Maja POV
„Das hätte nicht passieren dürfen. Ich sollte gehen. Es tut mir leid aber das geht so nicht. Ich bin deine Lehrerin! Du kannst nicht einfach versuchen, mich zu küssen!"
Ihre Worte hallen immer und immer wieder in meinem Kopf wieder. Seit zweit Stunden. Seit sie gegangen ist. Was habe ich nur falsch gemacht? Es schien alles perfekt zu sein in dem Moment, als sich die schönste Frau der Welt ganz dicht neben mich gesetzt hat. Da war dieses Funkeln in ihren Augen. Es spiegelte pures Verlangen wieder. Nicht nur ich habe die Nähe zu ihr gesucht. Ich bin mir sicher, mir das zumindest dieses Mal nicht eingebildet zu haben. Aber mit jeder Minute, die vergeht, schwindet diese Sicherheit und zurück bleibt Unsicherheit und Angst, wieder einmal das Falsche gemacht zu haben. Wie letztes Mal. Ich versuche, mich abzulenken, was mir aber überhaupt nicht gelingt. Was sie wohl gerade macht? Wie konnte ich aber auch so naiv sein und glauben, dass ich eine Chance bei ihr hätte? Sie ist meine Lehrerin und vielleicht ist sie sogar in einer Beziehung. Bei dieser Vorstellung fühlt sich mein Herz an, als würde es erneut zerbrechen. Das erste mal war der Moment, in dem sie einfach gegangen ist. Ich liege bestimmt noch eine halbe Ewigkeit auf meiner Couch und meine Gedanken kreisen in einem riesigen Karussell nur um diese eine Person und um diesen einen Moment. Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Meine Gedanken werden unterbrochen, als ich oben durch die Haustür meine Mutter hereinkommt und mich ruft. Mit dabei hat sie die Realität, die mich jetzt auch wieder einzuholen scheint. Träge erhebe ich mich von meiner Couch. Von der Stelle, auf der sie gesessen ist. Ihr Duft nach Zimt und Sonnenuntergang begleitet mich noch den ganzen Abend. Sonst hat er mir immer den Tag versüßt aber jetzt erinnert er eher an Salz. Salz, welches immer wieder aufs Neue in ein und die selbe Wunde gestreut wird.Meine Mutter ist sehr gestresst von der Arbeit. Wie eigentlich immer. Seit mein Vater nichtmehr wirklich da ist, muss sie viel mehr arbeiten. Wir wollten mal das Haus verkaufen, um mehr Geld zu haben aber da es meinen verstorbenen Großeltern gehört, haben wir die Idee in den Sand gesetzt. Das Gespräch darüber, dass ich gerne in dem Lebensmittelgeschäft von nebenan arbeiten möchte, steht auch schon seit längerem offen. Ich sollte sie bei Gelegenheit mal darauf ansprechen. Jetzt ist gerade nicht der richte Zeitpunkt. Wobei... gibt es überhaupt einen richtigen Zeitpunkt? Wir unterhalten uns eine Weile über den Tag, wobei ich aber nichts von meinem Besuch erwähne. Von meinem Sportunfall nimmt sie zwar Kenntnis aber mehr auch nicht. Selbst, als ich mich dazu durchringe, meine Mutter auf das Thema mit der Arbeit anzusprechen, meint sie nur „Ist in Ordnung." War es das jetzt? Gespräch beendet? Keine Diskussion darüber, dass ich trotzdem genug lernen soll und das alles? Ok, das war leichter als ich dachte. Früher war das anders aber jetzt sehen wir uns meistens nur Abends und an Wochenende. Ich hoffe, dass sich das irgendwann wieder ändert. Da es schon spät ist, geht sie bald ins Bett. Jetzt sitze ich alleine in der Küche auf dem Barhocker, auf dem ich vor ein paar Stunden noch mit ihr gesessen bin und denke nach.
Irgendwann muss ich wohl eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen wieder öffne, strahlt mir die Sonne grell ins Gesicht. Mein Nacken tut weh, weil ich viel zu lange hier gesessen und meinen Kopf auf die Arbeitsplatte gelegt habe. Vielleicht liegt es auch an der Gehirnerschütterung aber was soll's. Ich nutze den Tag, um aufzuräumen, zu putzen, den Vormittag mit meiner Mutter zu verbringen und beschäftige mich mit einigen anderen Sachen. So geht es eigentlich die ganze Woche. Zwischendurch kam Lina vorbei aber emotional und auch körperlich habe ich versucht, mich den Rest der Woche sozial abzuschotten.
Es graut mir vor dem nächsten Tag, an dem ich wieder in die Schule muss, denn ich habe zwei Stunden Psychologie bei Frau Schneider. Allerdings habe ich mir vorgenommen, sie erstmal nicht auf ihren Besuch anzusprechen. Vielleicht ist auch alles wie immer? Ok realistisch betrachtet ist es das nicht, denn realistisch betrachtet, sollte so eine Situation nicht in der Realität stattfinden. Ich beende mein erneutes Gedankenkarussel und verschwinde in mein Bad. Es ist mal wieder spät und ich steige in die noch kalte Dusche, die sich erwärmt, sobald ich den Wasserhahn aufdrehe. Das Wasser fließt an meinem Körper herunter und gibt mir ein Gefühl von Geborgenheit. Das Rauschen in meinen Ohren vernebelt mir die Sinne und ich blende alles andere aus. Für eine kurze Zeit fühle ich mich von meinen quälenden Gedanken befreit, genieße die Wärme und mein warmes Bett mit der weichen Decke, die mich von allen Seiten umgibt. Obwohl ich am nächsten Tag sie treffe, schlafe ich ausnahmsweise ruhig und ohne Albträume ein.
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✔️Eine ganz besondere Liebe
Romance[...]Sie nimmt jetzt ihren weißen, flauschigen Wollschal ab, zögert für den Bruchteil einer Sekunde und wickelt ihn mir langsam und vorsichtig um den Hals als würde sie befürchten, ich könne zerbrechen. Die Frau mit den schokobraunen Augen sieht in...