✔️Eine ganz besondere Liebe

11 - Andere Ansichten

POV Kyra

Völlig durcheinander sitze ich in meinem Auto, vor dem ich gerade noch mit Maja diskutiert hatte. Es tut mir weh, sie so verletzt zu sehen aber es ist besser so. Für sie und für mich. Allerdings hätte das mit dem Ring wirklich nicht sein müssen. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe, ihn zurückzuverlangen.

Nachdem ich mich einigermaßen gesammelt habe, starte ich den Motor und fahre los. Nach einer Weile sehe ich am Bürgersteig Maria, die mit Maja redet und- nein! Jetzt nimmt sie sie auch noch in den Arm! Diese fiese Schlange soll sich gefälligst von Maja fern halten. Ich glaube, es hackt! Ich bin so wütend, dass ich mich für eine Sekunde nicht auf den Verkehr konzentriere. Erst ein Hupen holt mich zurück in die Gegenwart und ich zwinge mich, meinen Blick wieder auf die Straße zu richten. Eines steht für mich fest. Ich muss versuchen, Maria von Maja fern halten, was nicht leicht ist, da sie ihre Klassenlehrerin ist. Wahrscheinlich haben sie schon öfter geredet, denn sonst wären sie wohl kaum so vertraut miteinander. Bei diesem Geistesblitz wird wieder diese Wut in mit entfacht und ich bohre meine Fingernägel ins Lenkrad.

Maria und ich waren früher einmal beste Freundinnen aber sie hat unsere Freundschaft ausgenutzt, mich benutzt und sehr verletzt. Danach habe ich den Kontakt abgebrochen und habe sie nichtmehr gesehen, bis wir beide in der gleichen Schule angefangen haben, zu arbeiten. Als ich sie damals auf dem Gang getroffen habe, wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte. Ich war traurig, enttäuscht, wütend. Alle Gefühle kamen in mir hoch und am liebsten hätte ich ihr ins Gesicht getreten. Stattdessen bin ich Maria dann aber doch einfach nur aus dem Weg gegangen, was auch meistens sehr gut geklappt hat. Aber jetzt muss sich das wohl ändern. Ich will nicht, dass so jemand mit Maja zu tun hat. Am Ende verletzt Maria immer alle Menschen, das hat sie schon immer und ich möchte nicht, dass sie Maja auch so weh tut. Ich muss mir auf jeden Fall etwas überlegen.

Als ich Zuhause ankomme, kümmere ich mich um den Haushalt. Ich staubsauge, lege Wäsche zusammen, mache den Abwasch. Wenn man alleine eine große Wohnung mit Garten hat, macht sowas eben Arbeit aber das stört mich in der Regel nicht. Jetzt muss ich nur noch den Schreibtisch aufräumen. Dort liegen die Arbeiten von meinen Schülern aus Psychologie. Majas Analyse liegt ganz oben, da ich sie immer und immer wieder durchgelesen habe. Besser gesagt, das letzte Thema, in dem es um den Lehrer geht, der Gefühle für seine Schülerin hat. Maja hat geschrieben, dass ein Verhältnis eigentlich nicht erlaubt ist aber wenn sich zwei Menschen so sehr lieben, wie die beiden, sollten sie es einfach geheim halten und die Schülerin sollte nicht bevorzugt werden oder sowas in der Art. Denkt sie wirklich so über diese Situation? Und warum mache ich mir eigentlich so viele Gedanken darüber? Ich gebe zu, dass ich wissen wollte, wie Maja zu dem Thema steht und es nur deshalb zu den Aufgaben dazugekommen habe. Trotzdem sollte ich das befolgen, was ich zu meiner Schülerin gesagt habe und sie vergessen, so wie sie mich vergessen soll. Ich verräume die Aufsätze und gehe ins Wohnzimmer, um mich gemütlich auf die Couch zum Fernsehen zu setzen.

Als es draußen schon fast dunkel wird, beschließe ich, nochmal an die frischeLuft zu gehen. Mittlerweile ist es kalt, weshalb ich mir meinen dicken Mantel anziehe, Stiefel und einen Schal. Ich stecke meine Hände in die Manteltaschen und laufe den schwach beleuchteten Gehweg entlang.

Als ich ein gutes Stück gelaufen bin, knurrt plötzlich laut mein Magen. Leise muss ich anfangen, darüber zu lachen, bis mir einfällt, dass ich seit heute Früh noch nichts gegessen habe. Eilig mache ich mich auf den Weg zu dem kleinen Restaurant, in dem ich auch sonst oft sitze, um zu essen oder einfach, um unter Leute zu kommen. Dort gibt es sogar auch eine Tanzfläche. Die kleinen Wölkchen vor meinem Mund werden größer und erscheinen in kürzeren Abständen, da ich mein Tempo um einiges gesteigert habe.

Nach ein paar Minuten komme ich mal Restaurant an. Wie immer ist der Parkplatz gut gefüllt und am Eingang hängt, wie gewohnt, ein leitendes Schild, auf dem in Großbuchstaben 'OPEN' steht. Durch die Fensterfront erkennt man schon, dass das Lokal sehr dekorativ mit deinen Pflanzen und dem Loft-Style eingerichtet ist. Ich öffne die Tür und die Stille wird von vielen Leuten unterbrochen, die Gespräche führen. Trotzdem ist es eine angenehme Lautstärke. Im Hintergrund läuft leise Musik und geradeaus hinter dem Tresen steht, wie sonst auch so oft, der ältere, glatzköpfige Typ mit den Tattoos am Arm. Als er mich sieht, fängt er an zu grinsen und winkt mich zu sich.

Keine zehn Sekunden später nehme ich auf einem der leeren Barhocker Platz.
„Kyra! Schön dich zu sehen. Wie geht es dir?", fragt er mit seinem russischen Akzent. „Hey Jo, mir geht's gut und dir? Habe momentan etwas mehr Stress aber sonst ist eigentlich alles wie immer." „Ahh gut gut. Freut mich zu hören. Du hast sicher Hunger." Ich nicke und darauf ruft er seinen Lehrling, der meine Bestellung aufnimmt und kurz darauf in der Küche verschwindet.

Ich unterhalte mich eine Weile mit Jo und lasse meinen Blick durch das Restaurant schweifen. Überall sitzen Menschen, die sich angeregt unterhalten. Ab und zu lachen sie und hören dann wieder interessiert zu. Plötzlich bleibt mein Blick an einem Jungen hängen. Ist das nicht Dave? Ich muss grinsen, als ich den mir bekannten Schüler erkenne, welches aber sofort wieder verschwindet, als ich sehe, mit wem er da am Tisch sitzt. Maja. Warum ist sie nur überall? In meinem Kopf, in der Schule, hier. Und warum ist sie mit ihm hier? Haben sie etwa... ein Date?! Jedenfalls sieht Dave sie total verliebt an und hört ihr so interessiert zu. Ihrem Gesichtsausdruck erkenne ich nicht, da Maja mit dem Rücken zu mir sitzt. Jetzt schenkt er ihr sogar noch etwas zu trinken ein. Ist ja ekelhaft, wie er sie umwirbt.

„Doch wohl nicht alles wie immer bei dir. Habe ich Recht? Sonst würdest du wohl kaum das junge Paar anstarren, das hinten am Tisch sitzt." Bei dem Wort 'Paar' läuft mir ein Schauer über den Rücken. Ich nicke stumm. Jo kennt mich schon zu lange und zu gut, als dass ich ihm etwas vormachen könnte. Ich habe ihm schon öfter mein Herz ausgeschüttet, als ich zählen kann und für mich ist er nicht nur der Typ hinter dem Tresen, sondern einer meiner engsten Freunde.

Ich erzähle ein bisschen von Maja und von meiner Situation. Ok eigentlich erzähle ich Jo alles. Und er hört mir zu. Bis zum Schluss. Er ist wirklich ein guter Freund und bei ihm muss ich mich auch nie für irgendetwas schämen. Er sagt immer sowas wie „Ah nix Kopf in Sand stecken. Dort wird Luft knapp. Du schaffst das schon." Auch jetzt steht er mir zur Seite und während ich mein Gulasch esse, erklärt er: „So wie du sagst, magst du blondes Mädchen sehr. Ist nicht erlaubt, weißt du schon. Du solltest trotzdem mit ihr reden. Mädchen ist zwar deine Schülerin und du ihre Lehrerin aber ihr seit auch nur Menschen und ihr solltet klären, sonst gibt es nur mehr Problem." Er hat Recht und ein Teil von mir weiß das auch. Der andere Teil muss es nur noch akzeptieren. Ich drehe wieder meinen Kopf in ihre Richtung. Gerade stehen Maja und Dave auf, um das Lokal zu verlassen. Beide sehen mich. Sie sieht mich an mit diesem Blick, der mein Herz in Tausend Teile zerspringen lässt. Dave scheint ihren Blick zu erkennen, greift entschlossen nach Majas Hand und sieht mich an mit einem drohenden Blick. Ist das sein Ernst? Er hat wohl gesehen, dass Maja nicht gerade begeistert war, mich zu sehen. Und daran bin ich Schuld. Aber als er ihre Hand genommen hat, hat sie fast genauso geschaut, wie ich mich fühle. Überrascht, unerwartet und vieles mehr. Ich würde ihm jetzt gerne die Hand abhacken. Geht aber leider nicht. Als Maja seine Hand nicht loslässt und sie fast aus der Tür gegangen sind, wirft er mir einen warnenden Blick zu. War das etwa eine Kampfansage? Die kann er haben!

Hier habe ich wieder das nächste Kapitel für euch. Dieses und das Letzte sind etwas kürzer geworden aber das wird sich immer mal wieder ändern. Ich hoffe, es gefällt euch<3