Kapitel 7 - Unklarheiten

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"Wo geht ihr hin?", schnaubte Perkins wütend, als er bemerkte, dass sich die gemischte Truppe in Bewegung setzen wollte.
"Nicht's was Sie interessieren würde, Special-Agent Perkins", erklärte Connor genervt im Vorbeigehen und Hank klopfte seinem Partner lobend auf die Schulter.
"Sie haben es gehört, Perkins. Mein Partner will nur versuchen sich zu erinnern. Mehr nicht."
"Und dazu geht mein Team mit Ihnen mit, Anderson?"
Nun konnte sich auch Blair nicht mehr beherrschen und ergriff das Wort.
"Ihr Team? Das ist immer noch MEIN Team und wenn ich sage, dass wir da rein gehen, dann gehen wir da rein! Verstanden?"
"Gibt es ein Problem, Special-Agent Parker?", wollte nun auch ihr Vorgesetzter wissen.
"Nein, Director."
"Die Hormone sind wohl mit meiner Kollegin durchgegangen. Kein Wunder in ihrem Zustand", antwortete Perkins herablassend.
"Ich bin schwanger, aber weder krank noch taub, Kollege! Und wehren könnte ich mich zur Not auch noch prima", zischte die Frau empört zurück.
Die übrigen Polizisten stoppten und beobachteten verblüfft das ihnen dargebotene Schauspiel. Blair war ebenso wie Hank keine Person die leicht nachgab, vor allem wenn sie sich im Recht befand. Anders als viele ihrer Kollegen war sie keine Ja-Sagerin und das spielte der städtischen Polizei gut in ihre Karten. Sie bremste so Richard Perkins ein wenig aus.
"Kommst du?", fragte Jessica ihr Tante in spe und die blonde Frau setzte sich in Bewegung. Zum Gruß nickte sie Director Brown zu und sah im Augenwinkel Perkins fragenden Blick. Dieser hingegen wurde nur böse beantwortet und als sie zu der Gruppe aufgeschlossen hatte, nahm Hank seine Freundin in die Arme und küsste sie auf die Backe.
"Du bist zu gut für mich", hauchte er ihr zu und auch Connor sowie Jessica mussten grinsen.
"Mal ganz ehrlich, als ihr beide euch das erste Mal begegnet seid, dachte ich mir schon meinen Teil. Ich meine du hast Onkel Hank ganz schön ausgeknockt. Aber wenn du das mit diesem Hanswurst machen würdest, dann würde ich eine Party schmeißen", lachte die junge Polizistin boshaft und auch die Kollegen stimmten mit ein.
"Ich schätze das ließe sich arrangieren", grinste Blair zurück und kurz darauf fokussierte sich die Gruppe auf die ernste Lage, als sie den Flughafen wieder betraten.

Langsam schoben sich die Beamten durch die ruhigen Gänge. Die Stille hatte mittlerweile die Oberhand gewonnen und ein ungutes Gefühl breitete sich in den Mägen der Gruppe aus.
Der sonst so belebte Flughafen war wie ausgestorben und glich schon fast einem gut durchdachten Horrorfilm. Nur dieses Mal war es allerdings die Realität auf das sich alles berief.
Mit wachen Augen sahen sich die Polizisten um.
Am Ort des Geschehens angekommen suchten alle den Boden ab und Blair grub an der Stelle an welcher sie vor der Explosion zuletzt gestanden hatte. Der Staub und Schutt vermischte sich gut mit der löschenden Sprinkleranlage und hatte auf dem Boden eine zentimeterdicke Schlammschicht hinterlassen.
Connor hingegen verweilte an einem bestimmten Punkt und versuchte den Tathergang zu rekonstruieren und sich so an alle aufgenommenen Einzelheiten zu erinnern.
"Und wie siehts aus, Connor?", fragte Hank seinen Partner und kam vorsichtig auf ihn zu.
"Sie hatte einen Streifschuss am Arm. Ich glaube, dass sie die Person war, die wir gehört haben, als du die Tür aufgeschossen hast. Die Kugel wird wohl abgeleitet worden sein und hatte sie geschnitten."
"Das hört sich logisch an. Ich werde allerdings noch immer nicht schlau aus dem ganzen Spiel das hier mit uns gespielt wird."
"Ich auch noch nicht. Aber wir haben ja nun ein paar Anhaltspunkte. Mit Kamski müssen wir reden, wenn er sich beruhigt hat und die Androidin lesen wir aus. Von den getöteten Androiden im Laden hinter uns ganz zu schweigen."
Mit gezielten Schritten kam Jessica Morgan an den Detective und den grauhaarigen Lieutenant heran.
"Onkel Hank? Blair hat da etwas gefunden. Vielleicht wisst ihr ja was das sein soll."
"Dann zeig mal her", antwortete Hank gelassen und begleitete seine Nichte zu dem Standpunkt, wo alle Beamten auf einem Haufen standen.
"Was habt ihr da?", fragte Connor, als er sich durch die Menge hindurchdrückte.
"Ein angebranntes Bild. Leider ist kaum mehr zu erkennen was das darstellen soll", antwortete die FBI-Agentin dem Detective und überreichte dem Androiden das Bild.
Connor sah sich den Zettel genauer an an und versuchte sich an jeder dargestellten Kleinigkeit, die er erkennen konnte festzuklammern. Allerdings ohne Erfolg.
Wortlos schüttelte er den Kopf, aber ein Gefühl sagte ihm, dass er das Foto trotzdem schon einmal irgendwo gesehen hatte.
"Nagelt mich bitte nicht fest, aber irgendwann habe ich ein ähnliches Motiv bereits gesehen. Ich weiß nur nicht mehr, ob es das komplette Abbild von diesem Fetzen hier war oder ein anderes vergleichbares. Und was es damit auf sich hat ist mir auch entfallen."
"Du hast es zumindest schon einmal gesehen. Wir nehmen es mit und wenn dir etwas dazu einfällt, dann immer her damit", erklärte ihm Hank beschwichtigend und mit einem Lächeln auf den Lippen.
"Ihr seid nicht sauer auf mich?"
"Warum sollten wir, Connor? Du hast genügend hinter dir und deine Erinnungslücken müssen auch erst zurückkommen", schmunzelte auch Jessica verständnisvoll.
"Und das Bild?", wollte der Android wissen und Blair klinkte sich unter einem Nicken ihres Teams ein.
"Nehmt es mit. Unserem Kollegen Perkins wird es nicht fehlen und uns allen ist geholfen, wenn es dir wieder einfällt."
"Danke, Blair."
"Keine Ursache. Wir sollten der Spusi jetzt den Weg freimachen und zurück in unsere Büros fahren, um alles auszuwerten."
"Guter Plan. Ich schätze da können wir etwas damit anfangen", sagte Ben Collins und trat den Weg zum Ausgang an.
Die kleine Familie hingegen stand noch kurz beisammen, um den dunkelhaarigen Polizisten zu beruhigen.
"Mach dir nicht so einen Kopf darum. Das kommt schon alles wieder in deinen Schädel zurück."
"Ich hoffe ihr habt Recht. Aber es ist mir trotzdem total unangenehm nicht so zu funktionieren, wie ich es eigentlich tue und vor allem auch kann."
"Ach komm, Connor. Du bist keine Maschine mehr. Von funktionieren ist hier keine Rede. Außerdem hast du noch immer irgendwo da drinnen deine gespeicherten Erinnerungen", erklärte die Blondine und auch Jessica versuchte auf ihren besten Freund einzureden.
"Blair hat Recht. Wir Menschen hätten dieses Langzeitgedächtnis auch gerne, müssen uns aber mit einem kleinen Speicher begnügen."
"Siehst du. Wir glauben an das, dass du bald die passende Eingebung hast. Und jetzt lasst uns gehen. Jeffrey schreit schon die ganze Zeit fragend ins Headset und ich will meine Ohren noch länger behalten."
"Ach Hank!", lachte die Gruppe erheitert und verließ das große Gebäude.

Detroit: Be Human? 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt