14. Offene Knie

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"Tut's sehr weh?" Sein Blick war so warm und seine Augen strahlten mal kein Gift aus, sondern sowas wie Sauerstoff, dass ich überleben konnte.

Macht das Sinn?

"Ja.... Nein. Ahh scheiße tut das weh, dafür hasse ich dich."zischte ich, als er wieder mit dem Desinfektionsmittel über mein aufgeschlagenes Knie tupfte. Wobei, hasse ich ihn nicht so schon, weil er so arrogant und kühl ist (außer jetzt gerade)?

"Was? Du musst Englisch mit mir reden. Ich kann leider kein Deutsch. Bin immerhin ein Junge und somit nicht multi-tasking fähig, ok? Und jetzt halt gefälligst still, sonst tut es noch mehr weh."
"Cole, bitte hör auf. Das brennt wie Sau!"
"Abby-Schätzchen, willst du, dass sich die Wunde infiziert, entzündet und dann eitert?"
"Nein, aber-"
"Halt die Klappe und lass mich jetzt machen. Das andere Knie ist noch nicht desinfiziert."

Meine Knie hatte ich mir btw im Schwimmbad aufgeschlagen, als ich vor Caleb geflüchtet bin, der mich gejagt hat. Dabei bin ich in der Kurve ausgerutscht, weil ich dummes Kind keine Schuhe an hatte, und bin direkt in Coles Arme geflogen. Der hat wahrscheinlich schlimmere Verletzungen verhindert. Ein Glück, dass er aufs Klo gegangen ist und noch mit jemandem erzählt hat.

Und nun sitze ich hier im Krankenzimmer, auf dem Tisch. Vor mir Cole mit dem absoluten Hass-Wattetupfer und einer Flasche Desinfektionsmittel. Draußen warten die anderen. Cole hat btw drauf bestanden, mich zu "reinigen" und zwar allein.

Arsch.

Und ratet mal, wer wieder alles falsch verstanden hat? Richtig:

Ich.

Mal wieder.

"Du könntest mal Arzt werden."sagte ich nach gefühlt hundert Schreikrämpfen, als er endlich fertig wurde. Die Vorstellung war schon iwie komisch. Cole im weißen Kittel in einer Arztpraxis.

"Nenene, lass mal. Ich werd mal Anwalt. Mein großer Traum."
Er sah mir in die Augen und augenblicklich bekam ich Gänsehaut.
Der Grünstich in seinen Augen war zu krass. Sie erinnerten mich prompt an Sushi. Also so Gurke in Sushi drinnen.

"Seit ihr dann mal fertig?" kam gedämpft die Stimme von Jake.
"Ja!"

Ich sprang vom Tisch und stand Cole nun verdammt nah.
"Ähh ja. Ich geh dann mal. Danke für deine Hilfe."
"Gerne, Abby." Er lächelte und zwinkerte mir zu. Ich öffnete die Tür und sah in viele abwartende Augen.
"Wir sollten besser heimfahren, die Knie musst du schonen, Abby."
"Jake, ich kann doch vom Rand gucken."
"Vergiss es, Abby... Und ihr holt jetzt eure Schuhe und dann fahren wir nach Hause. Morgen ist immerhin wieder Schule."knurrte er die anderen an.

*

"Was hast du mit Cole solange in dem Zimmer gemacht? Warum wollte er allein mit dir sein? Was läuft da zwischen euch?"
"Jake, bitte beruhig dich. Es ist alles in Ordnung. Er wollte nur seine Ruhe und hat meine Knie desinfiziert. Mehr ist nicht passiert. Warum interessiert dich das?"
"Weil... verdammt. Ich will nicht, dass dir das gleiche wir vor paar Wochen nochmal passiert. Es ist meine Schuld, ich hätte besser auf dich aufpassen sollen."
"Jakob! Jetzt hör auf! Du kannst nichts dafür! Und jetzt lass mich in Ruhe." Damit verließ ich sein Zimmer und ging in meins.
Wenig später ging die Tür auf und Balou kam schwanzwedelnd auf mich zu. Dicht gefolgt von Jake.

"Abby?"
"Was ist?"
"Ich... Es... Es tut mir leid, wie ich mit dir geredet habe und wie ich dich angeschrien habe. Ich will dich doch nur beschützen. Sowohl vor der bösen Welt, als auch vor Arschlöchern wie Cole oder Liam."
"Und du bist wohl kein Arschloch?"
"Doch, aber ein ganz ganz liebes... Also, nimmst du meine Entschuldigung an?"
"Hmm, okay."
"Lust auf Netflix?"
"Ne sorry, ich will meine Eltern anrufen... nachher vielleicht." Ich lächelte und Jake erwiderte es.
"Okay. Ruf mich einfach... Ach und, bitte nenn mich NE WIEDER Jakob, ok?"
"Okay. und jetzt raus, ich muss telen!" meine hand machte eine Scheuchbewegung und Jake verließ tatsächlich mein Zimmer.

*

Nach einem langen und ausführlichen Telefonat mit meinen Eltern, hatten Jake und ich noch paar Folgen TVD geschaut, obwohl er das total hasste, und waren dabei doch tatsächlich eingeschlafen. Ich wusste noch, dass ich mit dem Kopf auf seiner Brust lag und beide Arme um ihn geschlungen hatte...

Only an exchange studentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt