7. türchen - settling down

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Seufzend starrte ich aus dem Fenster und drückte meine Hände noch fester an die warme Tasse Tee in meiner Hand.

Obwohl es vor etwa einer halben Stunde angefangen hatte zu schneien und die Welt langsam in eine Puderzuckerlandschaft verwandelt wurde, hatte ich nicht so die Weihnachtsstimmung.

Ich versank eher in Selbstmitleid darüber wie alleine ich war.

Ich hatte mich im Januar von meiner Ex-Freundin getrennt, aber seitdem war ich nicht mal mehr auf einem Date gewesen. Nicht, dass ich nicht über sie hinweg war oder so, damit hatte ich komplett abgeschlossen, aber ich hatte einfach niemanden gefunden. Weder im wahren Leben, noch im Internet.

Und ich hatte keine Ahnung was ich mit meinem Leben machen wollte. Ich studierte zwar gerade und war auch fast fertig, aber für den Abschluss gab es so viele Möglichkeiten, was ich machen könnte, dass ich komplett überfordert war.

Während meine Freunde wie es aussah auf einmal alle ihr Leben total im Griff hatten, ging ich immer noch jedes Wochenende feiern.

Gut, ich ging nicht alleine feiern, sondern mit einigen meiner Freunde, also hatten die wohl genauso wenig „ihr Leben im Griff".

Aber mein bester Freund Liam war jetzt verlobt und mein anderer bester Freund Zayn vor Kurzem Vater geworden.

Und ich trank Bierfässer über Kopf leer, um einen Shot gratis zu bekommen. Das war das Level, wie unterschiedlich unsere Leben gerade aussahen.

Ich konnte auch nicht für die Weihnachtszeit einfach zu meiner Familie fahren, weil ich bis zum 23. noch arbeiten musste (ich war Barkeeper in einer kleinen Bar in der Nähe meiner Wohnung, nur hatte ich heute keine Schicht, sonst könnte ich mich wenigstens ein bisschen ablenken).

Das heißt während Zayn und Gigi sich auf das erste Weihnachten mit ihrer Tochter freuten und Liam und Maya gefühlt jeden Tag bei IKEA waren, um sich doch für eine andere Teppichfarbe zu entscheiden, hockte ich alleine zu Hause und fragte mich wann ich denn endlich erwachsen werden würde.

Ich war nämlich langsam echt bereit für...sagen wir mal was Echtes. Oder wenigstens einen Partner fürs Leben. Oder eine Partnerin. Einfach jemanden, der bei mir war.

Außerdem brauchte ich einen neuen Mitbewohner, jetzt wo Liam auszog und da hatte ich keinen Bock drauf. Ja, WGs waren was Schönes, aber ich wurde dieses Jahr 29 und hatte in über zehn Jahren genug WG-Studentenleben gelebt.

Also entweder musste ich umziehen, alleine konnte ich mir die Wohnung nämlich nicht leisten, oder ich musste mit jemand anderem in eine WG ziehen, worauf ich eigentlich keine Lust hatte, oder ich musste jemanden finden, der bereit war nach einer Woche Beziehung mit mir zusammen zu ziehen.

Und wer wollte das schon?

Und wenn es irgendjemand wollte, wo fand ich die Person?

In dem Moment klingelte mein Handy und riss mich aus meinen Gedanken. Ich seufzte und streckte mich, um an den Wohnzimmertisch ranzukommen, ich saß nämlich auf dem Fensterbrett.

Aber natürlich schaffte ich es nicht, der Tisch stand locker zwei Meter von mir entfernt vorm Sofa. Also gab ich auf, stellte meine Tasse vor mich, hüpfte auf den Boden und griff nach meinem Handy.

Es war Liam. „Hey Lee", meldete ich mich und lehnte mich wieder an die Fensterbank.

„Hey. Du äh, Zayn und Gigi wollten heute Abend mal wieder das Haus verlassen-"

„Echt?", unterbrach ich ihn und Liam lachte leise.

„Ja, er hat mich gerade angerufen. Sie wollen Adya mal etwas mehr von der echten Welt zeigen. Deshalb dachten wir, wir könnten heute Abend zusammen auf den Weihnachtsmarkt gehen? Maya und ich brauchen hier noch ein bisschen, wir wollen die Sachen auch schon in die Wohnung bringen und den Küchenboden zu Ende abschleifen, aber danach ist die Idee doch schön?"

larry adventskalender 2o20Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt