Kapitel 14 - Verzweiflung

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"Ha hah...Anderson! Ich sage es nur ungern, aber du bist ein Fuchs!", lachte Gavin lautstark, während er aus dem Gebäude stürmte. Immer bedacht, dass Hank hinter ihm rannte und wortwörtlich an seinen Fersen klebte.
Doch dort war er nicht!
"Anderson?", fragte Gavin verwirrt, als er langsamer wurde und sich umdrehte.
Im Hintergrund hörte Reed schon ein Heulen der Polizeisirenen und diese kamen nicht nur von einem Einsatzfahrzeug.
Ein anderer Einsatz?
Oder doch unterwegs zu ihnen?
Diese Fragen brauchte sich der Detective nicht mehr stellen.
Er stürmte zurück in das Gebäude aus dem der Staub nur so heraus quoll.

Kaum war der braunhaarige Beamte verschwunden, kam Connor samt gerufenem Gefolge an der alten Halle an.
"Ausschwärmen und das Gelände sichern!", schrie Captain Fowler seinem Einsatzteam zu und wandte sich dann an den Androiden. Mit einem Blick war der Vorgesetzte nicht mehr so skeptisch, wie zu dem Zeitpunkt als ihn der Partner des Lieutenants aus dem Bett geklingelt hatte.
"Du hattest Recht. Entschuldige bitte meine Zweifel, Connor. Aber der aufsteigende Staub sagt wohl alles."
"Ich bin nicht nachtragend, Captain."
"Und wir auch nicht!", schrie Jessica in die Runde, als sie und Ben Collins zusätzlich herankamen.
"Was macht ihr denn hier?", wollte Connor von Hanks Nichte wissen.
"Captain Fowler hat uns angerufen und Ben hat mich dann aufgelesen."
"Wie dem auch sei. Wenn das OK von der Einheit kommt, gehen wir auch. Hörst du, Connor? Connor!"
Der Abweichler schüttelte allerdings nur den Kopf. Sein Gefühl verhieß nichts Gutes und getäuscht hatte er sich noch nie.
"Tut mir leid, dass ich Ihren Befehl missachten muss, Captain. Aber weder Hank noch Detective Reed sind hier. Ich muss mir das ansehen und kann nicht noch auf die Einheit warten."
"Dann zieh zumindest die Sicherheitsweste an, Connor! Connor!"
Doch der dunkelhaarige Mann wank nur ab und lief so schnell ihn seine Beine tragen konnten zum großen Tor.

"Anderson! Wo bist du?!", rief Gavin mehr hustend, als klar verständlich in die Halle. Ein paar Teile fielen noch von der Decke und noch immer drückten neu aufgewirbelte Staubwolken durch die alten eingerissen Deckenteile nach außen.
Als sich die hellbraune Schicht in dem fahlen Licht der alten Halle zur Mitte hin auflöste, sah der Detective einen Umriss am Boden liegen.
"Oh nein."
Ungläubig trat der braunhaarige Mann an den Schatten heran.
Das erste was er sah war das Gesicht des jungen Burschen, welcher leblos auf dem Grund lag.
Doch zum Aufatmen kam Gavin nicht wirklich, denn Hank lag direkt hinter dem Jugendlichen.
"Anderson! Verarsch mich bitte nicht und steh auf!"
Der Detective ging in die Knie und rüttelte an dem ebenso leblosen Körper des Lieutenants.
"Komm schon. Du hast uns schon immer aus jeglichen Lagen rausmanövriert. Bitte steh auf!"
"Detective Reed? Hank? Wo seid ihr?"
Ein kurzes ungläubiges Stocken Reeds folgte bis er realisierte dass es wirklich Connor war, welcher nach ihnen fragte.
"Blechbüchse? Blechbüchse, wir sind hier!", schrie er durch das mittlerweile ruhig gewordene Lagerhaus.
Der Android hörte den Ruf sofort und konnte diesen auf seinem Weg durch den Nebel unverzüglich orten.
"Oh mein Gott! Hank!", schrie das RK800-Modell auf und ging neben Gavin in die Knie.
"Wir müssen ihn hier rausbringen, damit ich ihn besser analysieren kann!", befahl er Reed, welcher nur anteilnahmslos daneben gesessen hatte.
"Er ist Tod! Siehst du das nicht!", schrie Gavin dem Abweichler hysterisch entgegen.
"Nein! Er lebt! Sein Herzschlag ist nur sehr schwach. Also bekomm deinen Arsch in die Höhe und hilf mir hier  gefälligst!"
So hatte Gavin den sonst so verhassten Androiden ihm gegenüber noch nie erlebt, aber ganz Unrecht hatte er nicht. Was wäre er für ein Polizist, wenn er nicht Hilfe leisten würde?
Während die beiden Detectives den wesentlich größeren Hank aus dem Gebäude trugen, kamen ihnen auch schon mehrere Kollegen entgegen.
"De...Detective Co...Connor vom DPD. Wir brauchen sofort einen RTW in das alte Industrieviertel am Detroit River. Polizist verletzt!"
Connor musste aufpassen, dass seine Stimme seinen Gefühlen nicht ganz nachgab und er nun keinen Fehler machte.
Während der Android den Körper seines Partners scannte, bemerkten auch Morgan, Collins und Fowler dass mit Hank etwas nicht stimmte.
"Onkel Hank!", schrie die Polizistin auf, als sie den kleinen Hügel aus Dreck und Schnee hinabrannte.
Gavin hingegen saß nur daneben und konnte nichts machen. Sein sonst so aufmüpfiges Verhalten war wie weggeblasen und als er auf seine blutverschmierten Hände blickte fing auch er an zu zittern.
"Was ist mit ihm, Connor?", fragte Fowler, welcher versuchte die tobende Jessica irgendwie zurückzuhalten.
"Ein Bauchschuss. Allerdings muss die Kugel noch irgendwo im Bauchraun liegen. Deshalb...deshalb lebt er noch."
"Was heißt das?", wollte auch Ben wissen und ließ sich neben den Abweichler fallen. Als ob Collins es gewusst hätte hat er noch einen Verbandskasten aus einem der Polizeibusse geschnappt und war mit zu seinem verletzten Freund geeilt. Der beleibte Detective krempelte seine Ärmel nach oben und fing an, bis die medizinische Versorgung eintraf, erste Hilfe zu leisten.
"Wenn sie ausgetreten wäre, hätte sie wichtige Gefäße durchtrennt und er wäre...er wäre..."
"Schon gut, Connor. Wir wissen was du sagen willst", erklärte Fowler ruhig und sein Griff um Jessica lockerte sich.
Die junge Frau stürzte unverzüglich neben Collins, als sie im Hintergrund auch schon den Notarzt und den eintreffenden Krankenwagen hörten.
"Onkel Hank...bitte...bitte tu' uns das nicht an! Hörst du mich?", weinte die junge Frau bitterlich und berührte ihren Verwandten in seinem auskühlenden Gesicht bis sie Connor zu sich zog und umarmte.
"Was ist passiert?", wollte der zuständige Unfallarzt wissen und der dunkelhaarige Detective konnte dem Mann einen genauen Einblick geben, inwieweit Hanks Verletzungen verliefen.
"Gute erste Hilfe! Wir nehmen ihn sofort mit in das nächste Klinikum!"
"Ich muss noch bleiben, bis hier alles geklärt ist. Ben! Bringe du Officer Morgan, Detective Reed und Connor auch in die Klinik."
"Wird gemacht!", nickte der grauhaarige Mann seinem Chef zu.
Und auch Gavin erhob sich langsam aus dem Schlamm.
"Und Reed! Wir sprechen uns noch!", erklärte Fowler noch einmal streng.
Der 37-jährige Beamte nickte ihrem Boss verlegen zu und schlich dann dem Rest des Teams hinterher.
Im Polizeiwagen sprach der Detective auch kein einziges Wort, obwohl es Jessica am liebsten provoziert hätte etwas aus ihrem Kollegen herauszuquetschen.

Detroit: Be Human? 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt