Detroit: Be Human? 2

Kapitel 4 - Ruhe vor dem Sturm

"Du bist wirklich schwanger?", fragte Ivie Fowler entzückt nach und bot der Blondine ihren Stuhl an, welchen Blair ohne zu zögern annahm.
"Ja. Ich war so baff, dass ich sofort zum Arzt fahren musste um das bestätigen zu lassen."
"Das war an eurem Jahrestag oder?", mutmaßte Connor.
"Bingo. Ich brauchte nach dem Test die Gewissheit. Nur habe ich in der ganzen Aufregung nicht mehr daran gedacht, dass wir zum Essen verabredet waren."
"Jetzt leuchtet mir auch ein was du hinter deinem Rücken versteckt hattest. Es ergibt nun alles einen Sinn. Und Connor und ich haben uns noch Gedanken gemacht."
"Völlig zu Unrecht. Ich meine...hallo? Ihr bekommt ein Baby. Ich freu mich so für euch", erklärte Jessica noch einmal kurz.
"In der wie vielten Woche bist du überhaupt?", wollte nun auch Hanks Schwägerin Mathilda wissen.
"Tatsächlich schon in der dreizehnten Woche", antwortete ihr Blair und keinem war aufgefallen, dass Robert, Jessicas Vater in den Garten gegangen war um frische Luft zu schnappen.

"Das ist der Wahnsinn, Hank. Und du wusstest wirklich gar nichts?", fragte Collins und die Männer nahmen den Lieutenant kurz zur Seite.
"Sonst hätte ich wohl nicht so reagiert. Und kein Wort im Büro darüber!", antwortete Hank mit einem verwegenen Grinsen.
"Da muss wohl jemand seine Autorität wahren", lachte Jeffrey und klopfte dem grauhaarigen Polizisten auf den Rücken.
"Natürlich. Was denkst denn du?"
"Genau das. Wie dem auch sei...wir freuen uns für dich. Das letzte Jahr hat dich schon verändert, aber das jetzt gibt dir nochmal die Chance von vorne anzufangen."
Der Blick von Hank wanderte langsam zu Blair, welche umringt von der restlichen Truppe war. Er musste schmunzeln und dem folgte ein deutliches Nicken. Er hatte nach all den vergangenen Jahren aufgehört zu Leben und gar nicht erkannt, dass die Welt nicht auf ihn wartete. In Jeffreys Aussage lag mehr als nur Wahrheit. Er hatte neuen Lebensmut gefasst und das verdankte er einer bestimmten Person.
"Entschuldigt mich kurz", erklärte der bärtige Mann und schloss zu seinem Partner auf, welcher sich einen Platz neben der werdenden Mutter geschnappt hatte und aufmerksam den Erzählungen lauschte, bis ihn Hank an seiner Schulter anstupste und ihn mit einem Kopfschlag in Richtung der Vordertür zum Aufstehen bewegte.
Die beiden Männer verstanden sich mittlerweile schon ohne Worte und der dunkelhaarige Detective folgte seinem Partner ohne Fragen zu stellen.

Nachdem beide ihre Mäntel geschnappt hatten, schloss Connor in der kalten Dezembernacht zu seinem wartenden Partner auf.
Der Atem gefror an der trockenen Luft und hinterließ einen langanhaltenden Nebel, bevor er nach und nach in der Umgebung verstrich.
"Was ist los, Hank?"
"Ach nichts...einfach ein bisschen Frischluft schnappen und mit wem geht das besser, als mit meinem Partner?"
"Okay? Was ist los?"
"Nichts. Wirklich."
Der dunkelhaarige Android fing an zu lächeln.
"Na wenn das so ist. Das freut mich."
"Wobei...doch."
Beide Männer hatten sich an die Veranda gelehnt und Connors Ausdruck wandelte sich in Überraschung um.
"Was? Ich dachte dir geht's gut?"
"Tut es auch...allerdings wär es nicht so weit gekommen, wenn du nicht gewesen wärst."
"Hank...ich..."
"Du brauchst nicht's sagen. Es ist genauso wie ich es meine."
"Danke. Ich weiß das zu schätzen. Aber jetzt mal zurück zu euch. Ich meine, Hank! Du wirst nochmal Vater!"
"Das zu realisieren wird bestimmt noch ein paar Tage dauern."

Ein paar Schritte näherten sich den beiden Beamten und der Mann fixierte den Lieutenant mit einem frustrierten Blick.
"Hank? Könnte ich dich kurz sprechen?"
"Natürlich Robert. Was gibt's?", fragte der bärtige Polizist und ging mit seinem ehemaligen Schwager ein paar Meter von Connor weg.
"Weißt du...ich bin keiner der lange um den heißen Brei herum redet, aber mir kommt es so vor, dass du versuchst Marie zu vergessen."
"Bitte was? Du willst mich doch jetzt verarschen? Marie war meine Frau. Ich habe sie geliebt, Robert! Auch wenn sie nicht mehr hier ist, ist sie noch immer ein Teil von mir! Wie kommst du auf diesen Schwachsinn? Ich dachte das Thema hätte sich geklärt und ihr habt Blair akzeptiert."
"Das ist es ja...kaum hattest du deine Freundin war dir alles egal. Du ersetzt sie Stück für Stück und siehst das nicht mal!"
"Du weißt, dass dem nicht so ist! Ich hätte mich durch den Verlust von Marie und Cole fast selbst gerichtet! Es hat lange gedauert das zu verarbeiten und jetzt ist es an dir, dass du auch endlich über alles hinweg sehen kannst!"
"Hah...dass ich nicht lache! Jetzt sind wir wieder an dem Punkt angelangt, wo wir damals schon waren! Sie war meine Schwester!"
"Und auch meine Frau! Sie hätte gewollt, dass wir glücklich sind! Und nun ist es an der Zeit, dass du das auch tust", erklärte der Polizist zum Ende hin verständnisvoll und streckte Jessicas Vater seine Hand entgegen.
Dieser hingegen dachte nicht daran auf den Beamten einzugehen. Er schlug Hanks Hand bei Seite und damit auch den Versuch eine Versöhnung in Betracht zu ziehen.
Während der aufgebrachte Robert zurück ins Haus stapfte, blieb der Polizist wie versteinert stehen und blickte dem Vater seiner Nichte schockiert hinterher.
Es dauerte nicht lange, da spürte er eine Hand auf seiner Schulter.
"Was war das denn?", fragte ihn Connor, der an seinen Freund herangekommen war und den kompletten Streit mitbekommen hatte.
"Ich weiß es nicht", schüttelte Hank unglaubwürdig mit seinem Kopf,"Ich hatte gedacht, dass das Thema endlich aus der Welt geschafft wäre, aber anscheinend habe ich mich getäuscht."
"Ich schätze, dass er sich wieder einbekommen wird. Er muss sich immerhin erstmal daran gewöhnen, dass ihr ein Baby bekommt."
"Ich hoffe du irrst dich damit nicht. Wobei...eigentlich geht es ihn ja auch nicht's mehr an. Lass uns auch zurück gehen, bevor ich meinen Gedanken wieder nachgebe."