhaarige Polizist noch einmal das Wort. Und er blieb wieder erwarten sehr ruhig in seiner Antwort.
"Wenn ihr jetzt nichts besseres zu tun habt, als hier eurem Ärger weiter Luft zu machen, dann bekommt ihr das was ihr euch gerade selbst eingebrockt habt. Beamtenbeleidigung und Verleumdung sind keine Kavalierdelikte und werden zur Anzeige gebracht. Und noch etwas...und das gilt für alle die hier stehen und aus reiner Sensationsgeilheit blöd gaffen müssen...kümmert euch um euren eigenen Dreck! Davon habt ihr mehr als genug vor eurer Haustür."

Detroit: Be Human? 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt