Kapitel 15 - Unfreiwilliger Urlaub

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"Ich glaube es ist für Blair besser, wenn sie ein bisschen zur Ruhe kommt, Jeffrey", sagte die dunkelhäutige Ivie zu ihrem Mann und stupste ihn vorsichtig mit ihrem rechten Arm an, während ihre linke Seite noch um Jessicas Schulter gelegt war.
"Nines kann es mit Sicherheit an Connor weitergeben", merkte Tina Chen an und sah auf den Androiden ihres besten Freundes.
Gavin hingegen saß mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit, Trauer und seinen üblichen Gefühlen auf den Bänken hinter der Gruppe und gab keinen Mucks von sich.

"Connor. Könntest du Special-Agent Parker aus dem Zimmer schicken? Mrs. Fowler sagt, dass sie sich ausruhen soll."
"Wird gemacht, Nines. Es reicht wirklich für sie."
Die Gedankenübertragung der beiden Androiden konnte keiner verfolgen und das war in manchen Belangen auch von Vorteil. Dies war einer davon.

"Blair? Wir sollten gehen und Hank in Ruhe schlafen lassen", erklärte ihr der Android sanft und fasste der Blondine sachte an ihre Schulter, um sie nicht zu erschrecken.
Ihr Gesichtsausdruck sprach allerdings Bände.
Mit verklebten Augen, welche vom vielen Weinen bereits rot waren, sah sie den Detective an und kurz darauf blickte sie wieder zu ihrem Freund.
In einem Wechselspiel des Hin- und Hergerissen-seins schüttelte sie dann aus Affekt den Kopf.
"A...aber i...ch kann ihn jetzt nicht a...alleine lassen", schniefte sie Connor entgegen.
"Glaub mir. Er ist gut versorgt und wir werden benachrichtigt wenn es zu Komplikationen kommt. Aber du musst jetzt auch an dich und euer Baby denken. Hank würde es so wollen."
Die FBI-Agentin schluchzte noch einmal tief in sich hinein und wischte sich ihre Tränen mit dem Strickpulli den sie trug weg.
Danach wurde sie von dem Androiden in den Arm genommen und beide verließen mit einem kurzen Blick zurück auf den bärtigen Mann das Krankenzimmer.

Draußen angekommen nahmen sie die anderen wieder in Empfang.
"Sollen wir dich heimbringen, Blair?", fragte die Ehefrau des Polizeichefs die Blondine.
"Nein. Connor hat ja mein Auto. Das passt schon. Er soll mich noch zum FBI bringen."
"Bitte was? Das ist doch nicht dein Ernst? Du willst arbeiten?"
Nicht nur das Gesicht von Ivie fiel zu Boden auch das übrige Publikum verstand nicht was die Frau damit bewirken wollte.
"Ich muss mich ablenken. Wenn ich daheim sitze, dann denke ich nur nach und das frisst mich regelrecht auf."
"Aber...", während die dunkelhäutige Frau der Blondine ihr Vorhaben ausreden wollte, ging Jessica auf ihre Tante zu und nahm sie in den Arm.
"Eigentlich würde ich auch so reagieren, aber ich glaube Ablenkung ist keine schlechte Idee und wenn es Blair nicht schadet, dann soll sie es lieber machen, bevor sie keine Ruhe findet."
"Aber..."
"Ich arbeite so lange es geht, Ivie. Und dann soll mich Connor abholen... natürlich nur wenn er darf."
Der fragende Blick von Hanks Freundin wanderte auf den DPD-Boss und dieser nickte ihr zu.
"Connor hätte sowieso noch Urlaub gehabt, also ist das überhaupt kein Problem. Und unter diesen Umständen schon gleich zweimal nicht."
"Danke, Captain."
Fowler neigte seinen Kopf vor dem Androiden und schloss seine Augen bevor er fortfuhr.
"Dann lasst uns gehen. Ein paar von uns hätten schon im Büro sein müssen."
Als sich die Gruppe langsam auf den Ausgang zubewegte, vernahmen noch alle die starke Stimme von Jeffrey hinter sich.
"Und wir sprechen uns nachher noch, Reed. Fahr heim, dusch dich und dann bin ich auf deine Erklärung gespannt."
Kleinlaut antwortete der Detective mit einem leisen "Ja" und ging dann mit den Händen in seinen Jackentaschen in buckeliger Haltung durch die Versammlung hindurch.
Er ließ sich von allen beäugen und er spürte wie die Blicke ihn verfolgten. Am liebsten hätte Gavin die Flucht ergriffen, doch dann machte er sich noch verdächtiger, als er von der Gruppe sowieso schon eingeschätzt wurde.
Er war Schuld an Andersons Zustand und das sagten die vermischten Reaktionen der Anwesenden aus. Vielleicht hatten sie sogar Recht, aber der alte Polizist hätte auch nicht kommen brauchen!
Genau das war es! Er hätte nicht zu ihm kommen müssen.
Problem gelöst.
Doch ganz so konnte er sich und seinen selbstgesponnenen Gedanken keinen Glauben schenken, wie er eigentlich vorgehabt hätte.
Allerdings versuchte er es sich weiter einzureden, dass sich sein Gewissen nicht weiter zu Wort melden und er so alles weiter unterdrücken konnte.

Detroit: Be Human? 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt