17. türchen - christmas charity

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Angestrengt stellt Harry die letzte Kiste ab und seufzt.

Am Weihnachtsabend waren es echt immer weniger Freiwillige als sonst. Und er konnte es ja gewissermaßen verstehen, Weihnachten war das Fest der Familie und die Menschen wollte nunmal zu Hause feiern und nicht arbeiten, aber ging es nicht auch irgendwie darum etwas zurückzugeben?

Und es würde ja keine Ewigkeiten dauern. Spätestens um halb zwölf machte Frank hier zu und dann könnte er noch genauso gut mit seiner Familie feiern.

Er öffnete die obersten drei Hemdknöpfe und fächelte sich Luft zu. Dafür, dass draußen Minusgrade herrschten war es im Hinterzimmer der Küche ganz schön heiß.

„Harry?", rief Camila und die Tür schwang auf. „Hast du den Mais?"

„Ja, hier!" Harry warf ihr eine Dose zu und sie verschwand wieder in der Küche. Er sortierte die Lebensmittel, die nicht gekühlt werden mussten kurz in die Regale ein, dann ging er noch in die Kühlkammer und verstaute die anderen.

Seufzend begab er sich dann durch die Schwingtür in die Küche, wo die paar Leute, die sich heute fürs kochen gemeldet hatten, geschäftig hin und her wuselten. Lächelnd lief er durch sie hindurch, sog den Duft von leckerem Eintopf und irgendwelchen anderen Dingen, die genauso gut rochen tief ein und lief dann durch die nächste Schwingtür.

Bei der Essensausgabe war es ziemlich hektisch, der ganze Raum war überfüllte mit Menschen. Dieses Jahr hatten wirklich viele das Angebot der Hilfsorganisation wahrgenommen. Es waren einige Familien, aber auch ziemlich viele einzelne Personen, die sich teilweise trotzdem an Tischen in Grüppchen zusammenfanden da. Harry fand diese Gemeinschaft, die sich hier jedes Jahr bildete wunderschön.

Hinter der Theke, wo jetzt auch er stand, ging es geschäftig zu und Frank rauschte sofort auf ihn zu und reichte ihm eine Schürze.

„Hier, geh dir eben die Hände waschen und komm dann wieder, ich muss dringend nach hinten ins Büro, aber irgendwer muss hier mit Mitch und Madison die Stellung halten." Sofort nickte Harry, nahm die Schürze an sich und stand zwei Minuten später neben Mitch, einem sehr ruhigen Freiwilligen, der sich über die Jahre aber zu Harrys Freund entwickelt hatte und Madison, einem Mädchen, das im letzten Jahr zum ersten Mal dabei gewesen war. Sie lächelte Harry freundlich zu, strich sich eine Strähne, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte hinters Ohr und bediente dann mit dem gleichen Lächeln eine ältere Dame, die gerade bei ihr war.

Harry war sofort mitten im Geschehen. Er lächelte, machte Small Talk und gab Essen aus. Dabei scherzte er mit ein paar Kindern, beobachtete das Strahlen auf ihren Gesichtern wenn er ihnen sogar zum Nachtisch Schokolade gab und freute sich, weil ihn tatsächlich Leute wiedererkannten.

Es gab sehr viel zu tun, weil immer mehr Leute kamen, Camila ständig neues Essen aus der Küche brachte und Harry zwischendurch ein paar vollgematschte Tische abwischen musste, sodass er wirklich ins Schwitzen geriet. Aber das war es wert. Zu sehen wie schön die Stimmung hier war, mit der leisen Weihnachtsmusik, die aus einer Ecke mit CD-Player dudelte, dem Geruch von Essen in der Luft und dem Gefühl von Nächstenliebe, da war es einfach wert so hart zu arbeiten.

Vor allem weil er sehen konnte wie sich manche Menschen nach langer Zeit wieder richtig satt essen konnten.

Erst als sich der Ansturm nach und nach legte und immer mehr Leute die Halle verließen, konnte Harry eine kleine Pause machen und sich ein bisschen mit Madison unterhalten.

Es waren bei Weitem nicht mehr so viele Leute da und es würden vermutlich auch nicht mehr viele kommen. Deshalb konnten die meisten der Köche und Köchinnen schonmal gehen, das Essen was da war sollte jetzt reichen.

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