7 - Die Maske fällt Teil 1

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Heyyy :D Ich wollte kurz vorab sagen, dass ich ab jetzt versuchen werde, regelmäßig Kapitel hochzuladen. Ich möchte zumindest eines pro Woche schaffen und vielleicht ab und zu eines zusätzlich. Kann nur sein, dass ich während Prüfungsphasen weniger Zeit habe. Hab auch die Geschichte etwas verbessert, Fehler korrigiert. So aber jetzt erstmal viel Spaß mit dem neuen Kapitel<3

POV Kyra

Vorhin, als ich von Weitem sah, wie Maja auf den Boden fiel, ohne wieder aufzustehen, machte sich Panik in mir breit. Meine Mädels sind auch gut alleine zurechtgekommen, sodass ich sofort zu Maja gesprintet bin. Ich hatte so Angst um sie. Als ich erkannte, wie fertig sie aussah, machte ich mir nur noch mehr Sorgen. Warum hat sie nichts gesagt heute früh? Ich wusste nicht, dass es so schlimm war. Ihre Freundin Lina kam auch sofort angelaufen und wollte sich natürlich, genauso wie ich, um Maja kümmern. Allerdings habe ich sie sofort weggeschickt. Ich war wohl auch ziemlich grob, das wollte ich nicht. Amy und ich haben den Sportunterricht frühzeitig abgebrochen und die Mädels in die Umkleiden geschickt. Sie sollten einfach eine Freistunde haben, damit Amy und ich uns in Ruhe um Maja kümmern konnten. Vielleicht war es ein bisschen auffällig, dass ich unbedingt bei ihr bleiben wollte aber ich musste einfach sicher sein, dass es ihr gut geht. Also eben den Umständen entsprechend

Anders als bei unserer letzten Autofahrt beobachtet Maja mich nicht ununterbrochen. Als ich kurz einen Blick zu ihr erhasche sehe ich, wie sie erschöpft mit dem Kopf am Fenster lehnt. Sie ist immer noch sehr blass und ihr Blick ist leer. Nun sieht sie mich an. Wahrscheinlich eine Mischung aus Neugierde und Verwirrung. Das überrascht mich nicht, denn zum einen ist ihr wohl aufgefallen, dass ich sie nicht nach ihrer Adresse gefragt habe, obwohl wir schon seit fast 5 Minuten unterwegs sind und zum anderen fahren wir in Richtung Krankenhaus. Sie war so lange bewusstlos und ich möchte sichergehen, dass Maja keine bleibenden Schäden davonträgt. „Wo fahren wir hin?" fragt sie verwirrt aber man merkt, dass ihr das Reden Energie kostet. „Wir fahren ins Krankenhaus. Du warst sehr lange bewusstlos und ich möchte, dass du durchgecheckt wirst." Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sie die Augen aufreißt. Panisch erwidert sie: „Was?! Nein das geht auf keinen Fall. Ich kann nicht ins Krankenhaus. Es... Es geht einfach nicht." Sie fängt an, unruhig auf ihrem Sitz hin und her zu rutschen. Ohne nachzudenken, greife ich nach Majas Hand, um sie so zu beruhigen. Ein Prickeln macht sich in meiner Hand breit und da wir an einer roten Ampel stehen, sehe ich nun in ihre wunderschönen, meerblauen Augen. „Hey shhh wir kriegen das schon hin, ok? Ich passe auf, dass der Arzt nichts schlimmes macht. Aber bitte lass dich durchchecken, ok? Ich könnte mir nicht verzeihen, wenn es doch etwas schlimmeres ist." Sie nickt leicht und ich strahle sie an. Daraufhin beginnt sie zu lächeln und es fühlt sich an, als würde gerade die Sonne neben mir aufgehen. In diesen wundervollen Augen und dem perfekten Gesicht könnte ich mich jedes Mal aufs Neue verlieren...

Ein hupendes Auto hinter uns zerstört den Moment. Allerdings ist das wohl auch besser so. Maja ist meine Schülerin und auch, wenn ich in ihrer Gegenwart nicht selten schwach werde, muss ich mich zurückhalten. Gefühle sind nicht erlaubt. Ich hatte ganz vergessen, auf die Ampel zu achten, die schon lange grün ist und fahre endlich weiter. Nach einigen weiteren Minuten kommen wir am Krankenhaus an.

Ich helfe meiner Schülerin beim Aussteigen, da es ihr immer noch nicht viel besser geht, was sie natürlich nicht zugibt. An der Rezeption angekommen, werden wir gebeten, uns für einen Moment in den Wartebereich zu setzen. Ich habe kurz die Situation geschildert aber dabei bewusst nicht erwähnt, dass ich Majas Lehrerin bin. Wir lassen uns auf zwei dunkelblaue Stühle, die dicht aneinander stehen, im Wartebereich nieder. Erschöpft lehnt sie ihren Kopf an meiner Schulter an und schließt die Augen. Sie sieht wirklich fertig aus. So sehr ich auch Mitleid mit ihr habe, genieße ich trotzdem auch die Zweisamkeit und Nähe mit ihr. Das ist echt egoistisch von mir aber es ist nunmal so. Ich lasse meinen Blick durch den Wartebereich schweifen. Wir sind die Einzigen hier außer einer älteren Dame, vielleicht Mitte 60, die mit einer Zeitung schräg links von uns ebenfalls auf einem der dunkelblauen Stühle sitzt. Ihre Stirn hat sie konzentriert in Falten gelegt und die Krücke neben ihr lässt mich vermuten, dass sie zu einer Kontrolluntersuchung oder etwas ähnlichem hier ist. Als sie aufgerufen wird, nickt sie mir freundlich zu und geht. Jetzt ist der Raum, abgesehen von Maja und mir, komplett leer. Man hört das Ticken einer Uhr und ab und zu die Dame vom Empfang reden aber sonst ist es still. Ich spüre den gleichmäßigen Atem von Maja auf meinem Arm, auf dem sich jetzt eine Gänsehaut ausbreitet. Von ihrem Körper geht eine angenehme Wärme aus, durch die ich mich sehr wohl fühle.

Plötzlich werden wir aufgerufen, uns in den Behandlungsraum zu begeben. Sogar Maja ist von der lauten Durchsage aufgewacht. Nachdem ich es irgendwie geschafft habe, sie in den Raum zu befördern, was durch ihre leichte Panik nicht einfach war, setze ich mich auf einen Stuhl und Maja auf die daneben stehende Liege. Ich frage mich, warum sie so sehr Angst vor dem Arzt hat. Ich sehe ihr aufmunternd in die Augen. „Es wird alles gut, ich bin da. Versprochen." Ich greife nach ihrer Hand und halte sie fest, um ihr das Gefühl von Sicherheit zu geben. Gleichzeitig gibt mir das auch ein wunderbares Gefühl.

Als die Ärztin reinkommt, stellt sie sich als
Dr. Winter vor. Sie hinterlässt sofort einen positiven und professionellen Eindruck mit ihrer Brille, dem Dutt und dem weißen Arztkittel. Als wir ihr die Situation erklärt haben, bittet Dr. Winter Maja, sich für einen kompletten Check auszuziehen weil Maja auch blöd auf den Rücken gefallen ist. Ihr scheint das aber nicht recht zu sein. Sie sieht erst die Ärztin und dann mich an aber Dr. Winter erklärt sofort, dass das notwendig wäre. Ich versuche meine Schülerin zu beruhigen: „Maja ich bin hier, es ist alles gut. Nur ein kleiner Check, bitte." Sie nickt kaum merklich und zieht langsam ihr Oberteil aus. Davor jedoch erwidert sie: „Sie verstehen das nicht..." Ich bin über ihre Aussage verwirrt aber als sie ihr Oberteil ausgezogen hat, beginne ich zu verstehen. Zu verstehen, warum sie nicht ins Krankenhaus wollte. Zu verstehen, warum sie sich nicht untersuchen lassen wollte. Ihr Körper ist mit Narben übersät. Vor Schreck reiße ich für einen winzigen Moment die Augen auf. Was ist passiert? Dann versuche ich mich zu beruhigen, denn ich merke, wie Majas Blick auf mir ruht. Ich sehe beruhigend in ihre wunderschönen Augen, greife nach ihrer Hand und flüstere schon fast: „Es ist in Ordnung." Sie scheint etwas Selbstvertrauen gewonnen zu haben und fährt fort.

Nach der Untersuchung, dem CT und der weiteren Besprechung mit der Ärztin verlassen wir das Krankenhaus. Maja hat eine leichte Gehirnerschütterung und ihr Schulterblatt ist geprellt. Sie hat eine Salbe verschrieben bekommen und ihr wurde strenge Bettruhe verordnet. Sie soll so wenig wie möglich machen und ist daher, zu meinem Bedauern, für die restliche Woche von der Schule befreit. Wir haben nichtmehr über ihre Narben gesprochen, obwohl ich gerne gewusst hätte, woher die alle kamen. Aber ich wollte nicht so direkt sein und eigentlich geht es mich auch gar nichts an. Zurück im Auto, bin ich die Erste, die die seit längerem anhaltende Stille durchbricht: „Hey... Ich bringe dich jetzt nach Hause, ok? Ist jemand da, der dir hilft mit allem?" Sie hebt ihren Kopf und sieht mir in die Augen. Sie sehen verletzlich aus. „Wenn das in Ordnung für Sie ist? Aber Sie müssen das wirklich nicht machen. Meine Mutter ist noch bis heute Nacht arbeiten weil sie Spätschicht hat aber ich schaffe das schon." „Du musst dich nicht bei mir bedanken, ich mache das gerne. Wenn das so ist... dann helfe ich dir ein bisschen." Sie will protestieren aber ich unterbreche sie gleich. „Keine Widerrede, du hast die Ärztin gehört. Strenge Bettruhe und so wenig machen, wie möglich. Ich helfe dir." Maja scheint begriffen zu haben, dass ich ihr keine Option lasse, denn sie wird leicht rot im Gesicht, nickt und bedankt sich. Es ist ihr scheinbar etwas peinlich. Bin ich zu aufdringlich? Ich denke schon aber bei ihr kann ich nicht anders. Ich muss einfach sicher sein, dass es ihr gut geht. Ich möchte mich um sie kümmern. Ok Stopp. Ich sollte nicht so denken. Ich bin ihre Lehrerin und sie ist meine Schülerin. Aber um ehrlich zu sein, ist mir das gerade ziemlich egal. Ich starte den Motor und fahre los.

Nach einer Weile, die mir viel kürzer vorkam, stehen wir vor einem kleinen Haus am Waldrand. Hier ist es ruhig und man kann Vögel zwitschern hören. Der Wald strahlt eine angenehme Ruhe aus und das Haus, welches zum Großteil aus Holz besteht, gibt einem sofort das angenehme Gefühl von zu Hause. Ich betrachte noch eine Weile die Umgebung, bis ich eine sanfte, kurze Berührung an meiner Hand wahrnehme. Es ist Majas Hand, die scheinbar ganz zufällig an meiner streift. Doch so schnell der Moment gekommen ist, verschwindet er auch wieder. Zurück bleibt nur das prickeln auf meiner Haut und mein schnell schlagendes Herz. Sie sieht mich fragend mit einem leichten Lächeln von der Seite an. „Können wir?", fragt sie. Ich erwidere ihr Lächeln, helfe ihr beim Tragen der Tasche und gemeinsam begeben wir uns jetzt zur Haustür.

✔️Eine ganz besondere Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt