Zu viele Fragen

1.9K 54 2
                                    

Scheiße! Ich sehe ja noch schlimmer aus als sonst! Mittlerweile sind zwei Tage seit unserem ersten Fall vergangen und Kono, ich und alle anderen Schüler der Polizeischule müssen wieder früh aufstehen. Nochmal schnell die Haare bürsten, dann geht es los. Heute trage ich die Uniform eines Polizisten, da die Prüfungen anstehen und es Pflicht ist. Heimlich freue ich mich echt, dass Steve uns angeworben hat. Die Uniform ist nicht gerade das stylischste, was es gibt. Ich warte vor dem Eingang auf Kono, welche immer auf den letzten Drücker kommt. Trotzdem gehören wir beide zu den Besten unserer Ausbildungsgruppe. Sehr vielen gefällt das nicht, da wir mit Chin Ho Kelly befreundet, oder in Konos Fall verwandt sind. Und da kommt meine Freundin auch um die Ecke gebogen. Wie immer parkt sie einwandfrei ein und kommt zu mir. „ Guten Morgen Kima. Gut geschlafen?", begrüßt die Hawaiianerin mich. Zuerst zögere ich, überlege, ob ich ihr die Wahrheit sagen sollte oder nicht. Ich entscheide mich, sie nicht zu beunruhigen und lüge: „ Hi Kono, mir geht's gut. Komm, wir müssen rein."
Drinnen werden wir von unseren Mit-Auszubildenden erwartet. Es hagelt nur so an Fragen auf uns drauf, wie zum Beispiel: „ Hattet ihr wirklich euren ersten Fall?" oder „ Ist McGarretts Sohn echt wieder auf der Insel?" Wie konnten die so schnell davon erfahren? Im Gegensatz zu Kono, die all die Fragen offen beantwortet, schleiche ich mich an der Menge vorbei. Das ist mir einfach alles zu viel. Ich setze mich auf meinen Platz und packe mein Tablet aus. Noch zehn Minuten. Die Zeit würde reichen, um nochmals nach Lebenszeichen von Victor Hesse zu suchen. Das kommt wahrscheinlich komplett paranoid rüber, doch ich möchte sicher gehen, dass der Kerl für immer in der Hölle brennt! Erst nach ein paar Minuten realisiere ich die neue Nachricht. Sie kommt von einer anonymen Nummer. Ich lösche sie einfach. Doch nur wenige Sekunden später kommt eine neue Nachricht. „ Herzlichen Glückwunsch für den Job, meine Liebe", ist alles, was drin steht. Seit mein Vater bei dem Zeugenschutzprogramm ist, kriege ich immer wieder anonyme Nachrichten. Schnallt der nicht, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte? Kono setzt sich neben mich auf den freien Platz, schaut mir kurz auf das Tablet und fragt: „ Er wieder?" Zur Bestätigung nicke ich einfach. Da gleich der theoretische Teil der Prüfung beginnt, räume ich mein Tablet zurück in die Tasche. Durch den erfolgreichen Abschluss unseres ersten Falles mit der Taskforce müssen wir die praktische Prüfung nicht abschließen. Wir haben ja bereits unter Beweis gestellt, was wir können. Unser Ausbilder kommt in den Raum und verteilt die Blätter. Los geht's!
45 Minuten später sind wir fertig, manche schauen verzweifelt, andere freuen sich ein Loch ins Knie. Ich fühle mich neutral, schließlich war klar, das Kono und ich die Prüfung bestehen würden. Die Hawaiianerin neben mir grinst und stupst mich an. Müde schaue ich von meinem Tablet hoch, auf dem immer noch Recherchearbeiten zu Victor Hesse laufen und glaube meinen Augen nicht. Da unten steht Chin Ho Kelly, gemieden von Ausbildern und Auszubildenden, nur auf uns wartend. „ Ist das nicht der korrupte Cop von dem alle erzählen?", höre ich jemanden hinter mir fragend, doch es interessiert mich so rein gar nicht. Kono und ich verlassen gemeinsam mit Chin das Gebäude. Der Hawaiianer fragt uns, wie der Test gelaufen war, was ich ihm gerne sage: „ Ganz gut! Würde mich nicht wirklich wundern, wenn Kono wie immer die beste ist." Meine Freundin und ich zanken uns freundschaftlich darüber, wer jetzt am wahrscheinlichsten die besseren Ergebnisse hat, während Chin neben uns herläuft und einfach nur lächelt. Wir gehen zuerst zu Konos Wagen, wo ihr Cousin uns den Plan für den Tag erklärt. Wir drei würden uns im Iloiani Palace mit Steve und Danny treffen, welche