23. Gefühle

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2 Wochen später

Dank der ausgezeichneten Arbeit der Ärzte konnte Jake nach zwei Wochen wieder nach Hause. Ihm ging es soweit gut. Die Wunden sind dabei zu verheilen. Sein Gesicht und generell der ganze Körper sind noch von blauen Flecken geschmückt, jedoch läuft er wieder. Anhand seiner ständig wechselnden Stimmungen merkte man, dass es ihm wieder gut gehen muss, wenn er sich so wie der alte Jake verhält. Seine Stimmungsschwankungen hab ich mehr als satt. Seit zwei Tagen sind hier in Amerika Ferien und mir geht Jake jetzt schon gewaltig gegen den Strich. Seine Eltern sind den ganzen Tag über nicht da und so muss ich wohl oder übel mit ihm auskommen. 

Zu meinem Leidwesen macht sich der Herr ja auch noch einen Spaß draus, mich herumzukommandieren. Und das nur, weil er ja verletzt ist. Dabei kann er selber aufstehen und sich sein Essen aus der Küche holen. Die nächsten zwei Wochen mach ich das nicht mit. 

Von seiner Nettigkeit im Krankenhaus ist auch nichts übrig geblieben. Darüber reden will er auch nicht und langsam bin ich echt verzweifelt. Wenn er jetzt eh wieder den Macho raushängen lässt, hätte er mir im Krankenhaus nicht solche Hoffnungen mach müssen. Okay, vielleicht hätte ich da auch nicht unbedingt drauf eingehen sollen. Schließlich ist er immer noch ein Fuckboy und bleibt nicht lange bei einer. 

Ich überlegte den ganzen Tag schon, ob ich ihn auf unser Gespräch im Krankenhaus ansprechen soll oder lieber doch nicht. Auf der einen Seite könnte ich mit einem klärenden Gespräch jedenfalls erfahren, warum er ständig seine Laune verändert. Auf der anderen Seite hab ich mega Schiss vor dem, was er über mich sagen wird. 

Trotz meiner Angst, stellte ich die Tasse in die Spüle und verließ die Küche. Dann ging ich die Treppen nach oben und schnurstracks zu Jake's Zimmer. Die Tür war leicht angelehnt und es kamen Stimmen aus seinem Zimmer. Wahrscheinlich sah er grade etwas im Fernsehprogramm an. Normalerweise würde ich bei sowas nicht stören, doch meine Ungewissheit macht mich sonst noch komplett verrückt. 

Leise klopfte ich an und merkte, dass mein Herz fast aus meiner Brust sprang, so schnell schlug es. Mein Herz pochte wahrscheinlich lauter, als mein Anklopfen war und ich hätte beinahe nochmal gegen die Tür gehauen.

Was ist das eigentlich für ein Sinn? Man haut gegen eine Tür, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Da finde ich Klingeln viel sinnvoller, nur kann man ja nicht an jede Tür im Haus eine Klingel anbringen. Da würde man in so einem Haus wie von Jake nicht wissen, von welcher Tür das Klingeln kommt. 

"Komm rein."sagte Jake ruhig und ich drückte die Tür auf. Er saß auf seiner Bettkante vom Fußende und sah gelangweilt auf seinen Fernseher. Als ich die Tür schloss, ließ er sich nach hinten umfallen und rieb sich sein Gesicht.

"Hast du immer noch Schmerzen?"fing ich schließlich das Gespräch an, denn die Stille ging mir schon wieder beträchtlich auf den Geist. 

"Hör zu. Bevor wir hier einen sinnlosen Smalltalk anfangen, kommst du lieber gleich zum Punkt. Was willst du?"fuhr er mich an und jagte mir Angst ein. Warum ist er jetzt schon wieder so fies zu mir? 

"Okay, aber behandle mich nicht wie ein Stück Scheiße  in deiner Gegenwart. Ich habe auch Gefühle und es passt mir nicht in den Kram, dass ich mich von dir so behandeln lasse. Du bist mein Gastbruder und bedeutest mir was und ich kann und will es nicht akzeptieren, dass ich in deinen Augen Dreck bin. Du kannst mich ruhig hässlich und dumm finden, das ist mir egal, solang du es nicht laut aussprichst und mich so behandelst. Wenn du mich nicht leiden kannst, dann lass mich in Ruhe und mach mir keine unnötigen Hoffnungen, dir etwas Wert zu sein. Du bist ein scheiss Arschloch und mir tut jedes Mädchen leid, dass dich kennt und sich mit dir abgeben muss. Ach und deine Verletzungen und Schmerzen sind keine Entschuldigung für dein Verhalten! Du bist ei nach nur kaltherzig und asozial!" Ich merkte, dass mir die Tränen die Wange herunter liefen, als ich mich umdrehte und aus seinem Zimmer ging.

"Abby, warte!" Seine Stimme klang brüchig und war sehr leise. Ich ignorierte ihn gekonnt und schloss mich in meinem eigenen Zimmer ein. 
"Abby mach auf!"

"Mach endlich auf!"

Das Klopfen und Hämmern seinerseits an meiner Tür nervte mich. Aus meinem Zimmer würde ich jetzt wohl kaum rauskommen. Ich lief zum Fenster, doch dort würde ich nicht rausklettern können. Es war schlicht und einfach zu hoch.

Plötzlich hörte ich nur einen dumpfen Knall und fuhr herum. Die Tür hing nur noch zur Hälfte in den Angeln und daneben stand ein wütender Jake, der sich seine Schulter hielt. "Sag mal, bist du bescheuert? Hast du gerade versucht, die Tür einzurennen? Was hast du an den Worten 'lass mich in Ruhe' nicht verstanden?"schrie ich ihn an.

"Ich habe dich sehr gut verstanden, es ist mir allerdings ein Rätsel, warum du immer abhaust, wenn ich mich dir gegenüber erklären soll. Es ist jedes verdammte Mal das selbe Theater. Du machst mir Vorwürfe, ich will mich rechtfertigen aber du haust ab. Warum?" Jake stand mittlerweile direkt vor mir und als er ruckartig nach meiner Schulter griff, zuckte ich heftig zusammen.

Daraufhin wurde sein Blick weich und gleichzeitig aber auch geschockt. "Hast du etwa Angst vor mir?"sagte er ruhig und nahm meine Hände in seine. Ich ließ das jedoch nicht zu. "Ich wünschte, ich hätte keine."

"Du weißt, dass ich dich niemals schlagen oder dir wehtun würde. So bin ich nicht." Jake nahm wieder meine Hände und drückte sie. "Abby, bitte hör mir zu, lauf nicht wieder weg. Ich werde dir jetzt sagen, was du wissen willst, aber lauf bitte nicht weg. Abby, bitte. Ich flehe dich an, hör mir zu, wenn du mich verstehen willst. Okay?" Ich nickte leicht mit meinem Kopf.

"Ich...naja...wie soll ich das sagen. Du hast es vorhin schon ziemlich gut getroffen. Bei Jungs ist das nunmal leider so. Wir zeigen keine Gefühle, obwohl es nicht schlimm ist, ein Mädchen gut zu finden. ich hatte nur wenige Freundinnen bisher, weil ich mit solchen Situationen nicht sonderlich gut umgehen kann. Abby, du bist das tollste Mädchen auf dieser Welt und ich empfinde mehr als Freundschaft für dich. Es ist mir jeden einzelnen Tag schwergefallen, meine Miene aufrecht zu erhalten. Das will ich nicht mehr. Es...es...tut mir leid, dass ich mich so blöd gegenüber dir verhalten habe. Kannst mir verzeihen?"

"Jake...Ich wollte dir eigentlich nie wieder verzeihen.Du hast mich zu sehr verletzt, ich kann das nicht. Jedoch bedeutest du mir sehr sehr viel und ich glaube, ich habe mich in dich verliebt, obwohl du total arschzig zu mir warst. Kannst du jetzt gehen?"

"Natürlich, aber vorher-" Er unterbrach sich selbst, beugte sich vor und küsste mich. 

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Hallöchen👻

Ein neues Kapitel wohooooooo!

Ich hoffe, dass es Dir und Deinen Liebsten gut geht. Die Zeit hier ist sicherlich nicht einfach, aber wir müssen nach vorn schauen. Irgendwann ist das sicherlich alles vorbei! Trotz der aktuellen Umstände wünsche ich euch allen ein angenehmes Ostern 2020 ! 🦠🎀

Only an exchange studentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt