Dunkle Zeit

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Konos Sicht:
Mann! Hat Kima keine Klamotten, die für Partys geeignet sind? Schon seit einer viertel Stunde suche ich etwas zum Anziehen für meine Freundin, doch anscheinend hat sie jegliche Kleider oder andere verführerische Sachen aus ihrem Kleiderschrank verbannt. Nach nochmal einer halben Ewigkeit finde ich endlich ein Kleid. Es geht ungefähr bis zu den Knien, hat Spagettiträger und ist schwarz wie die Nacht. Würde Kima das tragen und mal ihre Haare frisieren anstatt sie wild auf ihrem Kopf zu tragen, würde sie vielleicht mal etwas lockerer wirken und Spaß haben. Noch die Haarspange, die ich vorhin gefunden habe und fertig! Schuhe würde ich ihr ausleihen. Freudestrahlend renne ich in die Küche um Kima einzukleiden, doch diese ist total abwesend. Selbst als ich die Tür aus Versehen zuknalle, schaut sie nicht von ihrem Handy auf. Ihr Gesicht zeigt Ausdrücke blanker Angst und ihre Augen entfernen sich keinen Millimeter von dem Display. Ich lege das Kleid auf die Seite, dass ist jetzt nicht wichtig. „ Kima?", probiere ich meine Freundin zu erreichen. Keinerlei Reaktionen. „ Kima!!!", schreie ich sie an. Ich nehme ihr das Handy aus der Hand, lege es auf die Arbeitsfläche der Küche und umarme die Arme. Was hat ihr solch eine Panik eingejagt?

Kimas Sicht:
Immer noch stehe ich da. Kono hat ihre Arme fest um mich geschlungen, was ich aber kaum mitkriege. Den mein Kopf ist wieder in dem Lagerhaus. Ich sehe jede einzelne Sekunde dieses Abends vor meinen Augen ablaufen. Das Stechen des Tattoos, die Folterung meiner Mutter und mir, der Tod meiner Mutter, meine verzweifelten Rufe nach ihr, meine Flucht und der Schuss. Doch eine neue Erinnerung fügt sich dem Bild hinzu. Die meines Vaters, welcher vor mir steht, die Waffe auf meine Stirn gerichtet, das verrückte Funkeln in seinen Augen und seine Worte. „ Das alles ist deine Schuld!", halt durch meinen Kopf, löst jede einzelne Fassung der Fassade, welche ich über die Jahre aufgebaut habe. Mein Vater war der Schütze gewesen! Ich sacke auf meine Knie, von jeglicher Kraft verlassen. Es ist meine Schuld. Langsam, dann immer schneller füllen sich meine Augen mit Tränen. Kono steht erschrocken vor mir, nicht wissend, was sie nun tun sollte. „Sie braucht meine Hilfe!", rede ich mir ein um nicht total den Verstand zu verlieren. Zitternd stehe ich auf. Tausend Tonnen ziehen mich gefühlt runter, machen es unmöglich, fest zu stehen. Mit zitternden Finger kralle ich mich an meiner Freundin fest. So stehen wir da. Nach keine Ahnung wie lange schaffe ich mich von ihr zu lösen. Mit weit geweiteten Augen starrt sie mich an, bevor die Hawaiianerin selbst die Nachricht meines Vaters liest. „ Liebe Kima, für zehn Jahre waren wir getrennt. Nun bin ich wieder da. Du weißt gar nicht wie ich mich freue, dich bald wieder zusehen. Schließlich muss ich noch etwas beenden. Herzliche Grüße, dein Vater Dominik Hellys", steht auf dem Bildschirm. Schwarz auf Weiß. Die Hawaiianerin schaut mich an, als ob sie sich versichern möchte, dass alles gut ist. Tief atme ich durch. Sie brauchen deine Hilfe! Du bist nicht nutzlos! Es ist nicht deine Schuld!
Mit der Hand streiche ich mir die Tränen aus den Augen und lächle. Was sollte ich sonst tun. „ Und? Hast du was zum Anziehen für mich gefunden?", frage ich meine Freundin. Diese gibt mir total überrumpelt ein schwarzes Kleid und starrt mich weiterhin an. Ich lass Kono in der Küche stehen und gehe ins Bad. Fünf Minuten später komme ich komplett verändert wieder raus. Meine Haare habe ich zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden, meine verweinte Wimpertusche ausgebessert, Jeans und T-Shirt durch das Kleid ausgetauscht. Ich sehe nicht so schlecht aus. Kono steht immer noch da, überfordert mit der ganzen Situation. „ Kono, alles gut?", höre ich mich fragen. Natürlich ist nicht alles gut! „ Kima, ich... du...", kommt von meiner Freundin. Bevor sie anfangen kann, etwas in ganzen Sätzen zu sagen, komme ich ihr zuvor: „ Kono, du musst mir versprechen, dass du niemandem von den letzten Minuten erzählst! Erst recht nicht Chin! Mir geht es wieder gut." Sie merkt, dass ich es ernst meine und nickt. Jetzt weiß noch jemand, wie es mir wirklich jeden Tag geht.

Wir sind, nachdem Kono sich auch umgezogen hatte, direkt zu dem Club gefahren. Chin, Danny und McGarrett warten schon vor dem Club auf uns. Wir kriegen einen Stöpsel, eine Art Funkgerät für ins Ohr und gehen rein. Wie immer ist es mir viel zu laut. Es dauert nicht allzu lange, da bemerkt Kono, wie jemand ihr und mir etwas in den Drink tut. Unauffällig kippe ich sie in die Zimmerpflanze neben der Theke. Jetzt müssen wir uns nur noch entführen lassen. Fast hollywoodreif stolpert Kono benommen in ihren High Heels vor mir her und wenige Sekunden später verfrachtet uns ein Kerl in einen dunkelblauen Lieferwagen. Unsanft werden wir auf die Transportfläche geschubst und eingeschlossen. Jetzt geht's los! Hoffentlich haben die Jungs schon die Verfolgung aufgenommen, ansonsten wären wir echt am Arsch.

Nach einiger Zeit hält der Wagen. Die Türen öffnen sich und zwei zwielichtige Gestalten packen uns grob an den Armen. Ohne irgendwelche Rücksicht ziehen sie uns in ein Lagerhaus, was mir erschreckend bekannt vorkommt. Es ähnelt dem Lagerhaus von damals sehr. Wir werden durch einen Flur geführt. Manche Türen stehen offen und als ich reinschaue, sehe ich verängstigte Mädchen. Natürlich sind die meisten erwachsen, doch hier sind sie hilflos wie kleine Kinder. Ich muss kämpfen, um nicht zu weinen. Wir werden vor eine ältere Chinesin geschleppt, welche mit ihrem Schoßhündchen auf einem zerfransten Sessel sitzt und werden von ihr überprüft. Mit Kono ist sie zufrieden, doch bei mir stockt sie. Mein Armband! Bei dem ganzen Stress habe ich vergessen, es anzulegen. Das Rosen-Tattoo ragt entblößt aus meinem Handgelenk heraus. Die Chinesin schaut mir ins Gesicht, skeptisch. „ Sie gehört schon jemandem, ihr Idioten!", schimpft sie die zwei Männer aus. Gelassen zieht der eine seine Waffe, doch bevor er sie auf einen von uns richten kann, stürmt McGarrett mit Danny und Chin das Freudenhaus. Ich schlage dem überraschten Typen die Waffe aus der Hand, Kono entwaffnet ihren „Begleiter" und Sekunden später liegen die Männer auf dem Boden, von mir mit der Waffe bedroht, während Kono die Chinesin von der Flucht abhält.

Wenige Minuten später sind die Bösen verhaftet und die jungen Frauen werden vom Rettungsdienst versorgt. Doch von der Tochter des Diplomaten ist keine Spur zu sehen. Ich schaue in eines der Zimmer, in denen die Frauen gefangen gehalten wurden und finde ein Smartphone. Auf dem Hintergrundbild lächeln mich die zwei Schwestern an. Die Tochter ist hier gewesen. Chin probiert etwas von der Chinesin rauszubekommen, doch diese spielt gelassen ihre Spielchen mit ihm, während sie den kleinen Hund auf ihrem Schoß liebevoll streichelt. Dann habe ich eine Idee. Ich flüstere Kono sie ins Ohr und deute den Jungs mitzukommen. Die Hawaiianerin nimmt der Frau den Hund aus den Armen, was die Chinesin protestierend versucht zu verhindern. Das letzte, was ich von Kono sehe bevor ich mit den anderen nach draußen gehe, ist wie sie triumphierend den Hund in den Armen hält und auf die ältere Dame hinabschaut.

Draußen wartet Chin auf mich. Die meisten Kriminellen waren bereits zum Polizeirevier gebracht worden und die wenigen übrigen geben sich geschlagen. Der Hawaiianer nimmt mich in den Arm. Wenige Minuten später kommt Kono wieder. „ Sie haben die Tochter für jemand anderen entführt. Wir werden sie hier nicht finden", berichtet sie uns. Chin schaut verdutzt: „ Und wie hast du das aus der Lady rausgekriegt?" „ Ich habe ihr gesagt, dass wenn sie nicht kooperiert, der Hund eingeschläfert wird", sagt Kono und knuddelt demonstrativ den kleinen Hund auf ihrem Arm. Lachend schüttelt ihr Cousin den Kopf und führt die Chinesin ab. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wer das Mädchen jetzt hat...

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