Zuhause angekommen falle ich auf ein Bett und bleibe erstmal dort liegen. Ich bin erschöpft. Zwar auch von der Schule aber die meiste Energie kostet es mich, nicht immer an sie zu denken, was echt nicht einfach ist. Zaghaft stehe ich nach einer halben Ewigkeit auf, um zu lernen und meine Hausaufgaben zu machen.
Als ich dann etwas trostlos in der Küche auf dem Barhocker sitze und in meinem schon längst kalt gewordenen Essen rumstochere, klingelt es an der Tür. Wer kann das sein? Mama arbeitet doch noch bis spät am Abend und Besuch habe ich eigentlich auch nicht. Verwundert und gleichzeitig neugierig verlasse ich die Küche und laufe durch den Flur zur Tür. Als ich sie öffne, steht eine grinsende Lina vor mir. Jetzt habe ich wohl doch Besuch.
„Heyyy! Ich weiß, dass wir nichts ausgemacht hatten aber ich muss dir unbedingt etwas erzählen. Kann ich reinkommen?" Ich nicke stumm und schon quetscht sich meine beste Freundin an mir vorbei ins Haus. Ich gebe zu, dass sie mich etwas überrumpelt hat aber ich bin jetzt auch neugierig, was sie wichtiges zu erzählen hat. Zusammen mit meinem Essen setze ich mich auf die braune, große Couch im Wohnzimmer und Lina nimmt mir gegenüber Platz. Ich sitze gerne im Wohnzimmer. Die teilweise rot gestrichenen Wände mit den Vintage-Holzschränken und der bequemen Couch geben einem das perfekte Gefühl von Zuhause, während man aus der Fensterfront in Richtung Wald sieht, um dort immer wieder etwas Neues zu entdecken. Meine beste Freundin fängt aufgeregt an, davon zu erzählen, dass Josh sie nach einem Date gefragt hätte. Sie hat erst abgelehnt weil so eine „nervige, kleine, blonde Klette" an ihm hing aber Josh hatte Lina erklärt, dass das andere Mädchen ihm vollkommen egal ist, worauf sie dann doch den Date zugestimmt hat. Ich freue mich natürlich sehr für die beiden, zumal ich schon lange wusste, dass Josh Gefühle für Lina hat. Wir reden noch gute zwei Stunden über alles mögliche, bevor sie wieder nach Hause geht und ich mich fertig mache zum schlafen gehen.
Als mein Handy kurz einen Ton von sich gibt, frage ich mich erstmal eine Weile, was das wohl für ein Geräusch ist, da ich fast immer den Klingelton ausgeschaltet habe. Da ich mich sowieso schon in meine flauschige Bettdecke gekuschelt habe, greife ich noch ein letztes Mal mit meinen kalten Fingern nach dem kleinen Gerät, welches auf meinem Nachttisch liegt. Ein Blick auf das Display verrät mir, dass Dave mir geschrieben hat.
D: Steht das noch mit morgen 16 Uhr?
Scheinbar habe ich ihm zu einem Treffen zugestimmt, während ich mal wieder geistig abwesend war. Wir haben schon länger nichts mehr zu zweit unternommen also warum nicht? Ich schreibe zurück.
M: Klaro. Holst du mich ab?
D: Mach ich. Ich freu mich auf morgen, schlaf schön;)
Mein Handy wird schwarz, als ich es ausschalte, um es zurück auf den Nachttisch zu legen, an dem ich auch die Lampe ausknipse.Als ich zum hundertsten Mal einen Blick auf die Uhr werfe, ist es immer noch zwanzig nach eins. Wie kann die letzte Schulstunde nur so lange dauern? Eine Doppelstunde Mathe ist aber auch heftig. Bis jetzt war der Schultag ganz normal. Was auch immer dieses Wort bedeutet. Ich habe nichtmal Frau Schneider getroffen. Aber wahrscheinlich ist das auch besser so nach ihrer gestrigen Ansage. Später treffe ich mich noch mit Dave. Das wird ein guter Tag. Vorausgesetzt, die Schulklingel geht gleich los.
Endlich! Alle, einschließlich mir, stürmen aus dem Klassenraum. Ich gehe noch zum Spind und auf die Toilette, bevor ich das Schulgebäude verlasse. Von weitem sehe ich jedoch eine Person an einem schwarzen Auto, welche ihre Sachen verstaut. Es ist sie. Natürlich wer auch sonst. Ich könnte einfach weiter nach Hause gehen, da sie mich noch nicht gesehen hat. Oder ich rede noch einmal mit ihr. Eigentlich ist alles gesagt aber ich muss wissen, was sie über den Nachmittag denkt und ich möchte das klären. Also ändere ich meine Richtung und laufe zielstrebig auf das schwarze Auto zu.
Erst kurz, bevor ich mein Ziel erreiche, ist meine Lehrerin fertig mit Sachen verstauen und dreht sich um zu mir. Sie bleibt einfach dort stehen, bewegt sich nicht. Den kalten Blick hat sie jedoch nicht abgelegt. Kurz vor ihr bleibe ich stehen und beginne, mich zu erklären: „Ich weiß, dass Sie nicht mit mir reden wollen aber ich denke, dass wir das klären sollten, was vielleicht fast bei mir Zuhause passiert ist. Es tut mir wirklich leid, dass ich mich so unangemessen verhalten habe aber Sie können mich doch nicht für immer ignorieren..."
Sie überlegt einen Moment. Vielleicht kann ich das doch klären. Das dachte ich jedenfalls, bevor sie nur mit eisiger Stimme spricht: „Ich denke nicht, dass wir darüber reden sollten, denn das möchte ich auch nicht und es geht dich nichts an, was ich darüber denke! Dein Verhalten sollte dir leid tun, denn das war nicht in Ordnung! Ich bin deine Lehrerin und nichts weiter. Außerdem möchte ich meinen Ring zurück. In Zukunft werde ich dich wie jeden anderen Schüler auch behandeln!"
Das hat gesessen. Ich bin vor Schreck erstarrt, meine Augen sind weit aufgerissen und füllen sich mit Tränen. Geschockt und mit zittrigen Händen nehme ich den Ring ab, den ich bisher immer getragen hatte, seit ich ihn besitze und gebe ihn ihr. Warum ist sie so kalt? Ich will noch einen Versuch starten, den Konflikt zu klären, obwohl das eher nicht dazu beiträgt. Im Gegenteil: „Ich weiß, dass ich mich falsch verhalten habe aber ich habe Sie weder gezwungen, mich nach Hause zu begleiten, noch, mir zu helfen! Und was passiert ist, kam nicht nur von mir." Nun ist sie es, die ihre Augen weit aufreißt, bevor sie giftig antwortet: „Ich habe dir nur geholfen, weil du meine Schülerin bist und alles andere bildest du dir ein. Ich habe es dir schonmal gesagt: Vergiss mich!" Mit diesen Worten dreht sie sich um und steigt in ihr Auto.Ich laufe währenddessen unter Tränen nach Hause. Eine nach der anderen sucht sich einen Weg über mein Gesicht. Meine Sicht verschwimmt und meine Jacke ist inzwischen übersäht von Tränen. Wie kann sie so kalt sein? Ich kann mir das doch nicht alles nur eingebildet haben? Selbstzweifel überkommen mich.
Ich bin gerade mal zwei Minuten gelaufen, als ich eine andere Person anremple. Kein Wunder, wenn ich alles nur verschwommen sehe und mit meinen Gedanken wieder irgendwo bin. Ich erkenne Frau Kramer, die erst überrascht, dann aber etwas mitleidig schaut. Das kann ich jetzt echt nicht gebrauchen. Sie versucht, rauszufinden, was los ist aber ich erzähle nichts. Sie nimmt mich zögernd in den Arm, was mir zwar etwas hilft aber nicht wirklich. Jetzt muss ich noch mehr weinen. Sie scheint zu merken, dass ich jetzt noch darüber reden will aber bietet mir an, dass ich immer zu ihr kommen kann, wenn ich reden möchte. Das schätze ich sehr, auch wenn ich wohl nicht darauf zurückkommen werde. Ein lautes Hupen aus der Nähe gibt meinem Kopf das Signal, jetzt nach Hause zu gehen.
Als ich meine Haustür öffne, lasse ich mich einfach auf mein Bett fallen und weine in mein Kissen. Ich fühle mich mit einem Mal wieder so leer.
Als ich es doch irgendwie schaffe, aufzustehen weil ich mir ein Glas Wasser holen möchte, sitze ich kurz darauf in der Küche. Auf der Spüle liegt noch von gestern das Messer, das ich beim Kochen hergenommen habe. Ich habe schon vor längerer Zeit aufgehört, mich zu verletzen aber ich muss irgendwie diese Gefühle ausblenden... Ich überlege nicht lange und setze an. Dumm meine Entscheidung, ich weiß. Ich weiß nicht, warum ich immer wieder sowas mache. Für ein paar Sekunden verharre ich, bevor mich mein Weg aus der Küche ins Bad führt, in dem ich mir meinen Arm verbinde.
Ein paar Minuten später vibriert mein Handy und ich sehe, dass es schon kurz vor 16 Uhr ist. Dave schreibt, dass er jetzt losfährt. Mist! Ich sehe bestimmt total verheult aus und ich hab nur noch fünf Minuten Zeit! Schnell versuche ich, mein zerstörtes Gesicht zu richten und ziehe mich kurz um. Nur eine Minute zu spät verlasse ich das Haus und setze mich hinten auf das Motorrad hinter Dave.
Wir fahren jetzt seit ein paar Minuten und mit fällt ein, dass ich garnicht weiß, wo wir hinfahren weil ich ihm nicht zugehört habe. Einfach abwarten.
Nach geschätzt einer Viertelstunde kommen wir vor einem Restaurant an. Es sieht nicht schlecht aus, soweit ich das durch die Fenster beurteilen kann. Als ich vom Motorrad absteige, bietet mir Dave an, sich bei mir einzuhaken. Kurz lache ich und nehme die Geste dankend an. Er macht immer so einen Blödsinn aber genau für solche Momente mag ich ihn so gern. Überraschend gut gelaunt betreten wir das Lokal.
So ihr Lieben. Hab es jetzt endlich geschafft, das neue Kapitel zu schreiben. Es tut mir leid, dass es jetzt erst kommt aber momentan habe ich viel Stress, da ich in der kommenden Woche mehrere Prüfungen schreibe. Ich versuche, nächste Woche trotzdem ein Kapitel hochzuladen aber ich kann nichts versprechen. Spätestens auf Halloween dürft ihr euch aber über ein Special Kapitel freuen<3
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✔️Eine ganz besondere Liebe
Romance[...]Sie nimmt jetzt ihren weißen, flauschigen Wollschal ab, zögert für den Bruchteil einer Sekunde und wickelt ihn mir langsam und vorsichtig um den Hals als würde sie befürchten, ich könne zerbrechen. Die Frau mit den schokobraunen Augen sieht in...