Scarlett ging langsam zurück zum Internat. Das schlechte Gewissen nagte an ihr. Sie hatte Jeremy nicht so grob zurückweisen wollen. Es war nur einfach....ach egal. Es brachte jetzt sowieso nichts mehr, wenn sie sich jetzt rechtfertigte. Sie musste ihn bzw sein Haus finden, dann konnte sie sich beim ihm entschuldigen. Und zu ihm ziehen. Raunte eine Stimme in ihrem Kopf. Scarlett runzelte die Stirn. Wollte sie jetzt wirklich einfach abhauen? Wollte sie wirklich ihr vertrautes Leben hinter sich lassen? Sie wusste nicht, was dabei auf sie zukam. Vielleicht verstand sie sich plötzlich nicht mehr mit Jeremy. Wollte sie ihren früheren Traum einfach so aufgeben und alles mir nichts dir nichts über Bord zu werfen? Ja, dachte Scarlett. Ja, das will ich. Es ist Zeit die Welt zu entdecken und neues kennen zu lernen!
Scarlett begann schneller zu laufen, bis sie fast rannte. Wie von selber trugen ihre Füße sie zurück zum Internat. Anscheinend wollte nicht nur ihr Geist, sondern auch ihr Körper weg. Scarlett musste bei dem Gedanken lächeln. Völlig außer Atem kam sie in ihrem Zimmer an. Auf den Fluren liefen noch vereinzelt Menschen herum, aber bald wurde es still und die Lichter gingen aus. Sie stürzte zu ihrem Schrank und riss die Türen auf. Und da lag ihr Koffer. Okay Scarlett, hast du dir das gut überlegt? Kannst du echt einfach abhauen? Jetzt? Was machst du hier eigentlich? Ja, ich kann nicht nur, ich will auch. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es halb eins war. Als Sca das nächste Mal auf die Uhr sah, war es fast vier. In den letzten Stunden hatte sie Klamotten, Handtücher, Badsachen, ect. in ihren Koffer gepackt. Dabei hatte sie auch gleich alles aussortiert, das sie nicht mehr brauchte. In einer Extratasche waren ihre ganzen Ballettsachen verstaut und alles, was nicht mehr in den Koffer gepasst hatte. In einer kleinen Handtasche hatte sie Pass, Geld, Kreditkarte und andere Kleinigkeiten eingepackt. Nun stand sie da und sah sich in dem nun leeren Zimmer um. Noch vor ein paar Wochen hätte sie nicht im Traum daran gedacht, einfach zu gehen. Sie hätte immer weiter gemacht mit dem Tanzen, wäre von einer Ballettschule zur nächsten gezogen, in der Hoffnung, dort aufgenommen zu werden. Aber nun hielt sie nichts mehr. Die restlichen Stunden bis zum Morgen nutzte Scarlett und schlief tief und fest.Beim Frühstück merkte Kira sofort, dass mit Sca etwas nicht stimmte. Auch Cooper musterte sie die ganze Zeit. "Okay raus mit der Sprache! Was. Ist. Los?" Scarlett seufzte. Ihr war klar gewesen, dass sie diese Frage früher oder später beantworten musste, aber die richtigen Worte waren ihr einfach nicht eingefallen. "Ich zieh zu Jeremy.", platzte es aus ihr heraus. Cooper runzelte nur die Stirn, er wusste nicht, wer das war, aber Kira blieb einfach der Mund offen stehen. Sofort plapperte Scarlett weiter. "Ich hab das Gefühl, so viel verpasst zu haben und jetzt wo ich vom Theater nicht genommen wurde, ist es die beste Gelegenheit, um mit dem Ballett aufzuhören und ein normales Leben zu führen. Ich mein, denkst du nicht auch manchmal, dass Ballett einfach nicht alles sein kann? Ich hab so viel aufgegeben oder nie gemacht. Und jetzt ist einfach ein neuer Abschnitt in meinem Leben....und...ach keine Ahnung. Seit ich diese Entscheidung getroffen habe, fühl ich mich besser, freier als davor." Ihre Stimme klang ganz verzweifelt in dem Versuch, eine plausible Erklärung zu finden, die über Ich schmeiß alles hin und hau ab hinausging. "Du hast das schon länger geplant?", hauchte Kira, die ihre Sprache immer noch nicht wieder ganz gefunden hatte. "Ja, nein, es ist erst seit gestern Abend, also eigentlich gestern Nacht sicher." Kira nickte nur stumm, immer noch völlig geschockt. Scarlett sah sie verzweifelt an. "Kannst du das nicht verstehen?" "Doch...ich weiß nicht. Ich mein, du bist meine beste Freundin, willst du nicht wenigstens bis zum Ende des Jahres hierbleiben? Da wäre dann der offizielle Abschied und..." Scarlett schüttelte den Kopf. "Wann?", war das einzige, das Kira noch herausbrachte. "Jetzt!" Dann stand Sca auf und umarmte Kira ganz fest. Ihre Freundin erwiederte die Umarmung. "Vergiss mich nicht, du treulose Tomate", flüsterte sie. Dann umarmte Sca auch Cooper, dem die Verwirrung noch deutlich ins Gesicht geschrieben war. "Was ist mit den anderen und Miss Thinder?", fragte Kira nun. "Miss Thinder erhält einen Brief und die anderen werden es früher oder später erfahren." Scarlett wollte sich zum Gehen wenden, als sie von Cooper aufgehalten wurde. "Wer ist Jeremy?"
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on Pointe Shoes (fertig und überarbeitet)
RomanceScarlett lebt in einer Ballettschule. Sie liebt das Tanzen so sehr wie nichts, aber der Ballettalltag bietet ebenso Herausforderungen, wie das ganz normale Leben einer jungen Frau. Wo ist der Weg, der für sie bestimmt ist?