"Ein Puzzleteil fehlt allerdings noch. Oder, Simon?", fragte der dunkelhaarige Detective und kehrte auf seinen Platz zurück, während der bärtige Beamte von der Fensterfront aus weiter zuhörte.
"Ein paar von uns hielten die Aufseher in Schach und wir stürmten los, um zum Speiseraum zu gelangen.
Nach langem Gezeter kamen die Erwachsenen auch mit. Die Jugendlichen sollten in der Mensa warten.
Als wir bei den kleinen Kindern ankamen, hatten sich diese aus Angst und Scham verzogen und das Blatt hatte sich gewendet. Die menschlichen Mitarbeiter hatten natürlich gehandelt, die Androiden gefesselt und ihre eigenen Spuren beseitigt. Jetzt standen wir vorgeführt da. Einem Androiden Glauben schenken?
Sicherlich nicht.
Die männlichen Aufseher drehten alles auf ihre Seite und schoben den Maschinen Versagen zu.
Und genau da kamen die Jugendlichen auf uns zugestürmt.
Natürlich konnten sie nicht warten. Wenn du einem Teenager einen Befehl gibst, hält er diesen in 95 Prozent der Fälle nicht ein.
Die Kinder mochten uns, weil wir die einzigen gewesen sind die für sie da waren. Egal wie dreckig es ihnen ging. Also wollten sie uns auch helfen.
Einer der größeren hatte zudem von seiner kleinen Schwester indirekt erfahren, was ihr widerfahren war. Er stürmte mit seinen Freunden auf die Gruppe zu und die Lage eskalierte.
Die erwachsenen Männer waren den Halbstarken natürlich haushoch überlegen und die Jugendlichen wurden zu den Opfern, die angeblich wir zu verdanken hatten. Als wir dann eingegriffen haben fielen Schüsse und alles wurde still. Meine Kollegen wollten für das Recht kämpfen. Nicht nur für unseres, sondern auch für die Kinder und mussten dann mit ihrem Leben bezahlen."
"Dann kamen unsere Mitbeamten vorbei und es wurde so hingedreht, dass dem Ministerium und dem Amt nichts in die Quere kommt?"
"Ja. So ist es, Connor. Die Polizei und das FBI waren damals vor Ort. Es war dann klar, dass keinem Android oder Kind geglaubt werden würde, wenn sie aussagen würden."
"Wie bist du dann da raus gekommen?", fragte der grauhaarige Mann und entfernte sich von dem Fensterrahmen, an den er sich gelehnt hatte.
"In der ganzen Situation haben alle Beteiligten den Überblick verloren. Ich war der einzige der sich verstecken konnte. Habe mir den Jugendlichen und seine kleine Schwester geschnappt und bin geflohen. Es waren die einzigen beiden denen ich helfen konnte. Ich fühle mich deswegen noch immer schäbig."
"Das brauchst du nicht. Du hast das richtige gemacht, Simon", erklärte Josh sachte und der befreundete Detective klinkte sich wieder ein.
"Was hast du mit den Kindern gemacht?"
"Zu einem Ehepaar gebracht, welche sich schon immer Kinder gewünscht hatten, aber keine bekommen konnten und zudem schon zu alt waren, um welche zu adoptieren."
"Wie hieß das Paar?", wollte Connor wissen.
"Rosanna und Paul Phillips."
"Sagtest du gerade Phillips?", fragte Connor mit aufgerissenen Augen nach.
"Ja wieso?"
"Kanntest du einen Daniel? Ebenso ein PL600?"
"Ja, ich kannte ihn. Wir standen zusammen im Lager. Er wurde von Pauls Bruder John aufgenommen. Und durch das, dass wir immer Nachrichten untereinander ausgetauscht hatten, wusste ich von allem bestens Bescheid. Er war auch derjenige der mir das Bild gegeben hatte. Und er wäre nachgekommen, wenn es an der Zeit gewesen wäre, auch für ihn ein besseres Leben in Jericho zu beginnen. Doch dann kam der Vorfall dazwischen."
Nun sah auch Connor zu Boden.
Diese Bewegung war den anderen, um ihn herum nicht entgangen.
"Du warst an diesem Tag in dem Penthouse. Nicht wahr?"
"Ja, das war ich. Mein erster Einsatz. Ich wollte nicht, dass sie Daniel töten. Wirklich. Ich habe es versucht zu klären, aber...aber..."
"Ich weiß, Connor. Es entschuldigt aber auch nicht Daniels Verhalten. Er hätte nicht so reagieren müssen. Auch wenn ich ihn vermisse, waren deine Handlungen nachvollziehbar."
"Die der Menschen allerdings nicht!", blaffte North dazwischen.
"Sie wollten das Mädchen retten, North."
"Sie haben Daniel nachdem er die Kleine freigelassen hatte ermordet, Simon! Das ist auch an uns nicht vorbeigegangen."
"Manchmal ist es ein schmaler Grad zwischen richtig und falsch", erklärte Hank vorsichtig in die Runde und es konnte nicht einmal die rebellische Androidin widersprechen.
"Aber wieso dieses Bild? Was hatte das alles mit Jericho zu tun?", wollte Connor wissen.
"Keinen Plan, Connor", schüttelte Markus seinen Kopf.
"Ich will ja nichts sagen, aber vielleicht kommt mir ja noch ein Gedanke in den Sinn", erklärte ihnen der blonde Abweichler ruhig.
"Stimmt. Wir haben euch lange genug aufgehalten. Arbeitet das alles auf und wenn ihr irgendwie Hilfe braucht, vor allem psychologisch, dann meldet euch bei uns. Und wir haben jetzt auf jeden Fall noch etwas zu tun", prophezeite der ältere Polizist selbstsicher.
"Danke für die Hilfe. Ich bin gespannt was die Nachrichten dann alles berichten werden", erklärte der Jericho-Anführer und reichte den beiden DPD-Beamten die Hand.
"Hoffentlich nur Gutes", schmunzelte der Detective und wank allen zum Abschied noch einmal zu, um dann Hank aus dem Gebäude zu folgen.
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Detroit: Be Human? 2
FanfictionDetroit im Jahre 2039/2040. Über ein Jahr war seit Connors erster Mission auf einem Hochhausdach vergangen. Seitdem er nach der Revolution selbst zum Abweichler wurde und nur durch ein Wunder seinen letzten Kampf mit Erinnerungslücken überlebt hatte...