Ich lege meine Hand in ihren Nacken und setze unseren Kuss fort. Diesmal nicht so sanft sondern intensiver und verlangender.
POV Kyra
Schon seit einer Weile stehen wir in der Küche und küssen uns intensiv. Immer schneller und verlangender. Mit meinem Becken drücke ich stärker, sodass Maja mehr an die Arbeitsplatte gedrückt wird. Mein Bein steht zwischen ihren und als ich den Druck verstärke, entlocke ich ihr ein leises Stöhnen, welches ein Kribbeln in meiner Mitte auslöst. Plötzlich löse ich mich von ihr, wodurch sie mich nur noch verlangender ansieht. „Wir sollten uns etwas zurückhalten", gebe ich keuchend von mir. Sie nickt nur, obwohl ich mir sicher bin, dass ihr das garnicht passt.
Für einen Moment lang verliere ich mich in ihren tief blauen Augen aber als ihr Handy anfängt, zu klingeln, finde ich zurück in die Realität. Genervt geht sie zur Couch und nimmt den Anruf entgegen, wobei ich sie ganz genau beobachte. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie leicht zu hinken scheint. Sie sagt kein Wort zu dem Anrufer und wird stattdessen kreidebleich. Nur ein monotones „Ja, bis gleich" verlässt ihre Lippen, bevor sie auflegt. Der Schock steht ihr ins Gesicht geschrieben. Besorgt komme ich ein Stück auf sie zu. Ihr Blick ist auf einmal so leer. „Um Himmels Willen was ist los Maja? Ist alles in Ordnung? Was ist nur passiert?", löcherte ich sie mit Fragen, da sie nicht antwortet. „Ich... ich hatte vor einiger Zeit einen Unfall mit meinem Vater. Ich habe es einigermaßen überstanden aber er... er ist ins Koma gefallen. Jetzt ist er aufgewacht."
Verständnisvoll nicke ich, bevor ich mich neben sie auf die Couch setze, ihre Hand nehme und Maja aufmerksam zuhöre, wie sie mir die Geschichte über sich und ihren Vater erklärt. Sie erzählt mir, dass es durch seine Ex-Freundin, die eine ziemlich hitzige Diskussion mit ihm am Telefon geführt hat, zu dem Unfall kam. Davon, dass das Verhältnis zwischen den beiden schon immer sehr schlecht war und dass er einige Jahre im Ausland gelebt hat. Als Maja mit erzählen fertig ist, frage ich sie, warum sie so geschockt davon ist, dass ihr Vater wieder aufgewacht ist. Normalerweise würde man sich doch trotz eines schwierigen Verhältnisses darüber freuen. „Ich habe dir vielleicht noch nicht alles erzählt..." Sie macht eine kurze Pause, um einmal kurz durchzuatmen. „Hey, du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst", erwidere ich und drehe ihren Kopf zu mir, um sie anzusehen. Dieser leeren Augen scheinen langsam wieder lebendig zu werden. Schon etwas entschlossener antwortet sie: „Aber ich möchte es dir erzählen. Es ist nur so, dass habe ich noch nie jemandem gesagt... Früher, als ich manchmal mit Dad alleine war wenn meine Mutter arbeiten war oder unterwegs, hatten wir einmal Streit. Ich war noch sehr klein und ich wollte noch nicht ins Bett sondern lieber spielen. Ich habe mich aufgeregt und unsere Diskussion hat sich hochgeschaukelt. Irgendwann hat er mir ins Gesicht geschlagen. Da war ich noch nichtmal in der ersten Klasse. Er hat mir gedroht, dass ich es meiner Mutter nicht sagen darf, weil sonst was ganz schlimmes passiert. Das war das erste Mal, das er das gemacht hat..." Ihre letzen Worte gehen in einem Schluchzen unter und ich nehme Maja in den Arm. Sowas ist schrecklich. Noch eine Weile sitzen wir so da. Ich rede beruhigend auf sie ein und als sie aufgehört hat, zu weinen, steht sie auf und sagt: „Vorhin war das Krankenhaus am Telefon. Meine Mutter ist arbeiten und kann nicht dorthin, obwohl sie wahrscheinlich eh nicht gekommen wäre. Ich soll zu meinem Vater." „Du musst nicht zu ihm, wenn du nicht willst." „Ich muss das aber hinter mich bringen. Kannst du vielleicht mitkommen? Ich schaffe das nicht alleine", äußert sie. Ich nicke und stehe auch auf. „Natürlich, wenn du das möchtest."
Eine halbe Stunde später ziehen wir unsere Schuhe an. Ich habe Maja ein paar Sachen von mir geliehen, die ihre vielen dunkelblauen oder fast schwarzen Flecken gut überdecken. Durch den schwarzen Pulli sieht sie noch blasser aus aber als ich sie vorhin auf ihre ungesunde Gesichtsfarbe angesprochen habe, meinte sie, es wäre alles gut. Sie hat auch nicht viel gefrühstückt aber ich konnte sie wenigstens zu einer Kleinigkeit überreden. Aber wie soll es einem in ihrer Situation auch schon gehen. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg und kommen eine Viertelstunde später mit meinem Auto am Krankenhaus an.
Nachdem wir die restlichen Meter stillschweigend gelaufen sind, kommen wir am Empfang an. Monoton erklärt Maja, weshalb wir hier sind und die Dame hinter dem Schreibtisch scheint sofort zu wissen, wen sie meint. Klar spricht es sich wahrscheinlich schnell herum, wenn jemand nach so langer Zeit aus dem Koma erwacht, obwohl man schon fast alle Hoffnungen aufgegeben hat. Nach einem kurzen Anruf erscheint keine zwei Minuten später Dr. Winter neben uns, die wir bei Majas Sportunfall schon kennengelernt haben. Freundlich grüßt sie und lächelt uns zu, bevor sie uns auffordert, ihr zu folgen. Zaghaft setzt auch Maja zum Gehen an. Ermutigend greife ich nach ihrer Hand, was das bekannte Kribbeln in mir auslöst, wie es auch sonst immer bei ihren Berührungen ist und wir folgen etwas zügiger der Ärztin. Als wir vor dem Zimmer ankommen, richtet sich Dr. Winter nochmal an uns: „Herr Mertl ist noch nicht ganz bei vollem Bewusstsein. Er ist außerdem noch sehr verwirrt. Vielleicht wäre es gut, wenn er ein bekanntes Gesicht sieht und Sie kurz draußen warten, wenn das möglich ist. Ich werde auch nur kurz mit reinkommen." Als ich Maja einen fragenden Blick zuwerfe, nickt sie mir zu. Ich drücke ihre Hand noch einmal leicht, bevor ich sie loslasse und auf einem der dunkelblauen Stühle Platz nehme, die sich direkt vor dem Zimmer befinden. Langsam und mit ihren zitternden Händen öffnet sie die Tür und tritt ein. Dr. Winter folgt ihr sofort und schließt die Tür.
Es vergingen Minuten. Viele Minuten. So viele, dass ich schon fast alle Schwestern kannte, die im Dienst waren. Nach einer Ewigkeit öffnet sich plötzlich die Tür und Maja tritt heraus.
„Lass uns bitte gehen", sagt sie. Ich komme garnicht dazu, irgendeine Frage zu stellen, da sie schon den Weg, den wir hergekommen sind, beginnt zurückzulaufen. Oder besser gesagt, zu hinken. Kurz halte ich sie am Handgelenk fest, worauf sie sich ruckartig zu mir umdreht. Ganz leicht hat sie dabei ihr Gesicht verzogen und auch nur für einen kurzen Moment. „Maja, ich weiß, dass es gerade schwierig für dich ist aber du solltest dich zumindest kurz durchchecken lassen. Dein Hinken wird sicher nicht von alleine wieder besser. Genauso wenig wie deine blauen Flecken oder deine Schmerzen." Erschrocken wirft sie mir Blicke zu. Vermutlich hätte sie nicht gedacht, dass ich das alles bemerken würde. „Ich... Mir geht's gut, ich brauche keinen Arzt. Das wird schon wieder." Ich glaube ihr kein Wort aber so schnell, wie sie sich umdreht, um ihren Weg fortzusetzen, muss ich mich beeilen, hinter ihr herzukommen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass das noch üble Ausmaße annehmen wird. Entschlossen dazu, das nochmal anzusprechen, folge ich Maja zum Auto. Warum hat sie nur so viel Angst vor einer Untersuchung? Liegt das an dem Unfall von damals? Was war eigentlich in dem Zimmer bei ihrem Vater los? Warum ist sie jetzt so komisch?
Heute mal ein kürzeres Kapitel aber dafür geht es bald weiter.
Wie ihr bestimmt schon gesehen habt, habe ich das Cover geändert. Dafür möchte ich mich gerne bei @contra_touch bedanken, die mir dabei viel geholfen hat. Schaut doch mal bei ihr vorbei, sie schreibt auch tolle Geschichten. Bis zum nächsten Kapitel<3
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✔️Eine ganz besondere Liebe
Romance[...]Sie nimmt jetzt ihren weißen, flauschigen Wollschal ab, zögert für den Bruchteil einer Sekunde und wickelt ihn mir langsam und vorsichtig um den Hals als würde sie befürchten, ich könne zerbrechen. Die Frau mit den schokobraunen Augen sieht in...