von Chin eingeladen wurden. „ Sie freuen sich echt für euch!", rechtfertigt der Hawaiianer die Einladung. Kono meint daraufhin: „ Dachtest du etwa, wir hätten ein Problem damit? Wir sind ein Team, dass aufeinander vertrauen muss. Ist doch perfekt, wenn die beiden sich in unsere Ohana einfügen wollen." Erwartungsvoll schauen die beiden auf mich, ob ich meine Meinung auch äußern würde. Doch ich bin zurzeit abwesend. Mein Vater hat mir eine neue Nachricht geschrieben. Ungeschützt über mein Handy. Das verstößt ungefähr gegen jede nur erdenkliche Vorschrift des Zeugenschutzprogramms. „ Schön, dich mal wieder zu sehen", steht drin. Erschrocken blicke ich auf und bemerkte erst jetzt, dass Kono schon vorgefahren ist. „ Kima, alles ok? Du siehst aus, als ob du einen Geist gesehen hättest", fragt mich Chin. Schweigend zeige ich ihm die Nachricht , was zu Folge hat, dass seine Miene komplett ernst wird: „ Ich wollte es dir früher sagen, aber dein Vater ist aus dem Sicherheitshaus, was für ihn vorbereitet worden war, verschwunden. Das FBI hält es für möglich, dass die Kerle von damals durch einen Maulwurf an die Informationen gekommen sind." Als ich weiterhin schweige, spricht er weiter: „ Du solltest dich bedeckt halten oder sogar ganz abtauchen." Er scheint nicht zu kapieren, was los ist! Schnell halte ich ihm den Mund zu und zeige ihm die neue Nachricht auf meinem Smartphone. Diesmal ein Bild. Darauf sieht man Chin, Kono und mich vor dem Eingang der Polizeischule. Der Absender muss hier in der Nähe sein! Ich nehme meine Hand wieder runter und wir verhalten uns normal. Doch trotzdem laufen wir mit aufmerksamen Blick zu den Motorrädern. Das des Hawaiianers steht direkt neben meinem, wodurch wir gegenseitig auf uns aufpassen können. Während Chin mir den Rücken freihält, such ich die Bikes nach Sprengsätzen, Sendern oder anderen Sachen, die nicht normal zu einem Motorrad gehören. Nichts! Mit einem Kopfnicken gebe ich Chin das Ok. Ich setze meinen Helm auf und wir fahren los. Über den Rückspiegel halte ich nach uns folgenden Autos Ausschau. Auf halben Weg gebe ich es auf. Der Typ folgt uns nicht.
Am Iloiani Palace werden wir schon vom Team erwartet. „ Was hat den so lange gedauert? Wir warten hier seit einer Viertelstunde und ihr seid nicht gekommen", bekommen wir von Danny zu hören. Um sie nicht zu beunruhigen, sage ich einfach: „ Das erzähle ich euch später. Wie wär's? Als Entschuldigung spendiere ich die erste Runde?" Zustimmendes Gejohle ist die Antwort. Wir führen uns ein bisschen wie High School Absolventen vor der Feier auf. Nur Chin und ich sind nicht so ausgelassen am feiern. Wie ein Teenager, der auf die Nachricht ihres Schwarms wartet, schaue ich immer und immer wieder auf mein Handy.
Dann schreit Kono erfreut auf: „ Wir haben es! Die Ergebnisse!" Anscheinend wurden unsere Tests schneller korrigiert als gedacht. „ Und ich hatte recht! Kono ist besser als ich", lache ich, nachdem ich auch die E-Mail mit den Ergebnissen bekommen habe. Chin erhebt sich und bringt einen seiner hawaiianischen Sprüchen, bei denen jeder nochmal nach der Bedeutung fragen muss. Danny schaut blöd rein, wirft Steve einen hilfeersuchenden Blick zu, welcher laut los lachen muss. „Auf Kono und Kima! Unsere Nachwuchs-Cops!", übersetzt der Commander grob. Alle reden ausgelassen miteinander, Kono und ich erkundigen uns bei unseren Freunden, wer auch bestanden hat und vergleichen Ergebnisse. Danny muss heute früher los, da seine Tochter heute zu ihm kommt. Steve und Chin unterhalten sich über irgendwelche alten Fälle, was auch interessant wäre zu zuhören. Doch ich bin mal wieder abwesend. „ Herzlichen Glückwunsch, meine liebe Tochter", ist der Inhalt einer neuen Nachricht. Langsam wird mir das zu bunt. Mit zitternden Fingern schreibe ich eine Frage zurück: „ Wer ist das?"

My past is always behind me      #hawaii5O #fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt