Neunzehn

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21. April 2013

Ich wachte auf und streckte mich. Ashton war früher aufgestanden als ich. Seufzend erhob ich mich und ging ins Badezimmer. Schon gestern Abend hatte er angedeutet, dass er früh aufstand, um laufen zu gehen.

Sport. Wie ich Sport hasste. Da würde ich lieber mit Haleigh Zeit verbringen, als Sport zu machen. Kurz frischte ich mich auf und wollte den Anhänger wieder betrachten, doch die Kette war nicht mehr um meinen Hals. Panisch lief ich wieder zurück zum Schlafzimmer und sah nach, ob sie im Schlaf nicht runtergefallen war.

„Suchst du das?“, fragte Ashton. Ich drehte mich um und sah die Kette. Erleichtert atmete ich aus und nickte.

„Kannst du mir sie bitte geben?“ Ich streckte die Hand aus, bereit, um nach der Kette zu greifen, doch Ashton zog sie hinweg.

„Woher hast du es?“

„Ich habe es gefunden im Büro meiner Mutter“, sagte ich. Skeptisch sah Ashton mich an. „Meiner leiblichen.“

„Wo?“

„In einer Schublade.“

„Die Kette lag da einfach so rum?“, hakte er nach und ich nickte.

„Jetzt gib mir sie bitte! Es ist die Kette meiner Mutter!“ Ashton seufzte und schüttelte dabei den Kopf.

„Taylor, die Kette gehört nicht dir.“

„Sie gehörte meiner Mutter. Sie ist nun tot. Die Kette lag in ihrem Büro und ich bin ihre Tochter. Was soll daran schlimm sein?“, fuhr ich ihn an.

„Gott, Taylor! Du bist anstrengend!“

„Gib mir die Kette“, beharrte ich und sah Ashton wütend an.

„Nein.“ Entsetzt sah ich ihn an und nickte.

„Dann gut“, fauchte ich und verschwand wieder im Bad.

„Taylor, lass es mich erklären“, sagte Ashton, doch ich verschloss mich nur und machte mich fertig. Rasch schlüpfte ich in meine schwarze Hose und ein schwarzes Top. Dazu zog ich eine schwarze Strickjacke an und ging aus dem Bad.

„Brauchst du nicht“, zischte ich und zog mir meine Schuhe an. „Und ja, ich haue ab. Aber dich braucht es ja nicht zu interessieren, oder?“ Ashton schwieg und beobachtete mich. Als letztes legte ich mir meine Jacke um den Körper und warf meinen Rucksack über die Schulter. „Tschüss. Ich kann auf mich selbst aufpassen.“

Damit ging ich und verließ ihn. Draußen angekommen zündete ich eine Zigarette an und lief durch London. Ziellos streifte ich durch die Gegend, immer wieder eine  neue Zigarette in der Hand, um zu rauchen.

„Ich gib einen Scheiß auf dich“, murmelte ich zu mir selbst und gelang zum Flussufer der Themse. Seufzend setzte ich mich aufs Gras und schmiss Steine in den Fluss. Nun hatte ich nur noch die Truhe, doch sie nützte mir nichts, solange ich dazu den Schlüssel nicht hatte. Gerne würde ich zurück nach Hause und das Büro meiner Mutter weiter durchsuchen. Tränen wanderten meinen Wangen hinunter, während ich hier saß und an sie dachte.

So gerne hätte ich ihren Rat und ihre Nähe. Jetzt benötigte ich sie am meisten. Vieles hatte ich gestern neu erfahren und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war ein Engel und wusste nicht, was ich nun tun sollte.

Sollte ich nun wahllos Menschen retten? Bei der Polizei arbeiten und Lügen aufdecken?

Stöhnend ließ ich mich zurück auf das Gras fallen und sah gen Himmel. Leicht ließ sich vorherahnen, dass es demnächst regnen würde. Und ich würde auf der Straße sein. Alleine.

The Guardian Eyes [ashton irwin ~ 5sauce a.u.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt