Wiedersehen

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Kimas Sicht:
Ich sitze im Büro des Commanders und lasse seine mittlerweile einstündige Predigt über den Umgang mit Verdächtigen über mich ergehen. Kein einziges Wort dringt an mich heran. Dafür ist die Information, die ich von dem Auftragskiller erlangen habe viel zu wichtig. Mein Vater ist auf Hawaii! Er ist nach seiner Flucht vor dem FBI hierher gekommen! Nervös rutsche ich auf der Couch des Seals herum. Der soll jetzt endlich anstatt einem Komma einen Punkt verwenden und mich in Frieden lassen. Er hört einfach nicht auf zu schwafeln. Irgendwann macht der Commander eine länger Pause, welche ich als Ende seiner Rede interpretiere und aufstehe. „ Kima!", ruft mir Steve hinterher, doch ich ignoriere ihn kalt und laufe aus seinem Büro raus. Über die Sicherheitskamera sehe ich, wie Chin dieses Arschloch zwei Beamten des HPDs übergibt. Wut kocht in mir auf und ich stürme nach draußen. Schnell setze ich meinen Helm auf, starte das Motorrad und fahre los. Honolulu, Queenstreet 164. Dort werde ich ihn finden.

Ich hatte den Mann, der einst mein Vater war, echt anders in Erinnerung. Damals war er ein liebevoller Mensch gewesen, hat Wärme ausgestrahlt. Er lief immer mit einem Lächeln durch die Gegend. Wir waren nicht sonderlich reich, konnten aber mit dem, was wir hatten leben. Wir waren eine Familie. Der Mann, der nun vor mir sitzt, hat keine dieser Eigenschaften. Mr Hellys sieht wohlhabend, wie ein Geschäftsmann aus. Anzug, Krawatte, das ganze Programm eben. Neben ihm fühlt sich niemand wohl. Er ist kalt. Dominik Hellys, der liebende Vater ist zu einem Monster in Person geworden. „ Tee?", fragt er mich. Ich schüttele meinen Kopf und beobachte ihn weiterhin. Wir sitzen in einem kleinen Haus, außerhalb der Stadt. Außer mir und Dominik sind noch zwei von seinen Leuten dabei, groß gebaute Kämpfer, bei denen sogar McGarrett keine Chance hätte. Wie bei einem Geschäftsmeeting sitzen wir uns gegenüber, hinter mir stehen die zwei Gorillas. „ Früher hast du immer Tee um diese Uhrzeit mit deiner Mutter getrunken", gelassen nippt er an seiner Tasse. „ Früher habe ich auch Ballett getanzt. Es hat sich einiges in den zehn Jahren, in denen du weg warst geändert", erwidere ich. Mein Vater grinst und stellt seine Tasse ab: „ Wie ich gehört habe, nennst du dich jetzt auch anders. Du hast den Nachnamen deiner Mutter angenommen." Er greift in seine Jacketttasche und reflexartig will ich meine Waffe ziehen, doch einer der Gorillas hinter mir hindert mich daran. Abwehrend winkt Dominik mit der Hand und zieht ein Amulett aus dem Jackett hervor: „ Alles gut, Jóse! Ich möchte ihr nur etwas geben." Mit diesen Worten reicht er mir die Kette. Als ich sie öffne sehe ich ein Bild meiner Mutter und mir. Tränen kommen mir in die Augen und langsam schnürt sich meine Kehle zu. „ Ich habe dieses Bild an deiner ersten Ballettstunde gemacht. Damals wolltest du noch Tänzerin werden, nicht Polizistin. Apropos Polizistin! Wer ist eigentlich dieser Officer Chin Ho Kelly? Ich muss mich noch bei ihm bedanken, dass er aus dir so eine tolle junge Frau gemacht hat." Erschrocken schaue ich von dem Amulett in meiner Hand auf: „Woher weißt du davon? Du hast dich seit dem Mordversuch an mir nicht mehr blicken lassen!" „ Ich habe so meine Kontakte. Übrigens, ich würde dir raten, einen neuen Beruf zu finden. Es ist nicht so gut für einen Polizisten, wenn seine Verwandtschaft auf der anderen Seite steht", warnt mich mein Vater. Ich antworte ihm ganz gelassen: „Ist mir egal, was andere denken. Ich bleibe Polizistin bis ich tot umfalle. Aber jetzt genug von mir. Warum bist du hier?" „ Hat ein Vater nicht das Recht, seine Tochter mal zu sehen?", fragt er gespielt entgeistert. Kalt entgegne ich: „ Dieses Recht hast du verloren, als du mit einer Waffe auf mich geschossen und Mum umgebracht hast." „ Wusste ich doch, dass du nicht darüber wegkommst!", lautet seine Reaktion darauf. Der Typ ist doch echt krank im Kopf! Ich mache den Versuch aufzustehen, doch Jóse drückt mich wieder auf meinen Platz. Auffordernd schaue ich zu meinem Vater: „ Wenn Sie gestatten, würde ich nun gerne gehen. Oder wollen Sie sich von mir verhaften lassen? Dazu wäre ich auch bereit."

Steves Sicht:
Über die versteckte Kamera an Kimas Helm können wir sehen, was sie sieht. Chin zerdrückt beinahe den Smarttable vor Nervosität. Mittlerweile hat Danny aufgehört mir an den Kopf zu werfen, dass das eine blöde Idee ist. Und Kono beobachtet gespannt das Geschehen. Kima war gerade aufgestanden und will gehen, doch ihr Vater ist noch nicht fertig. Er erklärt ihr, er würde sie in Ruhe lassen. Aber nur unter einer Bedingung! Dominik möchte Chin Ho treffen! „ Wie wäre es damit? Sie verschwinden für alle Zeit aus meinem Leben, lassen mich in Frieden und im Gegenzug töte ich sie nicht hier und jetzt!", schmeißt ihm der junge Officer an den Kopf. Wutentbrannt rennt sie aus dem Haus, der Helm bleibt liegen. Dominik Hellys hebt den Motorradhelm hoch und spricht direkt in die Linse hinein: „ Tut mir leid, sie war schon immer so vergesslich. Übrigens Chin! Danke, dass sie sich um meine Tochter gekümmert haben." Er reißt die Kamera ab und schmeißt sie in seinen Tee. „ Toll, jetzt haben wir keine Verbindung mehr zu ihr!", schnauzt mich Danny an. Bevor der Detective oder ich überhaupt reagieren können, rennen Chin und seine Cousine schon Richtung Ausgang. Schnell folgen Jersey und ich den beiden.

Kima wartet vor dem Haus und wird sofort von Chin mit Schutzweste und Gewehr ausgerüstet. Die beiden sind die einzigen Cops, die ich kenne, welche Gewehre benutzen. Leise und flink umstellen wir das Gebäude: „ Hat irgendwer das Haus verlassen?" Als Antwort kommt mir von der jungen Frau entgegen: „ Wenn, dann hätten sie den unsichtbaren Jet von Wonderwomen nehmen müssen!" Schräg schaue ich den Officer an und sie lacht. Wie kann man jetzt an Comics denken? Wahrscheinlich probiert Kima sich einfach damit abzulenken. Wie üblich schießt Chin Ho das Schloss auf und ich stürme rein: „ Taskforce des HPDs!" Wir brauchen echt einen Namen für das Team. Noch ist niemand zu sehen. Der Helm liegt zurückgelassen auf dem Tisch, ein Zettel auf ihm klebend. Während Kono und Kima unten sichern, nehme ich mir mit den restlichen die obere Etage vor. Niemand da! Von unten höre ich : „ Gesichert!" Anscheinend hat Dominik Hellys es doch irgendwie geschafft zu entkommen. Ich nehme meine Waffe runter und überlege. Was sollen wir jetzt tun. „ Hey Jungs, kommt mal runter!", ruft Chins Cousine uns zu. Gefolgt vom Hawaiianer und dem Howly laufe ich die Treppe runter zu den Mädels. Kono hält den Zettel hoch, welcher vorher am Helm befestigt war. „ Sehr geehrte Taskforce von Hawaii, ich freue mich, dass ich ihnen gegenüber anscheinend eine so große Bedrohung darstelle. Kümmern sie sich gut um Kima Tah, ich werde bald wieder da sein. Freundliche Grüße, Dominik Hellys", ist der Inhalt der Nachricht und Kono muss Kima praktisch aufhalten, den Brief zu nehmen und in Stücke zu zerfetzen. Die Wut steht der jungen Polizistin fast schon ins Gesicht geschrieben. Sie hasst diesen Mann wirklich abgrundtief.

Wieder im Hauptquartier schaue ich mir nochmals die Akte von Dominik Hellys und auch die von Kima Tah Chen an. Die beiden verbinden nur die ersten 12 Jahre von Kimas Leben, mehr nicht. Die Kollegin ist eine vorbildliche Polizistin, nie hat sie sich einen Fehler zu Schulden kommen lassen. Doch ihr Vater ist komplett anders. Seine Akte lässt sich lesen wie ein Karrierebeispiel für Kriminelle. Er tauschte Familie gegen Macht. Ihm werden mehrere Straftaten vorgeworfen und als er noch als kleiner Fisch im Becken angesehen wurde, stand er unter Zeugenschutz, da Dominik gegen seinen Boss aussagen wollte. Keiner konnte ahnen, dass dieser den Platz des Gangsterbosses einnimmt. Nachdenklich schaue ich von den Akten rüber zu Kimas Büro. Weiß sie überhaupt alles aus ihrer Vergangenheit?...

My past is always behind me      #hawaii5O #fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt