Zwei Monate sind nun vergangen seit ich mit meinem Dad den Autounfall hatte. Ich hatte innere Verletzungen, eine Gehirnerschütterung und ein kompliziert gebrochenes Bein. Mittlerweile kann ich fast wieder ohne Krücken laufen aber mein Dad liegt im Koma und wir wissen nicht, ob er irgendwann wieder aufwacht. Ich hatte noch nie ein besonders gutes Verhältnis zu ihm. Als ich klein war, war er ein paar Jahre im Ausland weil ich mal sauer auf ihn war. Ich hatte aus Trotz gesagt, dass ich ihn nichtmehr sehen will und das hat er als Grund genutzt. Da war ich 7 Jahre alt. Zu meinem 11. Geburtstag ist er wieder zurückgekommen. Das war vor fast 6 Jahren.
Meine Mama und ich haben immer alles zusammen durchgestanden und das hat sich bis heute nicht geändert. Wir haben ein großes Haus und im Keller habe ich mein eigenes kleines Reich. Ich habe sogar ein Bad, in dem ich jetzt gerade stehe und mich fertig mache für die Schule.
Heute ist der erste Unterrichtstag nach den Sommerferien und natürlich bin ich höchst motiviert... nicht. Als ich fertig bin im Bad, ziehe ich noch eine bequeme, kurze Hose an und ein weißes T-Shirt, bevor ich das Haus verlasse. So früh am Morgen frühstücke ich noch nicht, das mache ich immer in den ersten Unterrichtsstunden weil ich davor noch keinen Hunger habe.
Der Himmel ist blau bis auf ein paar dunkle Wolken, die ich mit Mühe am Horizont erkennen kann. Die Vögel zwitschern. Es riecht nach nassem Laub, denn neben unserem Haus beginnt der Wald. Ich liebe diesen Geruch.
Nach knapp 10 Minuten komme ich an der Bushaltestelle an. Gerade so schaffe ich es in den etwas überfüllten Bus und setze mich auf den letzten freien Platz neben einem Mädchen mit dunkelbraunen Haaren, die sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hat. Als sie mich bemerkt, dreht sie den Kopf zu mir und mit einem Mal verliere ich mich in ihren wunderschönen, unendlich tiefen, schokobraunen Augen. Ich muss sie wohl schon eine Weile angestarrt haben denn sie räuspert sich und holt mich damit in die Gegenwart zurück. Ich spüre, wie meine Wangen anfangen, vor Scham zu glühen. Peinlich. Daraufhin fängt sie an zu lachen und oh mein Gott, ihr Lachen ist so perfekt. An ihren Augen bilden sich kleine Lachfältchen und sie fragt: „Sag mal, hab ich was im Gesicht oder warum schaust du mich die ganze Zeit an?" „Nein, deine Augen hauen einen einfach nur um", antwortete ich. Unfassbar. Hab ich das gerade wirklich gesagt? Ich kenn sie doch gar nicht! Aber sie hat mich gerade so verwirrt. Jetzt sind es ihre Wangen, die sich leicht rosa färben. Wie süß sie dabei aussieht, als sie verlegen auf ihre zusammengefalteten und auf dem Schoß liegenden Hände schaut. Oder ist ihr das etwa unangenehm? Sie hat einen sehr schönen Ring am Finger mit einem weiß glänzenden Stein und Verzierungen. „Kommst du aus der Stadt hier?" versuche ich ein Gespräch anzufangen. „Ja. Ich bin vor ein paar Wochen hierhergezogen. Sonst würde ich auch wohl kaum mit dem Bus fahren, oder?" Während sie erklärt, grinst sie und ihre braunen Augen funkeln dabei. Klar, das war eine blöde Frage von mir...
Der Bus bleibt stehen. Wir sind scheinbar schon an der Schule angekommen. Schade, denn ich hätte mich gerne weiter mit dem Mädchen unterhalten. Irgendwas an ihr fasziniert mich auf eine besondere Art und Weise aber ich weiß nicht, was. Im nächsten Moment steht sie mit so viel Schwung auf, dass sie stolpert und sich nur gerade so abfangen kann an den Haltegriff im Bus. Ich höre ein komisches Geräusch. Als würde Metall klirren. Kurz darauf sehe ich einen Ring am Boden liegen. Ihren Ring. Blitzschnell hebe ich ihn auf um ihn seiner Besitzerin zurückzugeben doch sie ist in der Menge von aussteigenden Leuten verschwunden. Ich wollte sie rufen, doch dann fiel mir auf, dass ich sie garnicht gefragt habe, wie sie überhaupt heißt. Oh man. Wie soll ich sie so wiederfinden und ihr den Ring geben können? Und warum war sie überhaupt so schnell weg?
Ich hoffe, dass euch das erste Kapitel gefällt. Es ist etwas kurz aber je nachdem wie es sich ergibt, werde ich mal längere und mal kürzere Kapitel hochladen <3
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✔️Eine ganz besondere Liebe
Roman d'amour[...]Sie nimmt jetzt ihren weißen, flauschigen Wollschal ab, zögert für den Bruchteil einer Sekunde und wickelt ihn mir langsam und vorsichtig um den Hals als würde sie befürchten, ich könne zerbrechen. Die Frau mit den schokobraunen Augen sieht in...