Kapitel 23 - Ängste

43 6 8
                                    

"Guten Morgen, mein Lieber", grinste Blair mit verschlossenen Augen in das Gesicht ihres Freundes, als sie spürte, dass er bereits wach war und sie nicht mehr aus den Augen ließ.
"Dir auch einen guten Morgen", antwortete Hank mit einem sanften Lächeln, sodass die Frau noch einen Luftzug in ihrem Gesicht spürte und zog Blair dann zu sich heran.
"Wie geht es dir?", wollte er kurz darauf wissen und streifte dabei die blonden Strähnen seiner Freundin hinter ihr rechtes Ohr.
"Jetzt wieder gut. Wir sind wieder komplett und du liegst wieder neben mir. Die Tage die du im Krankenhaus warst waren schon lang, aber frage nicht wie nervenaufreibend die Nächte waren. Connor war tagtäglich an meiner Seite und hat gewartet bis ich eingeschlafen bin."
"Das sieht ihm ähnlich", erwiderte der Lieutenant und strich mit seiner Hand sanft über Blairs Bauch.
"Du kannst ein richtiger Softie sein. Weißt du das?"
"Hmm...kommt darauf an zu wem", lachte der Polizist und drehte seine Verlobte so, dass sie halb auf ihm lag.
"Wie geht es deiner Wunde?"
"Sie bringt mich nicht mehr um."
"Mensch, Hank!"
"Was soll ich denn sagen, wenn es den Tatsachen entspricht?"
Unter ihrem belustigten Gelächter hörten sie für einen kurzen Moment ein komisches, dumpfes Geräusch, dicht gefolgt von einem Scheppern.
Fast so als wäre jemand aus dem Bett gefallen und hätte die Nachttischlampe noch mitgezogen.
Was bedeutete, dass das nur einer sein konnte.
"Connor!", sagten Hank und Blair im Chor, sprangen aus dem Bett und eilten in das gegenüberliegende Zimmer.
Der Android lag tatsächlich neben seiner Schlafstätte und war auch noch so in seine Decke gewickelt, dass es einer Zwangsjacke gleich kam.
Und obwohl er glühend heiß war, zitterte er am ganzen Leib.
"Hey Connor! Hörst du mich?", fragte Hank geschockt und hob den Androiden zurück auf sein Bett. Die LED flackerte zudem bedrohlich im tiefsten Rot.
"Träumt er wieder?", wollte Blair von ihrem Freund wissen und setzte sich zu dem dunkelhaarigen Polizisten auf die Matratze, um dem Abweichler beruhigend über den Kopf zu streichen.
"Sieht wohl danach aus. Oder die Androidin hat ihm doch irgendetwas übertragen."
Kaum hatte der grauhaarige Mann ausgesprochen, fuhr der Detective auch schon panisch in die Höhe.
"Hey...Connor. Alles gut. Wir sind hier", erklärte Hank vorsichtig und ging langsam vor dem Bett in die Knie.
"Hank? Blair? Ihr seid es wirklich...ich bin so froh, dass ihr es seid."
"Natürlich sind wir es. Du hattest deinen Traum wieder oder?"
"Dieser Traum...ja...er macht mich total fertig. Jetzt war die ganze Zeit Ruhe und auf einmal geht es wieder los. Und immer geht es um diese Chloe, Amanda und den Friedhof. Immer dasselbe Bild. Hank...ich will nicht, dass du stirbst. Ich...ich habe Angst."
"Connor...sieh mich an und hör mir zu. Ich sterbe nicht. Nicht jetzt. Ich habe hier noch so viel vor, da passt das überhaupt nicht in meinen Plan. Und wie ich es schon einmal gesagt habe...Amanda ist die, die nicht mehr da ist."
"Und wenn doch? Wenn sie all das gewusst hat und noch einen Androiden mit ihrem Gewissen gefertigt hat? Einen der nicht aussieht wie sie, wir ihn nicht erkennen und dann schlägt er zu."
"Mal doch nicht den Teufel an die Wand. Solche Menschen, wie sie einer war, denken nicht daran, dass sie verlieren und dabei sterben könnten. Außerdem war sie sehr überzeugt von sich selbst. Sie ist davon ausgegangen, dass sie gewinnen wird. Deshalb hat hat sie das nicht gemacht. Und Connor?"
"Ja?"
"Weißt du noch den Moment am Spielplatz an der Ambassador Bridge, als du gesagt hattest, dass du dich fürchtest?"
"Als du mir die Pistole an den Kopf gehalten hast?"
"Du hast was?!", fragte Blair mit aufgerissenen Augen.
"Kurzschlusshandlung...das erklärts hoffentlich. Jedenfalls auf das wollte ich nicht hinaus. Angst ist vollkommen in Ordnung, aber du darfst dich nicht danach richten. Das hattest du damals auch nicht und hast Markus deine Hilfe angeboten, obwohl die Infiltration wirklich gefährlich war. Du konntest die Androiden aus dem Cyberlife-Tower  befreien und mich zudem retten ohne das jemand zu Schaden kam...naja...alle bis auf dein Nachfolgermodell zumindest. Du hast der Angst keine Chance gelassen und genau das machen wir jetzt auch nicht und fahren zu Kamski und Miranda."
"Du hast Recht. Danke, Hank."
"Schon gut, Connor. Beruhige dich, nimm dir deine Zeit und wenn du fertig bist, fahren wir los."
"Das machen wir", nickte ihnen der dunkelhaarige Mann zu und die beiden Menschen wollten das Zimmer verlassen.
Das was Connor anschließend noch aus dem Flur hörte, brachte ihn zum Schmunzeln.
"Also? Was war das, dass du Connor erschießen wolltest?"

Detroit: Be Human? 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt