Wir sitzen eine ganze Weile schweigend da. Keiner sagt auch nur ein Wort. Nur Christine scheint Kyra ganz genau zu beobachten, was dieser allerdings nicht wirklich auffällt. Und wieder stelle ich mir die Frage, woher sich die beiden kennen. „Also...", beginnt Christine, „Maja, Kyra hat mir erzählt, dass es ein paar Schwierigkeiten gab und du Verletzungen hast, die ich mir gerne anschauen würde, wenn das in Ordnung für dich ist? Ich bin beruflich Ärztin und helfe dir sehr gerne." Ich blicke nachdenklich auf meinen Teller, während ich mir das letzte Stück Zitronenkuchen auf der Zunge zergehen lasse. Mir ist wohl anzusehen, dass ich mit mir selbst innerlich kämpfe, denn Kyra greift unter dem Tisch nach meiner Hand. Als ich aufschaue, nickt sie mir ermutigend zu. „Ok", antworte ich schließlich mit gebrochener und unsicherer Stimme. Sofort steht Christine auf, um die Teller wegzuräumen und zeigt mir danach auch schon ihr Büro. Mühsam schaffe ich es, ihr zu folgen, ohne mich zu sehr einseitig zu belasten, denn diese dunklen Flecken tun wirklich weh. Kyra will auch mit ins Zimmer aber ich halte sie ab. „Es tut mir leid aber ich könnte es wahrscheinlich nicht ertragen, deinen zerstörten Gesichtsausdruck bei dem Anblick noch einmal zu sehen. Wartest du hier?" Sie will etwas erwidern aber ich deute ihr, dass sie lieber nichts sagen sollte. Kyra nickt und geht ins Wohnzimmer.
Hinter mir schließe ich die Tür. „Maja, du müsstest die Sachen ausziehen, unter denen du Verletzungen hast. Ist das in Ordnung?" Ich nicke und lege Hose und Oberteil ab. Sie scheint einen Moment fassungslos, fängt sich jedoch wieder und beginnt mit der Untersuchung.
Nach einer geschätzten halben Stunde sind wir zum Glück fertig und ich kann mich auf die gelbe Couch zu Kyra ins Wohnzimmer setzen. „Alles ok?", fragt sie mich. „Ja, ich denke schon." Kurz darauf kommt Christine mit den Ergebnissen. „Also Maja, du hast keine Brüche oder inneren Verletzungen. Allerdings stärkere Prellungen und mit denen ist nicht zu spaßen. Ich habe dir hier ein Rezept für eine Salbe verschrieben, das du einfach in der Apotheke einlösen kannst. Wenn nochmal was ist, helfe ich natürlich gerne." „Danke", antworte ich und Christine sagt an Kyra gerichtet: „Kann ich dich vielleicht noch kurz sprechen?" Diese nickt und beide gehen in die Küche, während ich mich schonmal ins Auto setze.
Nach einigen Minuten kommt Kyra aus dem Haus. Irgendwas ist anders aber was? Sie sagt nichts, sondern fährt einfach los.
„Sag mal... woher kennen Christine und du euch eigentlich?" Kyra sieht mich kurz an, konzentriert sich dann jedoch wieder auf die Straße. Immer noch warte ich auf eine Antwort, während wir den endlos langen Highway entlangfahren. „Wir standen uns früher sehr nah... Wir waren auf der gleichen Schule und haben danach in der gleichen Stadt gewohnt." „Wart ihr zusammen?", frage ich. „Nein, das nicht. Aber... sie wollte immer etwas von mir." Ich schlucke. Jetzt ergibt es auch Sinn, dass Christine sie so angesehen hat. Was hat sie denn noch so wichtiges mit Kyra alleine besprochen? Ich würde es gerne wissen aber ich glaube, das ginge zu weit. Es vergehen sicher zwei weitere Stunden, bis wir in meiner Heimatstadt ankommen. Drei Tage war ich jetzt schon nichtmehr zuhause. Kyra hält in einer Seitenstraße und ich schnalle mich ab. „Danke", sage ich nur. Dieses eine Wort und mein Blick sat einfach alles. „Gerne. Sehen wir uns morgen?" „In der Schule", stelle ich ernüchtert fest. Wie soll das nur werden? Sie steht vorne und unterrichtet und ich sitze hinten wie jeder andere Schüler... Auch Kyra scheint das in diesem Moment klar geworden zu sein. Sie greift nach meiner Hand und haucht mir einen Luftkuss zu. Ich schenke ihr noch ein warmes Lächeln, bevor ich mich schweren Herzens umdrehen muss und das letzte Stück nach Hause laufe.
Zum Glück ist meine Mam noch nicht wieder zurück von ihrer Geschäftsreise denn ich wüsste nicht, wie ich ihr hätte erklären sollen, wo ich so lange war.
Zuhause mache ich mich fertig fürs Bett und hole noch ein paar Schulsachen nach, die ich die letzten Tage verpasst habe. Bald darauf versinke ich in einen traumlosen und tiefen Schlaf.Ich hoffe, euch geht's gut? Dieses Kapitel ist nicht so lang aber das nächste umso länger! Bleibt gespannt, es kommt am Freitag<3
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✔️Eine ganz besondere Liebe
Romansa[...]Sie nimmt jetzt ihren weißen, flauschigen Wollschal ab, zögert für den Bruchteil einer Sekunde und wickelt ihn mir langsam und vorsichtig um den Hals als würde sie befürchten, ich könne zerbrechen. Die Frau mit den schokobraunen Augen sieht in...