Vater und Tochter

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Ich bin bereits seit ein paar Stunden wach, aber das dürfte mittlerweile keinen mehr wundern. Doch nicht mal mein Kaffee macht mich so wach wie der Anruf von dem Commander. McGarrett hat einen neuen Fall. Von irgendeinen Diplomaten sind die Töchter verschwunden. Nach Steves Aussage sind die Mädchen jugendlich, warum ich mir eigentlich keine Sorgen mache, da sie sicherlich in irgendeinem Club sind und bald nach Hause kommen würden. Trotzdem macht der Commander ein ziemlichen Aufstand. Heute trage ich ein weißes Top und eine schwarze Hose an, um ein bisschen formell auszusehen. Schnell noch den Schlüssel einpacken, dann geht's los. Das Ferienhaus des Diplomaten ist nicht allzu weit entfernt und als ich dort ankomme, peinlicherweise das erste Mal zu spät, unterhalten sich der Detective und der Seal schon mit den Angehörigen. Kono gibt mir die nötigen Informationen und ich schaue mich im Haus um. Keine Wanzen zu sehen auf dem ersten Blick. Chin redet mit einem Bodyguard, welcher nicht wirklich Vertrauens erweckend ist. Dann klingelt mein Handy. Ich nehme den Anruf entgegen und mein Blick verdüstert sich. Die ältere ist vor kurzem tot im Meer aufgefunden worden. Ich gehe zu McGarrett und flüstere es ihm ins Ohr. Er winkt Kono, Chin Ho und Danny zu, woraufhin wir uns nochmal besprechen. Es gibt genau zwei Möglichkeiten, was mit der jüngeren ist. Entweder finden wir sie auch bald tot im Wasser oder der Tod der älteren Schwester ist eine Warnung, dass sie es ernst nehmen. Mit einem mühsam aufgesetztem neutralem Gesicht probiere ich die Tragödie den besorgten Eltern möglichst schonend beizubringen. Die Frau des Diplomaten weint bitterlich während der Mann es nicht glauben kann. Man wird in der Polizeischule auf fast alles vorbereitet, von Hausdurchsuchungen bis zu Bombenentschärfung, doch nicht auf das. Jemandem mitzuteilen, dass der vielleicht wichtigste Mensch nicht mehr nach Hause kommt. Das man ihn oder sie nie wieder sieht. Mein Herz tut bei dem Anblick weh und ich spüre einen Kloß im Hals. Es erinnert mich einfach an den Tag, als der Polizist vor unserer Tür stand. An den Tag, als meine Mutter nicht nach Hause kam. Um meine Emotionen zu verbergen, drehe ich mich um und überlasse Kono und Chin die Eltern. Ich gehe auf die Terrasse, damit sich meine Gedanken wieder klären. Kaum bin ich außerhalb des Blickfelds der Eltern breche ich in Tränen aus. Glücklicherweise sieht mich keiner, denn ich möchte garantiert nicht wieder jemandem meine Lebensgeschichte anheulen. Nach fünf Minuten ruft Chin nach mir. Schnell wische ich mir die restlichen Tränen ab und melde mich bei dem Hawaiianer. Ich weiß nicht woran er erkannte, dass es mir gerade katastrophal geht, doch sobald er mich sah, nahm er mich in den Arm mit den Worten: „ Alles gut." Jeder hat seine Schwachstelle, Danny seine Tochter, Steve seinen Kontrollzwang, Kono ihre Frechheit und Chin, dass für ihn die Ohana über allem steht. Meine ist mein Vater, besser gesagt das was er getan hat. Das Geschehene hat in mir tiefe Selbstzweifel und Schuldgefühle für den Tod meiner Mutter ausgelöst, doch das merken andere nicht. Es reicht schon, dass jeder die Narbe sehen kann. Meine Gefühle halte ich meistens versteckt, außer bei Chin Ho. Er versteht zumindest ein bisschen wie es mir geht.
Ich darf bei dem Hawaiianer mitfahren und etwas später ist die komplette Taskforce im Iloiani Palace. Versammelt stehen wir um den Smarttable, Steve Aufgaben verteilen während Danny wie immer seinen Senf dazu gibt. Doch man merkt deutlich, wie nah der Fall dem Detective aus New Jersey geht. Schließlich lebt seine Tochter ja auch hier auf der Insel. Chin soll die Angestellten nach Vorstrafen überprüfen, Kono probiert die Handys der Mädchen zu Orten und ich überprüfe die Videokameras des Clubs in den die Vermissten gegangen sind. Da meine Freundin den Smarttable braucht, sitze ich in meinem Büro und durchstöbere jede Aufnahme die ich finden kann. Doch selbst nach tausenden Bergen an Filmmaterial kann ich die Geschwister auf keinem der Bilder finden. Wahrscheinlich waren die Mädchen in einen anderen Club gegangen. Gerade als ich Kono fragen möchte, ob sie etwas gefunden hatte, sehe ich sie in Chins Büro. Anscheinend diskutiert die Hawaiianerin mit ihrem Cousin und ich kann mir denken, worum es geht. Morgen Abend ist unsere Vereidigung. Natürlich wäre es total super wenn Chin mitkommen würde, aber ich kann verstehen, warum er höchstwahrscheinlich nicht kommt. Konos ganze Familie würde da sein, welche den Hawaiianer nach der Beschuldigung und der Degradierung verachten und aus ihren Kreisen ausgeschlossen haben. Meine Freundin verlässt sein Büro mit betrübter Miene, was mich seine Antwort erraten lässt. Nein. „ Kono, hast du schon Ergebnisse?", frage ich sie. Geschickt tippt sie auf dem Smarttable herum und zeigt mir eine Karte von Honolulu, welche von zwei bunten Linien durchkreuzt wird. Nachdem ich noch Chin, Danny und McGarrett dazugeholt habe, erklärt sie: „ Wie ihr sehen könnt, waren die Schritte der Mädchen praktisch gleich. Sie sind überall gemeinsam hin." Wieder fliegen ihre Finger über den Display und ein roter und ein blauer Punkt erscheinen auf der Karte: „ Die rote Markierung zeigt den Club, welchen die Mädchen angeblich besucht haben. Dieser ist jedoch nicht nicht auf dem Weg der Handys der Mädchen." „ Also ist der blaue Punkt der Ort, an dem die Töchter wirklich waren. Sie haben ihre Eltern belogen um vielleicht etwas Freiraum zu kriegen", schlussfolgere ich. Kono nickt. „ Dann ist es ja kein Wunder, dass Kima nichts gefunden hat", meint der Detective. „ Und wo sind sie dann hin?", fragt der Seal. Darauf kann ich eine Antwort geben: „ In der Ausbildung hat Kono mich immer zu irgendwelchen Partys geschleppt. Das ist der Standort einer der besten Clubs Honolulus und bekannt für seine langen Öffnungszeiten." „ Ich frage mal nicht nach, warum du dir den Club gemerkt hast, Kima, doch nun wissen wir zumindest wo die jungen Damen gefeiert und wahrscheinlich getrunken haben", entgegnet mir Chin. Kono und ich wechseln ein paar vielsagende Blicke und ich muss mir hart ein Lachen verkneifen. Meine Freundin hatte damals einen Howly zusammen geschlagen, welcher einer ihrer Freundinnen etwas in den Drink mixen wollte. Der Mann konnte danach noch nach Hause gehen, hatte aber wahrscheinlich für Wochen nicht mehr sitzen können. Wer nicht hören will muss spüren! „ Also gut! Kono, Kima. Ihr seid die jüngsten im Team und euch kauft man am wahrscheinlichsten ab, dass ihr Studentinnen seid, die einfach mal auf die Pauke hauen wollen. Wir schicken euch Undercover rein. Der Club ist nämlich auch dafür bekannt, dass da junge Frauen verschwinden und nie wieder auftauchen. Vielleicht erregt eine von euch die Aufmerksamkeit der Entführer und dann führt uns dieser direkt zu der jüngsten Tochter", kommandiert Steve. Einfach aus Reflex salutiere ich vor dem Seal, was Danny zum Lachen bringen. Auch Chin muss grinsen und sagt: „ Aber während des Dienstes wird nicht getrunken!" Jetzt muss jeder lachen.
Ich werde von Kono zu mir nach Hause gefahren, doch anstatt danach zu sich zu fahren, steigt sie mit aus. Auf meinen fragenden Blick antwortet sie: „ Hey, schau nicht so! Ich weiß, was ich anziehen werde. Doch du, du brauchst garantiert Hilfe." Wo sie recht hat, hat sie recht. Allein meine Narbe ist verräterisch. Wir gehen in mein Haus und die Hawaiianerin durchstöbert meinen Kleiderschrank während ich uns einen Tee mache. Plötzlich vibriert mein Handy und fällt mir beinahe ins Waschbecken. Jemand hat mir geschrieben. Ich stelle die Tassen ab, trockne meine Hände an meiner Hose ab und bekomme beinahe einen Herzinfarkt, als ich die Nachricht lese. Sie ist von meinem Vater...

My past is always behind me      #hawaii5O #fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt